Angst in der Clinique Sainte-Marie
Angst in der Clinique Sainte-Marie
(jsf) - Tragischer als der Todeskampf eines Krankenhauses ist, wenn man diesen kaum hört. Weil es noch ein größeres gibt. Das Centre Médical Clinique Sainte-Marie in Esch/Alzette steht vor dem Ende – und im Schatten des Centre Hospitalier Emile Mayrisch (Chem). Die Sainte-Marie ist ein Opfer des großen Spitalplans der Regierung.
17,1 Millionen Euro wurden in den vergangenen drei Jahren noch investiert. „Vor vier Wochen bekamen wir eine neue Notstromanlage“, sagt OGBL-Mann Thomas Klein, Präsident der Personaldelegation in der Klinik. „Wir haben alles gemacht, was von uns verlangt wurde. Ex-Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo sagte uns damals, wir hätten nur eine Chance, wenn wir uns auf die Geriatrie (Altersmedizin) konzentrieren. Das haben wir gemacht und nun werden wir trotzdem zugemacht.“ Und das ausgerechnet unter der Verantwortung der langjährigen ehemaligen Escher Bürgermeisterin Lydia Mutsch.
Die Gesundheitsministerin möchte mit ihrem Spitalplan neue Akzente setzen, Kompetenzzentren errichten, das Ambulante stärken. Um das zu erreichen, soll es in den Krankenhäusern weniger Betten geben. Bei wachsender Bevölkerung. Und das selbstverständlich alles ohne einen einzigen Mitarbeiter zu kündigen. Mit welchem Mittel dieses Wunder vollbracht werden soll, hat die Ministerin bislang noch nicht verraten. „Man wird das Gefühl nicht los, dass es keinen Masterplan gibt und die Leute nur vertrösten werden“, sagt Christophe Knebeler vom LCGB. „Das Ambulante soll gefördert werden, aber der Spitalplan sagt nicht wie.“
In Esch fühlen sich viele veräppelt. „64 Prozent aller Operationen bei uns sind ambulant. Die Operationskosten sind die günstigen im Land“, sagt Klein. Die Auslastung liege bei guten 76,5 Prozent, trotz vieler Renovierungen.
Ergebnisse von Qualitätstests waren immer gut
99 Betten gibt es in der Clinique Sainte-Marie (auf dem Papier 118). In zwei Jahren werden sie auf 60 reduziert. Das Krankenhaus hat eine Genehmigung bis Ende 2019. Das Krankenhausgesetz schreibt aber noch zwei Jahre Gnadenfrist vor. Schluss wäre dann Ende 2021. Als Grund für das Aus gibt Mutsch an: Die Gesamtfläche, Zimmerfläche sowie die Sanitäranlagen entsprächen nicht den Ansprüchen. Laut Klein fielen die Qualitätstests in dem Haus immer gut aus.
220 Menschen arbeiten bei der Escher Klinik. 60 Betten könnten von der Robert Schuman-Gruppe übernommen werden, zu dem die Sainte-Marie gehört. Aber auch im Hôpital Kirchberg und der ZithaKlinik werden Betten gestrichen. Am Ende käme die Gruppe ohne die Sainte-Marie auf ein Plus von 29 Betten. „Aber für die braucht man keine 220 Mitarbeiter“, sagt Klein.
Knebeler sagt: „Sie können mir nicht erklären, dass das Personal komplett umorientiert wird.“ Auch was mit dem Gebäude wird ist völlig unklar. Für ein Altenheim taugt es offenbar nicht. „Wir nehmen das nicht hin“, sagt Klein. Nie habe jemand, so Klein, Angst gehabt, seinen zu Job verlieren. Nun ist sie da, die Angst. Und es sind nicht nur die alleinerziehenden Mütter, die sie schlucken müssen.
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