Angeklagte geben sich gegenseitig die Schuld
Angeklagte geben sich gegenseitig die Schuld
(dhay) - Am Montag wurde der Prozess um den Mord an dem 71-jährigen Luxemburger Henri Z., der im Oktober 2011 in der brasilianischen Küstenstadt Porto Seguro durch fünf Kopfschüsse getötet wurde, fortgesetzt.
Unschuldig ?
Die Angeklagten kamen selbst zu Wort. Die erste Frage des vorsitzenden Richters Prosper Klein war an Tania M. gerichtet. "Warum haben Sie gelogen?", wollte er von ihr wissen. "Um meinen Sohn zu schützen", war die weinerliche Antwort. Sie sei keine Kriminelle, keine Mörderin. Sie habe nichts organisiert, niemanden getötet und sage "nichts als die Wahrheit". "Ich bin unschuldig", flehte sie den Präsidenten an. Die Schuldigen seien ihr eigener Sohn Diego sowie ihre ehemalige beste Freundin Brigitte D. Es soll deren Idee gewesen sein, ihren eigenen Ehemann zu ermorden. Er habe die Mörder angeheuert. Die beiden Verschwörer müssten anwesend gewesen sein, als Henri Z. erschossen wurde, da sie ihn auch zum Tatort gefahren hätten.
Brigitte D. gibt ebenfalls an, unschuldig zu sein und schiebt ihrerseits Tania M. die Schuld zu. Es sei Tania M. Idee gewesen. Ihre Freundin habe sie zu der Tat angestiftet.
Aus den Aussagen geht jedenfalls hervor, dass beide Frauen von dem geplanten Mord wussten. Doch keine der Angeklagten war daran gelegen, die Straftat zu verhindern.
Verhängnisvolle Briefe
Ein Ermittler ging auf die Briefe ein, die im Gefängnis in Schrassig beschlagnahmt wurden. Die handgeschriebenen Mitteilungen sollten per Bote von Tania M. an die Mitangeklagte Brigitte D. geliefert werden. In einem vierseitigen Schreiben forderte Erstere Letztere dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren, da es keine Beweise gebe. Dies wisse sie von ihrem Anwalt.
Gleichzeitig aber entschuldigte sie sich und äußerte sich dahin gehend, dass beide zusammen arbeiten müssten, denn nur so könnten sie das Gefängnis bald wieder verlassen. Mit dem Geld der Erbschaft und der Entschädigung für die Untersuchungshaft würden sie gemeinsam eine Kreuzfahrt unternehmen.
Aufsehen erregte zudem ein in Deutsch verfasster Brief. In diesem wurde ein Geständnis am Mord an Henri Z. abgelegt. Der Brief trägt eindeutig die Handschrift der Brasilianerin Tania M., nur ist diese der deutschen Sprache nicht mächtig.
Rechthaberisch und gewalttätig
Zweite Zeugin des Tages war die ehemalige, zweite Frau von Henri Z. Die beiden waren fast neun Jahre verheiratet, dann beantragte sie die Scheidung. Aus zwei guten Gründen, wie sich herausstellte: Ihr Mann ging fremd und er wurde ihr gegenüber handgreiflich; beispielsweise würgte er sie.
Ein weiterer Zeuge war ein ehemaliger, enger Freund von Henri Z. Auch er beschrieb das Opfer als "pedantisch". Seiner Aussage zufolge war Brigitte D. bereits beim Begräbnis von Henri Z. Sohns im Jahr 2008 anwesend. Etwas beunruhigend war für ihn die Tatsache, dass er das spätere Todesopfer während dessen Hochzeitsreise nie telefonische erreichen konnte.
- Mord an 71-jährigem Luxemburger: Tödliche Liebesfalle in Brasilien
- Prozess um Mord an Luxemburger in Brasilien: Im Dunstkreis des Rotlichtmilieus
- Mord in Brasilien: Wer nicht hören will, ...
- Mord an Luxemburger in Brasilien: Aktenzeichen xy ungereimt
- Mord in Brasilien: Das liebe Geld
- Immer wieder Widersprüche
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
