Blitzermarathon nimmt Raser ins Visier
Blitzermarathon nimmt Raser ins Visier
Als die Polizisten gegen 14 Uhr gegenüber dem Lycée Vauban ihre Laserpistolen ansetzen, dauert es nur wenige Augenblicke. Einen dunklen BMW und einen weißen Dacia trifft es als Erstes. Die Fahrer waren zu schnell über den Boulevard de Kockelscheuer unterwegs. Während die ersten Polizisten mit der Aufnahme der Personalien beginnen, winken andere bereits die nächsten Verkehrssünder heraus. Binnen kürzester Zeit steht fast ein halbes Dutzend Fahrzeuge entlang der Straße. „Guten Tag, wir führen eine Geschwindigkeitskontrolle durch. Sie waren mit 73 km/h statt 50 km/h unterwegs“, erklärt einer der Polizisten einer Fahrerin, als sie ihr Fenster herunterlässt.
Nachdem der Speedmarathon im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste, fanden am Mittwoch erneut landesweit im Zuge der Aktion während 24 Stunden zahlreiche Geschwindigkeitskontrollen statt. Seit einigen Jahren machen mehrere EU-Länder bei der internationalen Initiative mit - auch Luxemburg. Ziel der Aktion sei es nicht, möglichst viele Verstöße festzustellen, sondern die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren, wie André Schaack, Chefkommissar beim Service national de circulation et de sécurité routière der Polizei, erklärt.
Rasen zählt hierzulande zu den häufigsten Unfallursachen. So war laut den Unfallstatistiken des Jahres 2019 bei 59 Prozent der 22 Unfälle mit Todesfolge überhöhte Geschwindigkeit der Auslöser. Wie André Schaack betont, sei dennoch in den vergangenen Monaten eine erschreckende Entwicklung festzustellen. „Es gibt weniger Verkehr und die Menschen haben ganz klar die Tendenz, schneller zu fahren.“
So seien im direkten Vergleich zu vor zwei Jahren in den ersten vier Monaten des Jahres deutlich mehr Führerscheine aufgrund von Geschwindigkeitsüberschreitungen eingezogen worden. 2019 waren in diesem Zeitraum 53 der 519 eingezogenen Führerscheine auf einen Geschwindigkeitsverstoß zurückzuführen – für das Jahr 2021 136 von 356 Entzügen.
Auffällig sei aber auch, dass die Polizisten oft nachts – kurz vor der Ausgangssperre – zu dieser Maßnahme greifen müssten. Vier der letzten zehn Fahrerlaubnisse wurden zwischen 22.30 Uhr und 23.15 Uhr eingezogen. „Es lohnt sich nicht, sich zu beeilen, um beizeiten nach Hause zu kommen“, so André Schaack.
Bilanz folgt am Donnerstag
Eine offizielle Bilanz des Speedmarathons zieht die Polizei erst am Donnerstag. Die Zahl der eingezogenen Führerscheinentzüge dürfte aber im Laufe des Mittwochs weiter gestiegen sein. Zu den ersten beiden kam es bereits zwischen 11.30 Uhr und 12 Uhr im Zuge einer Kontrolle im Bereich einer Baustelle auf der A 13 in Höhe von Schifflingen.
Eine deutliche Gefahrenzone, wie André Schaack betont: „Das ist eine Stelle, an der Menschen arbeiten. Und trotzdem fahren Verkehrsteilnehmer mit über 120 km/h statt der erlaubten 70 km/h vorbei. Und das auch noch an einem Tag wie heute.“ Das sei nur schwer verständlich und zeige, dass noch viel Aufklärungsbedarf bestehe. Die Polizei habe nämlich die Aktion großflächig angekündigt und weist sogar auf den CITA-Warntafeln auf der Autobahn auf den Speedmarathon hin.
Dass allgemein über die sozialen Medien vor Verkehrskontrollen hierzulande gewarnt wird, stört die Polizisten grundsätzlich nicht. „Alles, was dazu beiträgt, die Verkehrssicherheit zu verbessern und dazu führt, dass weniger Leid durch Unfälle verursacht wird, ist positiv“, betont André Schaack.
Wenn die Verkehrsteilnehmer letzten Endes durch solche Warnungen in den sozialen Netzwerken langsamer fahren, habe die Polizei damit kein Problem damit. Geräte wie ein Radarwarner seien allerdings verboten.
Wichtiges Puzzlestück
Der Speedmarathon sei zwar eine punktuelle Initiative, dessen Auswirkungen nur schwer messbar seien, erklärt André Schaack. Allerdings sei die Aktion wichtig: „Verkehrssicherheit ist ein Puzzle und der Speedmarathon ein Stück davon, ohne das das Puzzle nicht komplett ist.“ Zudem werde im Vorfeld und im Nachhinein über die Aktion kommuniziert. Sie beschränke sich somit eigentlich nicht nur auf 24 Stunden.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Abgeordnete Marc Goergen (D'Piraten) die Wirksamkeit der Maßnahme für die Verkehrssicherheit in einer parlamentarischen Frage angezweifelt. Ihr positiver Effekt auf das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer würde laut einer Studie des Institute of Labor Economics aus Deutschland unmittelbar nach ihrem Ende verpuffen.
In seiner Antwort hatte der Mobilitätsminister François Bausch (Déi Gréng) indes betont, dass die Studie aber auch zeige, dass die Zahl der Verkehrsunfälle während solcher Speedmarathons um etwa acht Prozent sinke. Demnach hätten solche Maßnahmen zumindest punktuell einen positiven Effekt und könnten bei der richtigen zeitlichen Anwendung auch einen wichtigen Teil zur Verkehrssicherheit beitragen. Das Hauptziel der Maßnahme bleibe aber die Verkehrsteilnehmer für die Gefahren des Rasens zu sensibilisieren.
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