Bürger verlangen Antworten nach Überschwemmungen
Bürger verlangen Antworten nach Überschwemmungen
Noch einmal machen wir das nicht mit“, und „wir fühlen uns verschaukelt“: Das waren zwei von zahlreichen Aussagen bei einer Informationsversammlung, zu der die Gemeinde Differdingen am Donnerstagabend infolge der Überschwemmungen von vergangener Woche geladen hatte. Verzweiflung und Enttäuschung waren aus den Wortmeldungen der etwa 50 anwesenden Einwohner herauszuhören.
Verzweiflung und Enttäuschung waren aus den Wortmeldungen der etwa 50 anwesenden Einwohner herauszuhören. Kurzer Rückblick: Am vergangenen Freitagabend waren innerhalb von zwei Stunden fast 50 Liter pro Quadratmeter gefallen und hatten vor allem in der Rue Emile Mark und im Viertel Fousbann für viele Schäden gesorgt.
120 Einsätze waren vom Rettungsdienst CGDIS in Differdingen durchgeführt worden. Fünf Personen waren von den sintflutartigen Regenfällen dermaßen überrascht worden, dass sie aus ihren Autos befreit werden mussten.
Stellen Sie uns ihre Fragen. Teilen Sie uns auch ihre Wut mit.
Bürgermeisterin Christine Brassel-Rausch
Den Bürgern ging es nun am Donnerstagabend in der Hall O vor allem um eins: Warum kam es zu diesen Überschwemmungen? Und diesbezüglich kam vor allem ein Thema immer wieder zur Sprache. Seit der Eröffnung der Rocade im Oktober 2017 hat es nun zwei Mal große Überschwemmungen gegeben. „Da ist etwas faul. Ich kann mir nicht vorstellen, dass technisch alles in Ordnung ist“, so David, der in der Cité Henry Grey wohnt.
Subsidien für Rückstauklappen
Am stärksten betroffen war vor allem ein Restaurant, das in der Rue Emile Mark – auf der Ecke mit der Rue du Gaz – liegt. Besitzer Jacques Pan ist verzweifelt und fragte in der Versammlung: „Was mache ich mit meinem Lager? Den Keller kann ich nicht benutzen. Es geht es um das Überleben meiner Familie. Wir leben von diesem Restaurant.“
Die Einwohner der Rue Emile Mark hatten keine Chance gegen das Wasser, wie zum Beispiel im Café Metropole. Im Keller sind die Heizung und die Bierzapfanlage zu Schaden gekommen. In diesem Haus, wie in anderen auch, kamen eigene Pumpen zum Einsatz, um das Hochwasser zu bekämpfen.
Der komplett versammelte Schöffenrat um Bürgermeisterin Christiane Brassel-Rausch (Déi Gréng) war dann auch vor allem um Beschwichtigung und Solidaritätsbekundungen bemüht. Man war sich aber bewusst, dass man nicht nur positive Reaktionen erhalten würde. „Stellen Sie uns ihre Fragen. Teilen Sie uns auch ihre Wut mit“, so die Bürgermeisterin zu Beginn.
Die Gemeindeverantwortlichen versprachen den Bürgern zur Seite zu stehen – auch finanziell. Es stehe ein Budget von 50.000 Euro „aides aux sinistrés“ zur Verfügung. Dieses könne auch noch vom Gemeinderat erhöht werden. Subsidien soll es auch für die Installation von Rückstauklappen, die in der Cité Henri Grey bereits in einigen Häusern bestehen, aber vergangenen Freitag nichts gebracht haben, geben.
Hilfe durch Sandsäcke?
Kurzfristige Hilfen könnten zum Beispiel daraus bestehen, Sandsäcke zur Verfügung zu stellen – auch wenn die anwesenden Bürger anzweifelten, wie dies praktisch umgesetzt werden solle und inwiefern dies bei einem Starkregen helfen könne. Antworten auf die Fragen nach der Ursache gab es keine. Die technischen Installationen hätten „funktioniert, aber es war einfach zu viel Wasser“, hieß es. Christiane Brassel-Rausch versprach, dass die nötigen Analysen durchgeführt werden, aber „wir brauchen Zeit“.
In der Gemeinde wird auch eine Arbeitsgruppe geschaffen. Hier sollen dann auch Vertreter des ArcelorMittal-Werks zugegen sein. Der Name des Stahlriesen fiel auch öfters am Donnerstagabend. Die Bürger stellten sich die Frage, warum das Wasser in sehr kurzer Zeit abfließen konnte. ArcelorMittal hätte „eine Schleuse geöffnet. Nur so ist dies möglich“, wunderten sich einige Bürger.
Die Einwohner Differdingens wollen Antworten und hoffen, dass der nächste Starkregen noch lange auf sich warten lässt.
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