25. Resistenztag: Luxemburg erinnert an Kriegsopfer
25. Resistenztag: Luxemburg erinnert an Kriegsopfer
„Sie sind gestorben für Freiheit und Unabhängigkeit.“ Das sagte Generalvikar Patrick Muller am Sonntag im Rahmen der Gedenkfeier zum 25. nationalen Resistenztag. An diesem Tag wird an alle Luxemburger erinnert, die während der deutschen Besatzung zwischen 1940 und 1945 Opfer von Gewalt und Unterdrückung wurden.
Der nationale Resistenztag begann mit einer Messe, die in der Glacis-Kapelle von Generalvikar Patrick Muller gefeiert wurde. Anschließend wurden beim Hinzerter Kreuz auf dem Liebfrauenfriedhof von Parlamentspräsident Fernand Etgen, Staatsratspräsidentin Agnès Durdu, Premierminister Xavier Bettel, der Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg, Lydie Polfer, und den Widerstandsorganisationen Blumen niedergelegt.
Im Namen der Demokratie
In den Ansprachen von Claude Wolf, Präsidentin des „Comité pour la mémoire de la Deuxième Guerre mondiale“, und Premierminister Xavier Bettel wurde nicht nur an die Opfer der Luxemburger erinnert, die sich während des Zweiten Weltkriegs für Freiheit und Demokratie einsetzten. Man sollte an diesem Tag nicht nur diejenigen würdigen, die zwischen 1940 und 1945 den deutschen Besatzern die Stirn boten, sondern an alle Menschen denken, die im Laufe der Geschichte weltweit für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte eintraten, so Wolf.
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Xavier Bettel nutzte die Gelegenheit, um in Zeiten der Corona-Pandemie an das Solidaritätsgefühl aller Luxemburger zu appellieren. Den Begriff Widerstand hätten manche noch nicht richtig verstanden, bedauerte der Premier mit Verweis aus Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker.
Der nationale Resistenztag wurde 1997 eingeführt. Bis dahin wurde jedes Jahr die sogenannte Hinzerter Messe gefeiert. An diesem Gedenktag soll an all die Luxemburger erinnert werden, die während des Zweiten Weltkriegs von den deutschen Besatzern in Konzentrationslager, Gefängnisse oder die Umsiedlung verschleppt wurden, in die Wehrmachtsuniform gezwungen wurden oder im Widerstand aktiv waren, um sich einem übermächtigen Feind entgegenzustemmen. Dass der Tag jedes Jahr Ende Februar begangen wird, ist aber kein Produkt des Zufalls.
Gedacht wird bei dieser Gelegenheit besonders der 23 Widerstandskämpfer, die am 25. Februar 1944 in einem Wald in der Nähe des SS-Sonderlagers Hinzert im Hunsrück hingerichtet wurden. Es war nicht die erste Massenhinrichtung in dem Lager, das von 1939 bis 1945 bestand und in den Augen der Nazis „nur ein kleines KZ“ war.
Schon zwischen dem 2. und dem 10. September 1942 waren 20 Luxemburger nach dem Generalstreik als Reaktion auf die Verkündung der allgemeinen Wehrpflicht für die jungen Männer der Jahrgänge 1920 bis 1924 auf Anordnung des Gauleiters Gustav Simon am 30. August 1942 als abschreckende Maßnahme in kleinen Gruppen in Hinzert erschossen worden.
In das SS-Sonderlager unfern von Trier wurden während des Zweiten Weltkriegs besonders viele Luxemburger verschleppt. Insgesamt 1.600 Menschen aus dem Großherzogtum erlebten dort die Hölle. Für viele war es nur eine erste Etappe auf einem langen Leidensweg, weil sie später in andere Konzentrationslager überführt wurden. Andere Quellen sprechen von 1.900 Luxemburgern.
Genaue Zahlen kennt man nicht, weil zahlreiche Dokumente von der Lagerleitung angesichts der anrückenden amerikanischen Streitkräfte Anfang März 1945 zerstört wurden. 82 Luxemburger kamen in Hinzert ums Leben. Sie wurden ermordet oder starben an den Folgen von Misshandlungen und Krankheiten.
Erinnerung an alle Kriegsopfer
Erinnert wird mit dem nationalen Gedenktag nicht nur an die Toten von Hinzert, die stellvertretend für viele andere stehen, sondern an sämtliche Kriegsopfer in den Jahren 1940 bis 1945 in Luxemburg.
Aus politischen Gründen wurden während der Kriegsjahre aus dem damals 290.000 Einwohner zählenden Land 3.963 Menschen in Konzentrationslager wie Dachau, Buchenwald, Natzweiler-Struthof, Mauthausen, Ravensbrück oder Sachsenhausen verschleppt. 791 von ihnen überlebten die Qualen nicht. Ebenfalls aus politischen Gründen wurden 4.136 Einwohner in Lager in Schlesien, dem heutigen Polen, umgesiedelt. 154 starben während der Umsiedlung.
In die deutsche Wehrmacht wurden ab 1942 10.211 junge Luxemburger zwangsverpflichtet. 2.848 von ihnen sahen ihre Heimat nie wieder. Die meisten von ihnen starben an der Ostfront. 3.610 junge Männer tauchten unter, als sie den Stellungsbefehl erhielten, und entzogen sich somit der Zwangsverpflichtung.
Die Unterdrückung traf aber nicht nur die männliche, sondern auch die weibliche Bevölkerung. Von 3.614 Mädchen und jungen Frauen, die in den Reichsarbeitsdienst gezwungen wurden, überlebten deren 58 nicht. Besonders groß war die Opferzahl unter der jüdischen Bevölkerung.
Von 1.289 Männern Frauen und Kindern jüdischen Glaubens, die zu dem Zeitpunkt in Luxemburg lebten, entkamen nur 81 dem Tod.
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