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Benu-Couture: Moderne Kleider aus Stoffresten
Lokales 2 Min. 31.03.2019 Aus unserem online-Archiv

Benu-Couture: Moderne Kleider aus Stoffresten

Benu-Couture: Moderne Kleider aus Stoffresten

Foto: Benu
Lokales 2 Min. 31.03.2019 Aus unserem online-Archiv

Benu-Couture: Moderne Kleider aus Stoffresten

Anne Julie HEINTZ
Anne Julie HEINTZ
Ohne Umwelt, Arbeitern und Gesundheit zu schaden, stellt Benu-Couture in Esch aus Stoffresten Kleider her.

Upcycling ist „in“. Fast überall wird zurzeit damit geworben, aus Altem tolles Neues herzustellen. „Mit Recht“, meint Georges Kieffer, Initiator des Projekts Benu-Village, dem zukünftigen Ökodorf im Viertel Esch-Grenz. Laut ihm ist es höchste Eisenbahn, die Wiederverwertung von gebrauchten Materialien in den Vordergrund zu stellen. Sie sollte dabei aber ehrlich und durchdacht sein. Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Mit Benu-Couture, der Kleiderwerkstatt des Ökodorfs, wird dem Grundgedanken des Upcycling-Konzepts Rechnung getragen. Aus alten Kleidern und Stoffresten werden hier neue, modische Kleidungsstücke angefertigt. Das Resultat ließ sich vor Kurzem in der Halle des Centre national de collecte et de tri (CNCT) sehen.


Authentisch und integrativ

Hier fand das erste professionelle ZeroWaste-Fotoshooting mit den Kreationen von Benu-Couture statt. „Die Vereinigung Spëndchen, eine gemeinsame Initiative des Luxemburger Roten Kreuzes und Caritas, mit der wir eng zusammenarbeiten, hat uns ihre Lagerhalle zur Verfügung gestellt. Die Models waren eine ältere Dame sowie junge Studenten. Menschen also, wie sie uns jeden Tag auf der Straße begegnen. Der authentische und integrative Charakter spielt neben dem ZeroWaste-Gedanken nämlich eine ebenso wichtige Rolle. Bei der Fotografin und dem Make-up-Artisten, Lynn Theisen und Luca de Michele, haben wir auf Mitarbeiter des 1535° zurückgegriffen“, erklärt Georges Kieffer.

Eine ältere Dame präsentiert bei dem Fotoshooting die Kreationen von Benu-Couture.
Eine ältere Dame präsentiert bei dem Fotoshooting die Kreationen von Benu-Couture.
Foto: Lynn Theisen

Mit dem Projekt Benu-Couture wird ein Statement gegen den fehlenden Respekt vor Arbeitskräften und der Materie sowie den fahrlässigen Umgang mit Primärressourcen gesetzt. „Materie und die Menschen, die sie hergestellt haben, wieder wertschätzen“, lautet das Motto. Seit Ende vergangenen Jahres arbeitet das Team von Benu-Couture, das sich aus Näherinnen und einer Designerin zusammensetzt, in ihrem Atelier im Provisorium an diversen Kreationen und Kollektionen. Zwischen 150 und 200 Artikeln werden pro Monat verkauft. Für jedes einzelne Stück wird eine lebenslange Garantie gewährleistet.

In der Werkstatt von Benu-Couture arbeitet ein siebenköpfiges Team, das sich aus Näherinnen und einer Designerin zusammenstetzt.
In der Werkstatt von Benu-Couture arbeitet ein siebenköpfiges Team, das sich aus Näherinnen und einer Designerin zusammenstetzt.
Foto: Anne Heintz

„Dies soll unterstreichen, dass unsere Arbeitsmethoden und unser Einsatz qualitativ hochwertiger sind, als dies schon allein aus ökonomischen Gründen in der Industrie der Fall ist“, betont Kieffer. Der Stoff für die eigenen Kreationen wird aus Spenden zusammengetragen. „Wir wollen Menschen gezielt dazu aufrufen, alte Kleidungsstücke nicht wegzuwerfen oder in Altkleidercontainer zu geben. Denn, anders als weitläufig angenommen, wird inzwischen nicht nur mehr Bedürftigen damit geholfen. Der internationale Markt ist mit Kleidungs- und Stoffresten dermaßen überflutet, dass nur noch 1,7 Prozent aller Kleider, die über diesen Weg gespendet werden, bei Hilfsbedürftigen angelangen“, sagt der Initiator von Benu-Village.


Kleider made in Esch/Alzette
Das Kleidergeschäft im Ökodorf Benu in Esch steht vor der Eröffnung. Aus lokal eingesammelten Altkleidern werden hier neue Modekreationen geschaffen.

9 000 Tonnen Kleider „gespendet“

Allein in Luxemburg würden jährlich 9 000 Tonnen an Stoff – was dem Gewicht von zwei Millionen T-Shirts entspricht – „gespendet“. „Wir sollten den Tatsachen ins Gesicht sehen. Fast ein Drittel davon, so haben wir festgestellt, wird konsequent verbrannt. Anschließend werden die Kleider als thermoenergetisch recycelt erklärt. Doch je mehr Kleider verbrannt werden, desto höher wird die Recyclingquote. Ein ungesunder Prozess“, hebt Kieffer hervor.

Zwei Studenten boten sich als Models für das ZeroWaste-Shooting an.
Zwei Studenten boten sich als Models für das ZeroWaste-Shooting an.
Foto: Lynn Theisen

Das Projekt Benu, das sämtliche seiner Initiativen in die Kreislaufwirtschaft einreiht, will sich in diesem Zusammenhang für mehr Transparenz einsetzen und den Menschen Alternativen anbieten. Auf der Place de la Frontière sind Stoffreste jeder Art willkommen. Für jede Kollektion entwickelt Benu-Couture ein komplettes Design. Der Schnitt bleibt immer der gleiche, nur die Farben und Größen variieren. Ab Mitte April werden die Bilder zu den Kollektionen und dem ZeroWaste-Shooting auf der Internetseite von Benu zu sehen sein.


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