Bommeleeër: Planspiele in Düdelingen
Bommeleeër: Planspiele in Düdelingen
(str) - Als junger Soldat war Mario Schmitz an einer geheimen Übung mit amerikanischen Spezialkräften beteiligt. Das war 1981. Mehr als 30 Jahre später, berichtete er nun im Bommeleeër-Prozess von den damaligen Ereignissen.
Im März 2013 hatte sich Mario Schmitz bei der Staatsanwaltschaft gemeldet. Weil auf einmal von „der WSA-Geschichte“ geredet worden sei, weil in einem RTL-Bericht eine Verbindung zum Stay-Behind-Netzwerk ins Gespräch gebracht worden sei und weil es hieß, die Akten von damals seien nicht mehr auffindbar. „Deshalb wollte ich schildern, was aus meiner Sicht damals geschah“, so der Zeuge vor der Kriminalkammer.
In geheimer Mission
Von 1980 bis 1983 war Schmitz bei der Armee. Im Herbst 1981 wurde er dann am Herrenberg ins Pavillon 1 bestellt, erzählt der Zeuge. Adjudant Gustave Moes erklärte ihm, man habe ihn für eine Übung ausgewählt an der nur wenige Luxemburger Soldaten teilnehmen würden. Wer noch, das erfuhr er damals nicht. Allerdings war ihm klar, dass er nicht unbedingt etwas mit den Anderen zu tun haben würde. Und vor allem: Er musste absolutes Stillschweigen über die Übung bewahren.
Man sagte ihm, er sei ausgewählt worden, weil der damalige Kaporal ein zuverlässiger Soldat sei, weil man Vertrauen zu ihm habe. „Ich habe damals in Schouweiler gelebt“, erklärte der heutige Kriminalpolizist im Zeugenstand. „Als ich mir die topografischen Karten angesehen habe, wurde mir klar, dass die Wahl wohl eher deswegen auf mich gefallen war. Ich konnte von zuhause aus schnell in diesem Sektor intervenieren.“ Dem Soldaten gab man auch eine Telefonnummer für den absoluten Notfall und erklärte ihm, seine Aufgabe sei lediglich die eines Fahrers.
Unter Logistikern
Zuhause wartete er dann auf einen Anruf. Der kam auch recht bald. Am Flughafen traf er sich mit einem Amerikaner. Der Fremde stellte sich als Angehöriger des US-Marine-Korps vor, als Mitglied der Special-Forces. Der sagte ihm dann, er solle einen Lieferwagen bei einer Autovermietung anmieten. Doch Schmitz war noch keine 21 und so musste der Amerikaner das dann selbst erledigen. Mit dem Ford Transit fuhr man dann nach Mamer. „Unterwegs erklärte er mir, dass er ein Logistiker sei und genau das sei auch meine Aufgabe“, erzählte der Zeuge Schmitz.
Der Fremde erklärte ihm, im Norden des Landes seien Fallschirmspringer gelandet. Bei der Übung gehe es um das WSA-Militärlager in Düdelingen. Der Mann nannte ihm zudem zwei mögliche „Pick-Up-Points“, an denen er die Kommando-Einheit auflesen solle. Einer lag zwischen Mamer und Dippach, der Zweite auf einem Feldweg an der Grevelsbarrière.
Mit dem US-Marine-Soldat fuhr er dann nach Düdelingen zur WSA am Krakelshaff. Der Amerikaner machte Fotos und dann fuhr man gleich weiter.
Der Tag X
Tags drauf wurde er erneut angerufen. Mit einem Code teilte man ihm mit, zu welchem „Pick-Up-Point“ er zu fahren habe. Dort stiegen vier Mann ein und er brachte sie zur WSA. Zu diesem Zeitpunkt beschränkte man sich darauf, an dem Gelände vorbei zu fahren. Abends – Schmitz ist sich nach knapp 33 Jahren nicht mehr sicher, ob es am gleichen Tag war, oder einen Tag später – fuhr man erneut zur WSA. Diesmal stiegen die Amerikaner aus. 15 Minuten später holte er sie wieder ab. Alles verlief nach Plan.
Dann kam der Tag X – der Tag, an dem mit der Übung ernst gemacht wurde. „Unterwegs haben die Amerikaner geredet“, erinnerte sich Mario Schmitz. „Sie sagten, es ginge darum, die Sicherheitsmaßnahmen des WSA-Lagers zu testen. Sie sollten zudem etwas hinterlegen, um den Erfolg ihrer Mission zu belegen.“
An diesem Abend sollte Schmitz die Einheit nach anderthalb Stunden abholen und nicht länger als zwei Minuten auf sie warten. „Ich fuhr dann nach Hellingen“, erzählte Schmitz am Donnerstag. „Da ich dort zu sehr auffiel, fuhr ich zum Bahnhof in Bettemburg. In einem Café ging ich etwas trinken, und ich war noch nicht lange drinnen, als ich draußen Fahrzeuge mit Blaulicht vorbeifahren sah“. Er dachte zunächst an einen Unfall und fuhr deshalb die Strecke nach Hellingen ab. Doch dort gab es nichts dergleichen.
"Übung schief gelaufen"
Zum vereinbarten Zeitpunkt fuhr er dann zum Treffpunkt. Doch niemand kam. Als er 15 Minuten später bei einem zweiten Versuch noch immer niemanden antraf, wählte er in einer Telefonzelle die Notfallnummer, die man ihm gegeben hatte. Am Telefon sagte man ihm, die Übung sei schief gelaufen, er solle nach Hause fahren und sich am Tag danach normal zum Dienst melden. Ein Debriefing gab es nicht, so Schmitz.
„Für mich war es eine normale Militärübung“, erklärte Schmitz auf eine Frage der vorsitzenden Richterin hin. „Mir hat damals auch nie jemand etwas über Stay Behind gesagt. Davon habe ich erst etwas mitbekommen, als in der Presse das Amalgam mit der Attacke in Vielsalm gemacht wurde“. Er erinnere sich nicht daran, dass die Männer, die er nach Düdelingen fuhr, bewaffnet gewesen seien. Auch von anderen Einheiten wisse er nichts.
"Was machen Special Forces im Großherzogtum?"
Für Me Vogel stellte sich in der Sitzung am Donnerstag vor allem eine Frage: Was machen amerikanische Spezialeinheiten im Großherzogtum? Richterin Conter bemerkte, dass nicht jedes Nato-Manöver eine Stay-Behind-Aktion sei.
Me Lorang hingegen betonte, dass die Special Forces über eine Sabotage-Ausbildung verfügen würden – im Gegensatz zu Scheer und Wilmes. Gendarmerie-Offiziere hätten über die Übung Bescheid gewusst und die Amerikaner hätten die Gendarmerie-Brigade in Düdelingen unbehelligt verlassen dürfen, obwohl sie eine Straftat begangen hätten.
Ermittler Klein erklärte hierzu, es habe öfters derartige Übungen an der WSA gegeben. Ehemalige Gendarmen hätten ihm gesagt, die Ordnungskräfte seien stets darüber informiert worden, um mögliche Konfrontationen zu verhindern.
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