Bommeleeër: Weydert und Schockweiler als potenzielle Beschuldigte
Bommeleeër: Weydert und Schockweiler als potenzielle Beschuldigte
(str) - Gleich zu Beginn der Verhandlung am Dienstag hat der beigeordnete Staatsanwalt Georges Oswald das Wort ergriffen. Was er dann sagte, dürfte weitreichende Folgen für den Bommeleeër-Prozess haben.
Er habe der Kriminalkammer eine fundamentale Überlegung mitzuteilen, eröffnete Georges Oswald. Die Anhörung der Zeugen in den letzten Tagen sei eine regelrechte Fronarbeit gewesen. Der Zeitpunkt sei nun aber gekommen, dem Zeugen Marcel Weydert zu sagen, dass er nichts mehr vor Gericht sagen müsse, mit dem er sich selbst belasten würde. Die Staatsanwaltschaft sei der Auffassung, dass Weydert angesichts seiner Aussagen vor Gericht als potenzieller Beschuldigter angesehen werden müsse.
Neue Bommeleeër-Ermittlungen
Dies betreffe nicht nur Weydert sondern auch Armand Schockweiler und noch Andere, fuhr Oswald fort. Weitere Namen nannte er allerdings nicht. Gegen alle diese Personen müssten weitere Ermittlungen in die Wege geleitet werden – parallel zum laufenden Prozess. Die Verhandlungen sollten demnach weitergeführt werden.
Damit alles seine prozeduale Ordnung habe, müssten die betroffenen Personen aber zunächst die Niederschrift ihrer Aussagen unterzeichnen. Um unnötige Verzögerungen zu verhindern, soll die Einsicht in die Transkription parallel zum Prozess in einem separaten Raum geschehen. Nur die möglichen Änderungen, die sie in ihre Aussage einbringen wollen, sollten in regulären Sitzungen verhandelt werden. Die Verteidiger von Marc Scheer und Jos Wilmes waren hiermit nicht einverstanden und protestierten lautstark. Sie forderten, dass die Transkriptionen im öffentlichen Prozess verlesen werden sollen.
Nach einer kurzen Beratungspause bat die vorsitzende Richterin Marcel Weydert in den Zeugenstand. „In Anbetracht der Anklageschrift und Ihrer Aussagen haben wir entschieden, Sie nicht weiter als Zeuge anzuhören“, betonte Sylvie Conter. Die Aussagen sollen gemeinsam mit den Transkriptionen an einen Untersuchungsrichter weitergeleitet werden. In der Zwischenzeit sollen die Verhandlungen aber weitergeführt werden.
„Habe mir nichts dabei gedacht“
Oswald fragte Weydert, ob er angesichts des neuen Sachverhalts seine Aussage nicht abändern wolle. „Ich kann nur sagen, ich habe mir nichts bei meinen Aussagen gedacht“, beteuerte Weydert. „Es war auf jeden Fall nicht so gedacht, dass ich irgendjemand in die Irre führen wollte“.
Doch was bedeutet der neue Sachverhalt? Die vorsitzende Richterin hat einen Untersuchungsrichter mit Ermittlungen „à charge et à décharge“ gegen Weydert und Co. befasst. Die betroffenen Personen werden nun von dem Untersuchungsrichter angehört und der entscheidet dann, ob es zu einer Anklage vor der Ratskammer kommt. Untersuchungsrichter Ernest Nilles hat, wie es scheint, gleich nach der Sitzung die Arbeit aufgenommen. Knapp eine Stunde nach der Verhandlung wurde bereits im Wohnhaus von Marcel Weydert eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Durchsucht wurden dabei sowohl das Haus wie auch Weyderts Auto.
Schockweiler war von einem ehemaligen Mitarbeiter des Mess- und Erkennungsdiensts schwer belastet worden. André Glodt hatte ausgesagt, dass Schockweiler zu einem Zeitpunkt, als er die Gendarmerie bereits verlassen hatte, Bommeleeër Asservate an sich genommen habe. Richterin Conter hatte in den vergangenen Tagen angedeutet, dass wenn dem so wäre, wohl von einer Unterschlagung von Beweismitteln ausgegangen werden könnte.
Steffen und Biver
Am Mittwoch wird der Prozess erst einmal weitergeführt. Dann sollen die Zeugen Steffen und Biver angehört werden. André Steffen war Hundemeister in der BMG und später beim Drogendezernat. Er hatte in einer eidesstattlichen Erklärung von einem Gespräch zwischen den Bommeleeër-Ermittlern und dem damaligen Chef der Kriminalpolizei Romain Nettgen berichtet. Der Zeuge situierte das Gespräch im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Henri Flammang. Dabei hätten die Ermittler ihrem Chef gesagt: „Elo hu mer de Bommeleeër. Mir hunn en Abschidsbréif. Doran huet en Aveu gemaach.“ Dem „Luxemburger Wort“ liegen, die Abschiedsbriefe von Flammang vor. Keinem der Schreiben ist eine Andeutung auf die Bommeleeër-Attentate zu entnehmen. Die Polizisten bestreiten zudem, dass ein derartiges Gespräch je stattgefunden habe.
