Würdevoller Neuanfang
Würdevoller Neuanfang
von Matthias Probst
Selbst bei Menschen, die mit Videospielen eher weniger am Hut haben, könnte es beim Namen „Doom“ klingeln – auch wenn an den Begriff für Nicht-Spieler oftmals negative Assoziationen geknüpft sind. Ende 1993 ließen die beiden begabten Softwareprogrammierer John Carmack und John Romero ihren 3D-Ego-Shooter auf die Welt los – und sollten damit Geschichte schreiben.
Das Spiel mit dem verheißungsvollen Namen (zu Deutsch: „böses Schicksal“, „Verhängnis“, „Verderben“ oder „Verdammnis“) schickte einen Soldaten auf die virtuelle Jagd nach Dämonen und sorgte sogar an einigen Universitäten dafür, dass die – damals noch wenig belastbaren – Server zusammenbrachen. In Deutschland landete der Shooter aufgrund des brutalen Inhalts auf dem Index und wurde erst 2011 wieder frei zugänglich gemacht.
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Ein erneuter Siegeszug?
Den Einfluss, den sowohl das erste als auch das zweite „Doom“, das ein Jahr später folgte, auf die heutigen Computer und das Internet hatten, ist nicht zu leugnen. Ohne „Doom“ hätte die Entwicklung der Grafikkarten vielleicht nicht so rapide zugenommen, ja sogar die Internetverbindungen wurden ausgebaut, weil viele PC-Besitzer mit Freunden online spielen wollten.
Der für damalige Verhältnisse revolutionären Distribution von „Doom“ – nämlich die ersten Level als kostenlose Shareware zu verbreiten – ist dieser enorme Siegeszug ebenfalls zu verdanken. Nun also hat id-Software den neusten, eigentlich vierten Teil am Start. Doch anstatt im Baller-Einheitsbrei zu versinken, besinnt sich das schlicht als „Doom“ bezeichnete Spiel auf alte Werte – und wirkt dadurch paradoxerweise erfrischend revolutionär.
Zu der Entscheidung, kein „Doom 4“ zu machen, kann man den Entwicklern bereits nach den ersten Spielminuten danken: Denn das Spielkonzept zu verwässern und vielleicht an aktuelle Shooter-Größen à la „Call of Duty“ oder „Battlefield“ anzupassen, hätte dem Titel sicherlich nicht gut getan. Ebenso verzichtet id-Software darauf, dem Trend offener Spielwelten oder Charakterentwicklung nachzugehen. Hier steht der pure Spaß am Ballern im Vordergrund.
Nur wer flinke Finger am Gamepad beweist, wird sich durch die dämonischen Horden erfolgreich bis zum Ende schießen. Dank abwechslungsreicher Waffen samt Upgrades sowie perfekt durchdesignten Level kommt während der zehn bis zwölf Stunden der Kampagne keine Langeweile auf. Kleine Pausen sind jedoch ratsam: „Doom“ ist verdammt schnell und katapultiert den Puls in ungeahnte Höhen.
Wer nach dem Single-Player-Modus noch Lust auf weitere actiongeladene Herausforderungen hat, sollte sich in die Multiplayer-Schlachten stürzen. Dieser Modus ist zwar weniger innovativ, bringt jedoch solide Unterhaltung mit sich. Ein besonderer Leckerbissen ist der mitgelieferte SnapMap-Modus: Mithilfe dieses mächtigen Editors lassen sich in Windeseile selbst Karten und neue Herausforderungen erstellen.
Machen wir es kurz: Das neue „Doom“ schlägt mit seiner Rückbesinnung auf alte Werte genau den richtigen Weg ein. Die Kampagne überrascht durch perfekt gestaltete Level, brachiale Action und Momente, die einen Adrenalinrausch versprechen – bravo! Online-Kämpfer werden über den Multiplayer-Modus zufrieden sein, während sich kreative Köpfe in der SnapMap austoben. Was will man mehr? So altert der Urvater aller Ballerspiele in Würde und zeigt, warum die Serie ihren Ruf verdient hat.
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