Armee: Ex-Gewerkschaftspräsident platzt der Kragen
Armee: Ex-Gewerkschaftspräsident platzt der Kragen
Eigentlich war die Pressekonferenz des Syndicat professionel de la force publique zur Causa Schleck am Dienstagvormittag schon quasi abgeschlossen, als plötzlich den Mann, der neben Präsident Pascal Ricquier am Tisch saß, das Wort ergriff – und das nicht ganz zum Gefallen der restlichen Gewerkschaftsführung.
Das zeigte sich auch dadurch, dass sich SPFP-Anwalt Marc Kohnen zu einem gewissen Zeitpunkt gezwungen sah, dem Überraschungsredner einen Zettel zu reichen, der ihn offensichtlich aufforderte, klarzustellen, dass er nur in seinem persönlichen Namen spreche, nicht in jenem der Gewerkschaft.
Dabei ist der Redner kein Unbekannter: Patrick Frantz war jahrelang Mitglied der Armeegewerkschaft SPAL, später deren Präsident und ist nun kooptiertes Mitglied und Berater des SPFP.
"Keine Zufälle"
“Dass Christian Schleck 30 Minuten vor der SPAL-Generalversammlung eine fragwürdige SMS erhalten hat, war kein Zufall”, stellte Frantz klar. “Es gibt in solchen Angelegenheiten in der Armee keine Zufälle.”
Kurz vor der Generalversammlung auf direktem Weg oder über Mittelsmänner Druck auf die Gewerkschaft auszuüben, habe eine lange Tradition. Das habe er in 35 Jahren aktiver Mitgliedschaft in der Armeegewerkschaft jedes Jahr erlebt. “Wenn ihr das sagt, dann macht ihr die Armee kaputt”, sei stets der Grundtenor gewesen. “Immer wieder wurde versucht, den Gewerkschaftsvorstand zu sprengen”, betonte Frantz weiter. Einige Male sei dies fast gelungen – aber eben nur fast.
Spießrutenlauf und Isolierung
Was man nun mit Christian Schleck tue, sei nur die Fortsetzung von dem, was man mit ihm getan habe. “Auch mich hat man x-Mal versetzt”, fuhrt Patrick Frantz fort. Er sei schließlich vors Verwaltungsgericht gezogen. Und die 18-monatige Prozedur sei ein Spießrutenlauf gewesen. Man habe sich immer wieder bemüht, ihn zu isolieren.
“Der damalige Armeeminister Jean-Marie Halsdorf hat mir zum Ende seines Mandats gesagt, man habe ihm stets falsche Tatsachen über mich zugetragen”, unterstreicht Frantz. “Und diese Aussage ist auch in einem Protokoll festgehalten.”
Verwaltungsprozedur nicht eingehalten
Im Gegensatz zu Christian Schleck, sei bei ihm aber die Verwaltungsprozedur eingehalten worden. “Schleck hätte parallel zu seinem Bewertungsgespräch einen Brief erhalten müssen, der ihn über das Vorhaben, ihn zu versetzen informiert hätte”, bekräftigt Patrick Frantz. “Schleck hätte dann ein Antwortrecht gehabt, in dem er seine Einwände und seine Bedenken zur Unvereinbarkeit seiner neuen Funktion hätte äußern können. Aber hier ging es nur darum, ihm einen Maulkorb zu verpassen!”
Erst am 24. Mai habe General Alain Duschène ihn zu einem Vieraugengespräch zur Causa Schleck gebeten, erzählt Frantz weiter. “Er fragte mich, wie wir aus der Situation herauskommen könnten. Ich sagte ihm, nicht wir, ihr müsst da rauskommen. Dann erinnerte ich ihn daran, was er mir in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen sagte: Ries will nicht, Reinisch will nicht, dann Daubenfeld, dann Mancinelli, jetzt sind Sie Chef der Armee.”
"Heute Schleck, morgen ein anderer"
Doch Duschène mache nun so weiter, wie seine Vorgänger. Das sei eigentlich enttäuschend, denn Duschène sei als Armeevolontär zum Militär gekommen, habe dann die Armee von ganz unten bis ganz oben durchlaufen. Obwohl er genau wisse, wie Soldaten ticken würden, habe er es verpasst, Veränderungen in der Personalführung zu herbeizuführen. Nichts habe sich geändert.
“Es geht um das Prinzip”, meinte Patrick Frantz abschließend. “Heute ist es Schleck, morgen ist es ein anderer.”
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