„Bottom-Up-Ansatz soll verwendet werden“
„Bottom-Up-Ansatz soll verwendet werden“
Von Jeroen van der Hoef
Mit den Naturparks Our und Uewersauer befinden sich zwei Naturparks im Großherzogtum. Der Naturpark „Mëllerdall“ ist in der Entstehungsphase und soll in zwei Jahren realisiert werden. Seit mehr als zehn Jahren besteht auch die Idee eines grenzübergreifenden Naturparks „Dräilännereck“, womöglich mit den Gemeinden des Kantons Remich sowie Kommunen aus dem Saarland und Lothringen. Durch eine Anfrage aus dem Kanton Remich hat das geplante Projekt neuen Auftrieb erhalten. Über den Status quo, die mögliche Größe und einen eventuellen Zeitplan sprach das Luxemburger Wort mit Marco Schank, dem delegierten Minister für Nachhaltigkeit und Infrastrukturen.
Herr Minister, wie ist der Stand der Dinge beim Thema Naturpark „Dräilännereck“?
Marco Schank: Die Erwähnung eines Naturparks geht auf die „déclaration d'intention“ aus dem Jahr 1981 zurück. 1999 wurde eine Interreg-Studie mit einer Bestandsaufnahme und einer Darstellung von Perspektiven veröffentlicht. Danach ist leider nicht mehr viel passiert.
Insbesondere das Festlegen der Grenzen des Naturparks ist nicht einfach und dies wurde auch nicht bis ins Detail besprochen. Dazu erhielt der Naturpark Mëllerdall eine höhere Priorität, weil deutlich wurde, dass die Gemeinden sich dort intensiv mit dem Thema befasst und ihren Willen zur Gründung eines Naturparkes deutlich bekundet haben.
Ende 2010 habe ich erste Sondierungsgespräche mit Vertretern aus den Gemeinden des Kantons Remich geführt. Vor rund zwei Wochen erhielt ich einen Brief von den Gemeinden aus diesem Kanton. Darin werde ich um ein Gespräch gebeten. Man habe in den acht Gemeinden Interesse daran, einen Naturpark zu schaffen, hat Henri Kox, der Bürgermeister von Remich, stellvertretend für die acht Gemeinden geschrieben. Im Herbst wird es zum Gespräch kommen.
Kommen aus Luxemburger Sicht nur Gemeinden aus dem Kanton Remich in Frage?
Schank: Es hat eine parlamentarische Anfrage vom Abgeordneten Léon Gloden dazu gegeben, da auch Gemeinden aus dem Kanton Grevenmacher Interesse an einer Teilnahme am Naturpark „Dräilännereck“ bekundet haben. Ich freue mich, dass die Idee eines Naturparks so positiv angenommen wird. Ich habe mich jetzt aber noch nicht festgelegt. Ich werde mich zunächst mit den Vertretern aus den Gemeinden des Remicher Kantons treffen.
Können Sie sich aber vorstellen, dass Gemeinden aus dem Kanton Grevenmacher oder vielleicht auch aus dem Süden des Landes dem Naturpark „Dräilännereck“ beitreten werden?
Schank: Dazu möchte ich jetzt keine Aussage machen, aber selbstverständlich ist dies nicht ausgeschlossen. Grundsätzlich soll man sich aber fragen, was man mit dem geplanten Naturpark erreichen möchte und wie das Leitbild aussehen sollte. Ein Naturpark befindet sich in einer Region, in der ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Entwicklung angestrebt wird. Dort soll auch regionale Zusammenarbeit geschehen.
Auch der nachhaltige Tourismus spielt dabei eine wichtige Rolle. Man kann einen Naturpark nicht unendlich groß gestalten, aber man muss ja auch die Gemeinden, die sich nicht unmittelbar an der Mosel befinden, also die Gemeinden aus dem Moselvorland, berücksichtigen.
Wie würde das Leitbild konkret aussehen?
Schank: Wichtig ist, wie bei allen Naturparks, dass die regionale Zusammenarbeit verstärkt wird. Leader Miselerland hat wichtige Vorarbeit geleistet, in dem der Zugang zur Natur und der Zugang zu den regionalen Produkten verbessert worden ist. Die regionale Wertschöpfung muss noch weiter vorangetrieben werden, denn das ist ein Teil des Leitbildes.
Ein Thema ist auch die Kulturlandschaft Mosel mit dem Naturschutzgebiet „Haff Réimech“, in dem das Naturzentrum „Biodiversum“ momentan gebaut wird. Ein wichtiger Aspekt sind natürlich auch der Weinbau und weitere spezifische Merkmale wie zum Beispiel die Straße der Römer.
Wir gehen vom Bottom-Up-Ansatz aus. Nicht die Regierung oder der Minister legt die Ziele fest, sondern die Wünsche und Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger sollen respektiert werden. Ich bestehe darauf, dass dabei dieser Bottom-Up-Ansatz verwendet wird.
Wer wird denn bei dem Schaffungsprozess mit eingebunden?
Schank: Eingebunden werden die Gemeinden und Interessengruppen, beispielsweise aus der Landwirtschaft, dem Weinbau, dem Tourismus, und dem Handwerk. Die Bürgerinnen und Bürger aus der Region müssen von Anfang an am Schaffungsprozess beteiligt sein.
Wie sieht die Bereitschaft in Deutschland und Frankreich aus?
Schank: Dazu kann ich im Moment nichts sagen, weil ich dort noch nicht nachgefragt habe. Sie wird aber sicherlich zum Thema. Meine ehemalige Amtskollegin aus dem Saarland stand der Idee positiv gegenüber. Nach der Regierungsumbildung habe ich noch nicht mit meinem neuen Amtskollegen sprechen können, werde dies aber tun. In Frankreich ist die Kompetenzverteilung wesentlich komplexer. Da weiß ich noch nichts Konkretes.
Könnten Sie es sich vorstellen, dass Frankreich und Deutschland nicht mitmachen würden und es ein ausschließlich Luxemburger Naturpark sein wird?
Schank: Ja natürlich. Aber bei einer Schaffung eines Naturparks muss man immer grenzüberschreitend denken. Es sind ja schließlich auch Kooperationen im Laufe der Zeit entstanden. Das ist auch sehr gut. Nochmals, ich kann es mir vorstellen, aber in der Realität wird es so oder so zu Kooperationen kommen.
Zur Info: Das vorliegende Interview wurde für wort.lu gekürzt. Den vollständigen Text finden Sie im Luxemburger Wort vom 16. August (Seite 2 und 3).
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