Bleesbrück: Ende eines trüben Kapitels
Bleesbrück: Ende eines trüben Kapitels
Am 17. Januar diesen Jahres ging ein eher trübes Kapitel in der Geschichte der Luxemburger Abwasserreinigung zu Ende. An dem Tag wurde nämlich die neue biologische Abwasserbehandlung bei der Kläranlage Bleesbrück in Betrieb genommen, womit dann auch die hohen europäischen Auflagen der Abwasserrichtlinie aus dem Jahr 1991 von allen Kläranlagen im Land erfüllt waren und die Strafgelder, die Luxemburg seit Jahren an die Europäische Kommission zahlen musste, hinfällig wurden.
Das Großherzogtum war bekanntlich im November 2013 vom Europäischen Gerichtshof zur Zahlung einer einmaligen Geldstrafe von 2,2 Millionen Euro und einer Strafzahlung von 2 800 Euro pro Tag, an dem das Land gegen die EU-Abwasserrichtlinie verstößt, verurteilt worden, weil zu dem Zeitpunkt noch sechs Anlagen nicht konform waren.
Ziel ein Jahr früher erreicht
Bis zum 17. Januar summierten sich die Strafgelder auf einen Betrag von immerhin 6 228 000 Euro. Da das Abwassersyndikat Siden, Bauherr der Kläranlage Bleesbrück, die als letzte den EU-Vorgaben nicht gerecht wurde, es schaffte, diese ein Jahr früher als ursprünglich geplant zu erfüllen, konnten dem Steuerzahler aber rund eine Million Euro erspart werden.
Dies wurde denn auch am Freitag im Rahmen der offiziellen Inbetriebnahme der neuen biologischen Abwasserbehandlung, durch die jetzt die vorgeschriebenen Ablaufwerte für die Nährstoffe Phosphor und Stickstoff eingehalten werden, mit einem gewissen Stolz seitens Siden-Präsident Aly Kaes hervorgehoben. Er sprach der ganzen Mannschaft um Siden-Direktor Roland Schaack einen großen Dank aus für ihren unermüdlichen und kompetenten Einsatz.
Auch Umweltministerin Carole Dieschbourg zeigte sich beeindruckt von der professionellen Arbeit des Siden in den vergangenen Jahren und sprach von einem Meilenstein in der Geschichte der Luxemburger Abwasserreinigung. Sie, so wie auch die Bettendorfer Bürgermeisterin Pascale Hansen, hielt denn auch nicht mit ihrer Genugtuung hinter dem Berg, dass nun ein eher leidiges Abwasserproblem von nationaler Bedeutung der Vergangenheit angehört und das reichste Land der Welt jetzt nicht mehr als schlechter EU-Schüler dasteht.
In der Folge tätigte Roland Schaack einen Rückblick in die Geschichte des Standorts Bleesbrück und ging auf die Herausforderungen in den kommenden Jahren ein. Realisiert sind bis dato zwei von fünf Bauphasen. Bis zum Abschluss der umfassenden Modernisierung – unter der Regie des Architektenbüros Brück und Weckerle aus Luxemburg-Stadt – wird es aber noch bis 2021 dauern. Nach der Fertigstellung der 3. Phase (Betriebsgebäude, Werkstätten, Lager sowie Schlammentwässerung) soll im Rahmen von Etappe vier im Zeitraum 2019 bis 2020 die Schlammfaulungsanlage erneuert und erweitert werden. Phase fünf stellt die Außenraumgestaltung dar (bis 2021).
Investitionen von 81 Millionen Euro
Für den Ausbau und die Erneuerung der Kläranlage übernimmt der Staat Baukosten in Höhe von 54 Millionen Euro. Der Gesamtkostenpunkt beläuft sich auf 81 Millionen Euro.
Getreu dem Motto „Nach der Modernisierung ist vor der Modernisierung“ hat man beim Siden aber auch schon einen klaren Blick in die Zukunft gerichtet. So will man sich nämlich schon in absehbarer Zukunft zum Vorzeige-Klärwerk emporschwingen, indem man in der Lage sein wird, selbst Mikroschadstoffe wie Pestizide, Arzneimittelwirkstoffe, Lebensmittelzusatzstoffe, Inhaltsstoffe von Kosmetika, Körperpflegemittel, aber auch Stoffe natürlichen Ursprungs, wie zum Beispiel Hormone, aus dem Ablauf der Kläranlage herauszufiltern.
Für den Einsatz von Verfahrenstechniken dieser weitergehenden Abwasserreinigung wurden bereits drei Varianten überprüft. Je nach Variante liegen die Investitionskosten zwischen 3,5 und 5,6 Millionen Euro.
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