Wie ernährt man sich möglichst klimafreundlich?
Wie ernährt man sich möglichst klimafreundlich?
(dpa) – Für viele Menschen ist ihre Ernährung ein sehr persönliches Thema. Und doch hat es weltweiten Einfluss, was wir essen. Denn die Herstellung von Lebensmitteln ist ein Treiber der Klimaerwärmung. Wie also könnte eine klimafreundliche Ernährung aussehen? Klar ist: Fleisch verursacht in der Regel wesentlich höhere Emissionen als pflanzliche Produkte. Zudem können Lebensmittel von weit her schon durch ihren Transport mehr CO₂ verursachen. In den Details sind sich Experten aber nicht immer einig.
Ist bio besser fürs Klima?
Bio ist in vielerlei Hinsicht gut für die Umwelt. Das Klima schonen Bio-Lebensmittel aber nach Ansicht von Ernährungswissenschaftler und Buchautor Malte Rubach („88 Ernährungs-Mythen: Was Sie über Ihr Essen wissen sollten“) nicht unbedingt. „Die Produktivität der ökologischen Erzeugung ist nicht so hoch wie in der konventionellen Erzeugung“, sagt Rubach. Das liege daran, dass auf Kunstdünger, Kraftfutter und gentechnisch erzeugtes Futter verzichtet werden müsse. „Der Verzicht auf diese Dinge mindert die Produktivität.“ Pro Kilogramm Bio-Lebensmittel ergebe sich dadurch ein größerer CO₂-Fußabdruck.
Laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) verursacht beispielsweise ein Kilogramm Vollmilch im Schnitt etwa 1,4 Kilogramm CO₂ - bei der Bio-Variante sind es 1,7 Kilogramm.
Das sei zu kurz gedacht, meint hingegen Silke Oppermann, Expertin der Umweltorganisation WWF. Durch den Einsatz von Mineralöldüngern und Pestiziden im konventionellen Bereich würden Bodenlebewesen sehr schnell absterben. „Mit dem Verlust der Bodenlebewesen geht auch die Speicherfähigkeit der Böden von CO₂ und Kohlenstoff verloren“, sagt die Referentin für nachhaltige Ernährung und Klimaschutz. Böden seien der zweitgrößte Speicher von CO₂ nach den Ozeanen.
Milch von der Kuh oder aus Pflanzen?
Hafer-, Soja-, Reis- und Mandelmilch - es gibt viele Milchersatzprodukte. Laut einer großangelegten Studie, die bei der Online-Publikation „Our World in Data“ veröffentlicht ist, schneidet die Kuhmilch in allen relevanten Umweltaspekten deutlich schlechter ab als die pflanzenbasierten Produkte.
WWF-Expertin Oppermann gibt zu bedenken, dass Reis- und Mandelmilch im Vergleich zur Hafermilch eine weniger gute Umweltbilanz haben. „Weil Reis auch aufgrund der Anbauweise einen relativ hohen CO₂-Abdruck hat. Und bei Mandeln ist das Problem, dass die hauptsächlich in Spanien und Kalifornien angebaut werden und dort spielt Wasserknappheit und Dürre eine Rolle.“ Wenn die Wasserknappheit in den Anbauregionen der pflanzlichen Rohstoffe berücksichtigt wird, kann die Kuhmilch gegenüber einigen Alternativen, zum Beispiel auf Basis von Soja oder Mandeln, sogar vorteilhafter sein.
Ernährungswissenschaftler Rubach findet den Vergleich zwischen Kuhmilch und den Milchersatzprodukten irreführend. Letztere hätten deutlich weniger Nährstoffe und Proteine. Folglich müsse mehr davon getrunken werden, was auch wiederum den CO₂-Fußabdruck erhöhe.
Käse oder Fleisch - was schadet mehr?
Das hängt sehr von der Herstellungsweise des einzelnen Produkts ab. Ganz generell lässt sich aber sagen: Um ein Kilogramm Käse herzustellen, werden zwischen vier und 13 Liter Milch gebraucht. Laut der Ifeu-Studie verursacht daher ein Kilogramm Käse - je nach Art - etwa 5,7 Kilogramm CO₂ und mehr.
Bei einem Kilogramm Hähnchen sind es durchschnittlich 5,5 Kilogramm. „Das liegt daran, dass Hühner eine sehr hohe Produktivität haben“, sagt Rubach. Auch Schweinefleisch hat durchschnittlich mit 4,6 Kilogramm CO₂ einen niedrigeren Wert. Anders sieht es beim Rindfleisch aus: Die Herstellung von einem Kilogramm Fleisch verursacht hier im Schnitt 13,6 Kilogramm Kohlendioxid.
Wie klimaschädlich sind Getränke?
„Von den gesamten Klimagasen, die unsere Ernährung verursacht, liegen die Getränke auf Platz zwei, direkt nach Fleisch und noch vor Getreide- und Milchprodukten“, sagt Rubach. „Getränke haben pro Liter zwar einen vergleichsweise geringen Fußabdruck, aber in Summe trinken wir am Tag 2,5 Liter und das addiert sich dann hoch.“
Leitungs- und Mineralwasser haben die geringsten Auswirkungen auf das Klima, danach kommen abgefüllte und zubereitete Getränke wie Kaffee und Tee. „Beim Tee ist der größte Verursachungspunkt zum Beispiel das Kochen von Wasser, nicht der Tee selbst, beim Kaffee ist es die Röstung“, sagt Rubach.
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