Bewegung in luftiger Höhe
Bewegung in luftiger Höhe
Der lang ersehnte Augenblick ist endlich da: Der neue Fahrradweg zwischen Esch/Alzette und Belval, einem Teilstück der Piste cyclable PC 8, im Volksmund auch als „Studentewee“ bekannt, wird konkret. Minister François Bausch (Déi Gréng) und Bürgermeister Georges Mischo (CSV) haben am Mittwoch den symbolischen ersten Spatenstich in der Führerkanzel eines Baggers vorgenommen.
Dabei hätte das Vorzeigeprojekt ursprünglich bereits rechtzeitig für das Kulturjahr 2022 fertig sein sollen und hätte so eine zusätzliche Attraktion dargestellt. Dass dazu nun nicht kommen wird, liegt daran, dass der Weg größtenteils über das Gelände des Stahlwerks Belval führt und der Fortgang wegen langwierigen Verhandlungen mit ArcelorMittal ins Stocken geraten ist. So konnten die Arbeiten erst im Dezember 2020 öffentlich ausgeschrieben werden.
Der damals vorgesehene Termin für den Baubeginn lautete Mai 2021. Knapp zwei Monate später ist es nun so weit, und die Arbeiten können losgehen. Wobei sie genau genommen schon begonnen haben – in Form von unumgänglichen Vorbereitungen auf dem Werksgelände. So sind Gasleitungen erneuert und umgeleitet worden. Statt der protzigen, rostigen Rohre stellen nun schmale, blaue Leitungen die Versorgung des Stahlwerks sicher. Auf Escher Seite wurden zudem bereits im Februar Hecken und Sträucher entfernt.
„Europameister der Fahrradbrücken“
Das Projekt erstreckt sich über eine Länge von rund 1,9 Kilometern zwischen den beiden Endpunkten. Der Startpunkt liegt in Esch am Wendehammer in der Rue Henry Bessemer. Von dort aus geht es am Kreisel beim Autohaus Losch vorbei und weiter entlang der Straße „An der Schmelz“.
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Um die Eisenbahnschienen zu unterqueren, ist eine neue Unterführung neben der bestehenden Werkstraße vorgesehen. Von dort aus wird sich der Weg in dem „Allee“ genannten Teil nach oben bewegen. Während für Radfahrer ein direkter Weg nach oben gewählt wurde, ist für die Fußgänger ein separater Weg vorgesehen, der in Schlangenlinien den Höhenunterschied bis zum Kernstück des Projektes überwindet.
Auf dem 1.200 Meter langen Viadukt werden sich die Radfahrer und Fußgänger in 7,50 Metern Höhe auf Augenhöhe mit den Baumkronen befinden. Wie Minister Bausch nicht ohne Stolz bekannt gibt, handelt es sich dabei um die längste Fahrradbrücke in Europa.
Der Verlauf des Weges folgt der Grenze zwischen dem Werksgelände des Stahlwerks und der Eisenbahn. Dieses Teilstück, Promenade genannt, wird an drei Stellen verbreitert. An diesen sogenannten Placetten werden Ruhebänke aufgestellt.
Der Weg wird teilweise überhängend auf den Stützen liegen und von Stahlseilen getragen. Ein rund 320 Meter langer Sichtschutz wird den Blick auf die Fertigungsanlagen des Stahlwerks verhindern.
Der letzte Teil der Passerelle wurde Schmelz getauft und stellt in einer geschwungenen Bahn den Anschluss nach Belval her. Als kleiner Wink an die Stahlindustrie werden die Stützen auf diesem Teilstück der Umgebung angepasst und aus Stahlträgern realisiert.
Die Steigungen an den beiden Enden, sowohl auf Escher Seite als auch auf der Seite von Belval, werden weniger als fünf Prozent betragen. Für Fußgänger ist eine separate Rampe vorgesehen, die mit den Büros im dritten Stock des Hochhauses auf einer Höhe beginnt und sich dann in Richtung Parkplatz in der Avenue des Hauts-Fourneaux nach unten bewegt. Dort ist auch ein Aufzug vorgesehen und ein Wasserspiegel sorgt für Abwechslung.
Kosten und Termine in ständigem Wandel
Wenn es nun um die genauen Zahlen und Termine geht, so ändern sich diese mit fortschreitender Planung. Noch im April wurde von der Verwaltung für öffentliche Bauten ein Kostenpunkt von 36 Millionen Euro angesetzt. In seiner Ansprache beim symbolischen ersten Spatenstich korrigiert Minister Bausch diese Summe nun aber auf 39 Millionen Euro.
Auch bei den Bauzeiten sind die Prognosen recht schwankend. In den offiziellen Unterlagen der Ausschreibung geht man von 420 Arbeitstagen aus, was einer Inbetriebnahme im Frühsommer 2023 gleich käme. In dem nun vorgestellten Zeitplan soll der Weg jedoch bereits Ende 2022 fertiggestellt sein.
Frédéric de Oliveira von der Straßenbauverwaltung erläutert das weitere Vorgehen: „Zunächst werden wir an den beiden Enden mit den Erdarbeiten beginnen. Auf Escher Seite geht es dann an den Bau der neuen Unterführung.“ An drei verschiedenen Stellen wird die Baustelle vorangetrieben, damit noch vor Ende des Jahres die ersten Stahlelemente der Passerelle angebracht werden können.
„Die Stahlträger stammen von dem gleichen Lieferanten wie die Träger am Pont Buchler am hauptstädtischen Bahnhof, die erst vor Kurzem geliefert wurden“, erklärt de Oliveira weiter. Die Weichen sind also gestellt, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu ermöglichen und tatsächlich bis Ende 2022 eine neue Attraktion im Sinne der aktiven Mobilität zu schaffen.
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