Auf dem Prüfstand: Die erste Riesenzecke in Luxemburg
Auf dem Prüfstand: Die erste Riesenzecke in Luxemburg
Nachdem im vergangenen Jahr das erste Exemplar einer Hyalomma-Zecke in Luxemburg gefunden wurde, wird das konservierte Exemplar nun im hauptstädtischen Naturmuseum untersucht. Forscher des Naturmuseums erhoffen sich anhand eines DNA-Abgleichs eine genauere morphologische Bestimmung des Blutsaugers durchführen zu können, das 2018 in Düdelingen gefunden wurde.
Derzeit wird vermutet, dass es sich bei dem Spinnentier um die Unterart Hyalomma Marginatum handeln könnte, doch da sich die Gattung der Hyalomma-Zecken aus rund 30 Unterarten zusammensetzt, bedarf es zur Bestätigung noch näherer Untersuchungen.
Die Hyalomma-Zecke, die vor allem in trockeneren Gebieten wie Afrika, Asien und Südeuropa heimisch ist, ist mit bis zu zwei Zentimeter mehr als doppelt so groß wie seine europäischen Artgenossen und fällt durch ihre orange-gelb gemusterten Beine auf.
Doch die Hyalomma-Zecke ist nicht nur optisch auffälliger, sie ist auch weitaus aggressiver als die gemeine Holzbock-Zecke. Im Gegensatz zu ihnen lauert die Riesenzecke nicht in niedrigem Gestrüpp oder Gras, sondern wartet am Boden auf seine Beute. Sie kann Warmblüter nicht nur wittern, sondern jagt sie auch aktiv, so Dr. Alexander Weigand aus dem MNHNL.
Hyalomma-Zecken erkennen Warmblüter über das CO2, das sie beim Ausatmen ausstoßen. Wenn der Parasit einen passenden Wirt identifiziert hat, kann er ihn mehr als zehn Minuten lang verfolgen und dabei Distanzen von mehreren hundert Metern zurücklegen. Hat sich die Zecke einmal festgebissen und bleibt dabei ungestört, kann sie rund einen Monat lang Blut saugen, bevor sie vom selben abfällt.
Die Parasiten können mehrere gefährliche Krankheiten übertragen, darunter auch das Virus, das im Menschen das Krim-Kongo-Fieber auslösen kann. Es ist eine der verbreitetsten Viruskrankheiten im Menschen, die durch Zecken übertragen wird. Zehn bis 40 Prozent der Erkrankungen enden tödlich, einen Impfstoff gibt es dagegen bisher noch nicht.
In Südwesteuropa gab es im Jahr 2016 den ersten dokumentierten Fall von Krim-Kongo-Fieber, in dem die Krankheit nicht aus wärmeren Gefilden eingeschleppt wurde. Ein 62-jähriger Mann hatte sich die Krankheit vermutlich über eine infizierte Zecke bei einer Wanderung in der spanischen Provinz Ávila zugezogen. Er starb rund eine Woche nach seiner Einweisung ins Krankenhaus. Einer seiner Pfleger erkrankte ebenfalls, überlebte den Virus allerdings.
In Deutschland scheinen die sich die Riesenzecken langsam aber sicher zu etablieren. Experten der Universität Hohenheim und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr in München haben Anzeichen dafür gefunden, dass die Parasiten im vergangenen Jahr erstmals in Deutschland überwintern konnten. Im Juni sind dort innerhalb von nur wenigen Tagen sechs Hyalomma-Zecken entdeckt worden: Fünf auf einem Pferdehof in Nordrhein-Westfalen und eine auf einem Pferd in Niedersachsen. Die Parasiten werden üblicherweise von Zugvögeln eingeschleppt und sterben über die kalten Wintermonate ab.
Anzeichen für eine weitere Verbreitung in Luxemburg gibt es bisher noch nicht, doch das könnte sich über die nächsten Jahrzehnte ändern. Laut Dr. Alexander Weigand sorgen mildere Winter und trockenere, heißere Sommer sorgen dafür, dass sich die unschönen Spinnentiere auch in nördlichen Gefilden immer heimischer fühlen. Ähnliche klimabedingte Migrationsmuster sind auch bei anderen tropischen Blutsaugern, wie zum Beispiel der Tigermücke zu beobachten.
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