Was das kochende Multitalent von Lidl wirklich kann
Was das kochende Multitalent von Lidl wirklich kann
Ich habe einige Talente. Sehr laut und wunderschön pfeifen, das klappt prima. Kommafehler in den Texten der Kollegen und Kolleginnen spüre ich auch recht schnell auf; und in der Social-Media-Recherche macht mir so schnell keiner und keine was vor. Nur das Kochen, das liegt mir nicht - und dabei bin ich schon 42 … und Single, kümmere mich also selbst um mein leibliches Wohl.
Die Alleskönner in den Küchen meiner Freunde - sei es nun ein Monsieur Cuisine von Lidl oder der Thermomix von Vorwerk - habe ich trotz allem immer mit etwas Argwohn betrachtet. Ein Gerät, das nicht nur schnippeln und mixen, sondern auch noch kochen, dünsten oder sogar anbraten kann? Klingt wie ein Hexenwerk. Ist es aber anscheinend nicht, wie ein Test mir zeigte.
Das Gerät
Das Testobjekt ist der sogenannte Monsieur Cuisine smart (MCs) der Lidl-Eigenmarke Silvercrest: ein rund elf Kilogramm schwerer Koloss, der schon ein wenig raumfüllend ist, aber immerhin noch problemlos auf den Herd und unter die Dunstabzugshaube passt. Einen sicheren Halt hat er aufgrund der am Boden angebrachten Saugnäpfe.
Ganz ohne Arbeit und dreckiges Geschirr landet nur wenig auf Teller oder Tisch.
Der jüngste Ableger der 2018 lancierten Monsieur-Cuisine-Line erblickte erst vor wenigen Wochen das Licht der Welt und verfügt über einige neue Funktionen oder Vorteile im Vergleich zum Vorgänger. Das wohl Auffälligste: Das große Farb-Touchdisplay mit einer Bildschirmdiagonalen von acht Zoll, das überraschend schnell reagiert. Die Darstellungen sind übersichtlich, das Menü wirklich einfach zu bedienen. Da wir das Jahr 2022 schreiben, spielt dabei auch das Internet eine Rolle: Der MCs ist mit dem Netz verbunden … und mit der passenden App.
Der Behälter, in dem sich die Magie abspielt, fasst 4,5 Liter, drei Liter sind die empfohlene Füllmenge. Beim Konkurrenten Thermomix sind es dagegen nur 2,2 Liter.
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Die Funktionen
Wenn der Monsieur Cuisine smart auch noch die Wohnung putzen würde, bräuchte man eigentlich keinen Partner, oder etwa nicht? Nun ja, nicht ganz: Er kann kochen, anbraten, rühren, hacken, mixen und pürieren. Außerdem noch dampfgaren (der passende Aufsatz wird gleich mitgeliefert), sous vide garen und auch noch fermentieren. Zudem ist eine - leider nur in Fünf-Gramm-Schritten zählende - Waage integriert, die man nicht nur während der Speisezubereitung verwenden kann.
Wer nicht freestyle drauflos „kachen a brachen“ will, darf in der Rezeptsammlung stöbern (sowohl in der App als auch auf dem Gerät). Hier finden sich zwar nicht unbedingt ganz so viele Anleitungen wie beim Markenprodukt der Konkurrenz, aber immerhin einige ansprechende (bereits mehr als 600 vorinstallierte), natürlich sortiert nach Hauptzutaten wie etwa Fisch, Fleisch oder Gemüse. Das Monsieur-Cuisine-Team speist hier ständig neue Rezepte ein, dazu kommen noch Rezepte der Community.
Wer nun denkt: Ach, da wird es ja doch nur Brei geben, der täuscht sich gewaltig. Die Auswahl reicht von Kabeljau mit Spitzkohl über Kalbsragout in weißer Sauce bis hin zu Brownies. Wobei diese natürlich im Ofen gebacken werden müssen. Lediglich der Teig wird im MCs angerührt. Ganz ohne Arbeit und dreckiges Geschirr landet nur wenig auf Teller oder Tisch.
Besonders praktisch: Wer ein Rezept ausgesucht und womöglich zu seinen Favoriten hinzugefügt hat, kann auch gleich eine passende Einkaufsliste erstellen. Bereits vorhandene Zutaten können abgehakt werden. Diese verschwinden dann sogleich in der App.
