Wie erwartet, wurden noch vor den Sommerferien Anschuldigungen gegen neun von zehn neuen Bommeleeër-Beschuldigten erhoben. Bei dem zehnten Verdächtigen handelt es sich um Ben Geiben. Marcel Weydert ist nur wegen Falschaussage angeschuldigt.
Nach letzten Anhörungen im Bommeleeër-Dossier Anfang Juli hat der Untersuchungsrichter nun Anschuldigungen gegen neun von zehn neuen Tatverdächtigen erhoben. Sie gelten nun formell als Beschuldigte im Strafverfahren.
Im Februar 2013 hatte der Bommeleeër-Prozess gegen lediglich zwei ehemalige Mitglieder der Gendarmerie-Spezialeinheit Brigade Mobile begonnen. Im Juli 2014 war der Prozess auf unbestimmte Zeit für weiterführende Ermittlungen unterbrochen worden.
Obwohl die Staatsanwaltschaft in einer am Mittwochvormittag verschickten Pressemitteilung keine Namen der neuen Beschuldigten nennt, ist offensichtlich, um wen es sich dabei handelt. Nach 177 Prozesstagen hatte der Ankläger im Juli 2014 vorgebracht, dass eine Reihe von Zeugen sich im Prozessverlauf derart verdächtig gemacht hatten, dass sie nicht weiter nur als Zeugen angehört werden könnten.
Daraufhin wurde der Prozess unterbrochen und Ermittlungen gegen den Ex-Gendarmen Marcel Weydert sowie die Gendarmerie-Offiziere Aloyse Harpes, Pierre Reuland, Guy Stebens, Armand Schockweiler und Charles Bourg eingeleitet. Diese Ermittlungen sind nun so weit abgeschlossen, dass der Untersuchungsrichter gegen alle sechs Verdächtigen Anschuldigungen erheben konnte.
In den vergangenen Monaten hatte sich zudem angedeutet, dass es auch Verdachtsmomente gegen drei ehemalige Bommeleeër-Ermittler gibt. Dabei handelt es sich um die damaligen Sûreté-Beamten Paul Haan, Guillaume Büchler und Lucien Linden. Auch sie gelten fortan als Beschuldigte im Strafverfahren.
Alle drei hatten im Herbst 1985 gegen den damals bereits Ex-Gendarmerie-Offizier und Gründer der Gendarmerie-Spezialeinheit Ben Geiben ermittelt. Geiben ist denn auch der zehnte Verdächtige, gegen den nun ermittelt wurde. Allerdings wurde gegen ihn keine Anschuldigungen erhoben.
Erst mit der formellen Beschuldigung erhalten die Tatverdächtigen Einblick ins Ermittlungsdossier. Die Staatsanwaltschaft betont, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Es würden punktuell Untersuchungen stattfinden, heißt es. Nach Abschluss der Ermittlungen liegt das Dossier dann wieder in den Händen der Staatsanwaltschaft. Diese wird dann vor einer Ratskammer einen Prozess beantragen. Eine Entscheidung darüber ob, gegen wen und wegen welcher Anklagepunkte es einen Prozess geben wird, obliegt den Richtern dieser Chambre du conseil. Nach deren Entscheidung können alle Parteien Einspruch einlegen.
Wenn und falls die Ratskammer bis in zweiter Instanz grünes Licht für eine Prozessführung gibt, ist davon auszugehen, dass der gesamte Bommeleeër-Prozess neu aufgerollt wird. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens würden dann gemeinsam mit den bisherigen Beschuldigten Marc Scheer und Jos Wilmes insgesamt elf Angeklagte stehen.
Die Bommeleeër-Taten hielten in den 80er Jahren ganz Luxemburg in Atem. Die Serie umfasst 24 Sprengstoffanschläge von 1984 bis 1986. wort.lu listet die wichtigsten Daten auf.
Fünf Jahre sind vergangen, dass der Bommeleeër-Prozess ausgesetzt wurde. In den kommenden Tagen dürfte bekannt werden, dass die Ermittlungen abgeschlossen sind.