Blannenheem-Generaldirektor: "Niemand wurde abgewimmelt"
Blannenheem-Generaldirektor: "Niemand wurde abgewimmelt"
Ganze sechs Din-A4-Blätter füllen die Beschwerden und Fragen, die 30 Familien von Bewohnern aus dem CIPA Blannenheem in Rollingen bei Mersch zusammengetragen haben.
Sie reichen von gestiegenen Preisen und weniger Leistungen über Zwangsimpfungen bis hin zu Kommunikationsmangel. Vorwürfe und Fragen, die sie an Generaldirektor Jean-Paul Grün richten.
Einer der Betroffenen ist Georges Klepper, der an einer Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) leidet. Er wohnt seit Juli 2018 im Blannenheem. Seine Frau, Patrice Klepper-Boever, besuchte ihn bis zum 13. März diesen Jahres, als die sanitäre Krise begann, jeden Tag und half ihm beim Essen. Das Personal übernahm diese Aufgabe bis zum 29. April.
Dann wurde Georges Klepper mitgeteilt, dass er außer einem Joghurt am Morgen, einer Suppe mittags und abends nur noch mit einer Magensonde ernährt werden solle. Es hieß, das Personal habe für die Essensreichung keine Zeit. Auf eine E-Mail, die Klepper noch am selben Tag an die Direktion schickt, hat er bis heute noch keine Antwort erhalten.
„Im Fall von Herrn Klepper war nie eine Magensonde vorgesehen. Er hat immer bekommen, was er brauchte und nimmt auch wieder an Gewicht zu“, sagt dazu Generaldirektor Jean-Paul Grün. Eine E-Mail habe er nie erhalten. „Solche Schreiben gehen meist an die Verantwortlichen des jeweiligen Stockwerks, die sie auch beantworten“, sagt Grün.
„Schlimme Anschuldigung“
„Der Vorwurf von Patrice Klepper-Boever, die Bewohner würden wie Objekte statt wie Menschen behandelt, ist schlimm und macht traurig“, sagt Grün, der seit Januar 2017 den Posten des Generaldirektors bekleidet.
„Das Personal hat sich während der Krise unheimlich engagiert. Wir haben alles getan, damit es den Bewohnern physisch und mental gut geht“, erklärt er und weist darauf hin, dass die hauseigenen Physiotherapeuten und Ergotherapeuten sehr früh in die Teams integriert wurden.
„Ich glaube, das Problem von Frau Klepper besteht darin, dass sie ihren Mann so lange nicht sehen durfte. Menschen sind soziale Wesen und brauchen den Kontakt zueinander“, gibt Grün zu verstehen.
Auf deren Beschwerde, er habe das Internet nicht freischalten lassen für die Nutzung von Tablets, die den Bewohnern des CIPA Blannenheem von einem Service Club zur Verfügung gestellt werden sollten, weicht Jean-Paul Grün aus: „Die Bewohner kommunizieren seit Jahren auf vielerlei Art: via Tablet, Smartphone, Telefon und per Brief. Nichts wurde verboten.“
Den Vorwurf des Kommunikationsmangels lässt der Generaldirektor nicht gelten: „Jeder erhält eine Antwort auf seine Fragen, sei es per Telefon oder E-Mail. Niemand wurde abgewimmelt.“
Ausbau von Küche und Wäscherei
Was die Preise und Leistungen betrifft, hat Grün eine einfache Erklärung: „Wir sind eines der preiswertesten Häuser im Land. Wenn die Lieferanten ihre Preise erhöhen, manchmal zweimal pro Jahr, müssen wir nachziehen.“
Das Geld aus den Reserven – um die 21 Millionen Euro – wird für Investitionen genutzt. So hat der Verwaltungsrat vor Kurzem beschlossen, die Küche und die Wäscherei auszubauen. Investitionen, die sich im Angebot widerspiegeln werden, etwa in vegetarischen Menüs und der Berücksichtigung von Lebensmittelintoleranzen, wie Grün erklärt.
Die Streichung der Vorspeise vom Sonntagsmenü hat laut dem Generaldirektor gleich zwei gute Gründe: „Unsere Bewohner haben zugenommen und die Essensmenge ist ganz einfach zu viel. Statt Lebensmittel wegzuwerfen, wird die Vorspeise weggelassen und um 16 Uhr ein Snack angeboten.“
Keine Zwangsimpfungen
Dass Bewohner gegen ihren Willen geimpft werden, stimme nicht, so Grün. Es stehe jedem frei, der Empfehlung seines Hausarztes nachzukommen.
Apropos Allgemeinärzte: „Die Wahl eines Arztes steht den Patienten frei. Fakt ist, dass diese während der sanitären Krise beschlossen, dass nur noch einer von ihnen pro Woche ins CIPA Bannenheem kommt“, erläutert der Chef des Hauses.
Und: „Beim Einzug ins Blindenheim erhalten die Bewohner einen Zettel, auf dem die Namen der Ärzte aufgeführt sind, die regelmäßig ins Haus kommen. Sie haben aber auch die Möglichkeit, ihren eigenen Generalisten hierher zu bestellen.“
Respekt, Menschlichkeit und Transparenz
In der Hauptsache fordern die Familien, dass die Kommunikation mit ihnen wieder aufgenommen wird, es zu einem respektvollen Miteinander kommt, ihre Beschwerden ernst genommen werden und eine Lösung gefunden wird, die für alle Bewohner lebenswert ist. Respekt, Menschlichkeit und Transparenz stehen auf ihrer Wunschliste.
Alles in allem führt Grün das Vorpreschen der 30 Familien auf die Covid-19 bedingte Ausgangssperre zurück: „Sie hat ihre Spuren hinterlassen, die Leute haben weniger Geduld.“
„Keine große Familie mehr“
Roger Hoffmann, der 33 Jahre lang das Blannenheem leitete und noch stets Kontakte zu Bewohnern und deren Familien pflegt, sagt: „Zu meiner Zeit waren wir wie eine große Familie. Das ist heute nicht mehr so. Jean-Paul Grün ist der falsche Mann auf diesem Posten. Der Verwaltungsrat muss jetzt seine Verantwortung übernehmen.“
Es ist dies eine weitere Aussage, die Jean-Paul Grün schmerzt: „Ich respektiere Hoffmann. Es ist schade, dass er so über mich herfällt.“
Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter und abonnieren Sie unseren Newsletter.