Die Zubereitung
Die Zubereitung der Speisen sollte selbst Küchenneulingen leicht fallen. Unser Versuchsrezept: ein Risotto mit Rucola und Ziegenfrischkäse. Die Zutatenliste ist überschaubar, die Arbeitsschritte ebenfalls. Zwiebeln und Knoblauch müssen nur geschält und höchstens halbiert werden, das Zerkleinern übernimmt der MCs. Das Öl wird über die kleine Öffnung im Deckel eingegossen und gleichzeitig abgewogen. Dann folgt das Anbraten, Reis dazu, noch eine Runde anbraten, dann mit heißer Brühe aufgießen und weiterkochen.
Die Messer am Boden des Behälters drehen sich dabei nur langsam, damit nichts anbrennt. Währenddessen kann dreckiges Geschirr in die Spülmaschine geräumt oder gleich gesäubert werden. Nach der auf der Risottoreis-Packung angegebenen Garzeit sind die Körner tatsächlich perfekt: nicht zu hart und nicht zu weich. Dann nur noch das Grünzeug und den Käse einrühren, kurz weiter erhitzen und abschmecken. Fertig!
Wie so oft gilt auch hier: Die vom Hersteller vorgeschlagene Menge für vier Portionen macht keine vier Erwachsenen - vor allem keine hungrigen - satt, daher kann man gerne etwas großzügiger bei der Portionsauswahl in den Rezepteinstellungen sein (meist zwei oder vier, manchmal auch sechs). Ach ja: Schmecken tut das Ganze auch noch.
Einen Abzug in der B-Note gibt es für die ersten beiden missglückten Kochversuche: Die One-Pot-Pasta war nicht wirklich perfekt (zu viel Flüssigkeit und zerkochte Nudeln). Der Fehler lag hier womöglich auch beim Koch, denn dieser hat das Rezept ein wenig abgewandelt. Was jedoch der Grund für das missglückte Butter Chicken war? Statt saftiger Fleischstücke spuckte der MCs leider nur etwas Soßenähnliches aus. Nicht alle Gerichte gelingen also wie geplant - auch wenn sie von den anderen MCs-Besitzern mit bis zu fünf Sternen bewertet wurden.
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Die Reinigung
Nach dem Essen folgt die große Säuberungsaktion. Stärkehaltige Lebensmittel stellen aber auch hier kein Problem dar, denn der MCs verfügt über eine Vorreinigungsfunktion. Bei der sondert das Gerät zwar Geräusche ab, als wolle es jeden Moment in Richtung Mars abheben … aber die grobe Arbeit ist getan. Danach kann man Behälter, Deckel und den dort eingelassenen Messbecher ganz einfach unterm Wasserhahn abspülen und letzte Reste per Spülbürste entfernen ... oder einfach das ganze Zubehör samt Spatel in den Geschirrspüler stecken.
Das Fazit
Kann der MCs (oder die Konkurrenz) einen echten Koch oder eine echte Köchin ersetzen und jedes Gericht dieser Welt auf den Tisch zaubern? Leider nein. Trotzdem hat sich das Gerät bei den Testversuchen als äußerst hilfreich gezeigt. Schnell mal die Tomatenstücke pürieren, weil eigentlich passierte Tomaten gefragt sind? Kein Problem! Nüsse zerkleinern? Nur her damit! Und auch das, was nach dem Kochprozess auf dem Teller landet, kann sich durchaus sehen und auch schmecken lassen.
Hier und da gibt es natürlich noch Verbesserungsmöglichkeiten, etwa bei den Rezepten. Alles in allem hat der MCs aber das WG-Casting mit Bravour bestanden - vor allem auch, weil er etwa im Vergleich zu seinem wohl größten Konkurrenten gleich um mehrere hundert Euro günstiger ist (und doch nicht weniger Funktionen hat): Der empfohlene Verkaufspreis beträgt 499 Euro.
Dem Einzug auf Dauer steht also nichts im Wege - die Leckereien für die Einweihungsparty macht er dann auch gleich selbst. Oder zumindest: mit menschlicher Hilfe.
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