Von Uhren und Motoren
Von Uhren und Motoren
Interview: Michael Juchmes
Geradlinige Lebensläufe sind heutzutage eher ungewöhnlich. Dies beweist auch die bisherige Karriere von Sylvain Berneron, dem Creative Director der Schweizer Uhrenmanufaktur Breitling: Der 32-jährige Franzose arbeitete zuvor als Designer für Automobil- und Motorradhersteller – unter anderem für das deutsche Unternehmen BMW.
Sylvain Berneron, vom Motorrad- zum Uhrendesigner, das klingt nach einer etwas ungewöhnlichen Karriere ...
Mein Vater war ein Motorrad-Fan und meine Mutter hat viel in ihrer Freizeit gemalt, daher bin ich an den Wochenenden mit Kunst und Rennen aufgewachsen. Die Leidenschaft für beide Themen führte schließlich zu einem Industriedesign-Studium. Die Uhrensparte hatte ich schon seit meiner Kindheit auf dem Radar: Mein Vater und mein Onkel besaßen recht coole Modelle, solche konnte ich mir erst leisten, als ich ein junger Erwachsener war. Die berufliche Umorientierung resultierte dann unter anderem aus einigen Freelancer-Aufträgen, jetzt lebe ich in der Schweiz und widme mich hauptberuflich der Uhrmacherkunst.
Bringt Ihr Werdegang Vorteile beim Uhrendesign?
Mein Background hat mir geholfen, die Entwicklungsprozesse der Uhrmacherkunst zu verstehen. Beide Disziplinen haben viele Gemeinsamkeiten. Der größte Unterschied besteht wohl in den Maßstäben: Bei Autos geht es um Millimeter, bei Uhren um Bruchteile dessen.
Die aktuelle „Top Time Classic Cars“-Kollektion – eine Sonderserie der 1964 lancierten „Top Time“-Uhrenreihe –, verbindet beide Themenfelder miteinander. Wie entstand die Idee dazu?
Das Projekt resultiert aus einer eher informellen Diskussion: Unser CEO Georges Kern sagte, dass Breitling, „wenn es ein Auto wäre, ein Muscle Car wie ein Ford Mustang aus den 60ern“ sein müsste. Wir sind eine Marke voller Emotionen – und daher ist die Ideenfindung auf diese ungewöhnliche Weise sehr effektiv.
Sind Sie selbst auch ein Fan von Oldtimern?
Na klar! Ich liebe alte Autos und Motorräder, denn sie sind einfach und doch sehr ausgefeilt zugleich. Der Sound, der Geruch, die Interaktion mit diesen Gefährten ist ganz speziell. Auch wenn sie im 21. Jahrhundert als Transportmittel an Relevanz verloren haben, so werden sie doch immer einen Platz in den Herzen der Petrol Heads finden, die sie sammeln und sich um sie kümmern können.
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Wieso haben Sie gerade die Fahrzeuge Chevrolet Corvette, Ford Mustang und Shelby Cobra für die Modelle ausgewählt?
Wir wollten den freien Spirit der US-amerikanischen Auto-Kultur der 1960er-Jahre auffangen und jedes dieser Fahrzeuge greift diesen auf eine andere Art auf: Die Corvette ist elegant und definiert, der Mustang strahlt Power und Geschwindigkeit aus und die Cobra ist ein echter Rennwagen, der gemacht wurde, um schnelle Runden zu drehen.
Wie gelingt es, diese Einflüsse in ein kleines Objekt wie eine Uhr einfließen zu lassen?
Wie schon gesagt: Eine Uhr ist wirklich winzig, wir müssen also unsere ganze Kreativität einfließen lassen, um die richtige Balance zu finden. Bei den Stücken der Kapselkollektion war es entscheidend, die Uhren und die Autos zu Duos verschmelzen zu lassen, ohne dabei einen Aspekt zu vernachlässigen. Dies gelang durch eine Minimalisierung der Formen, polierte Oberflächen, durch Leder, Typographie und grafische Elemente.
Gibt es einen Aspekt, dessen Umsetzung besonders viel Zeit in Anspruch genommen hat?
Beim Blick auf die Fahrzeuge ist uns der Lack sofort aufgefallen – und das wollten wir unbedingt auch bei den Uhren umsetzen. Daher haben wir ein zweischichtiges Zifferblatt entwickelt, eine galvanisch behandelte Unterschicht, die die Tachymeterskala und das Chronographenregister trägt, und darüber eine zweite, vertikal gebürstete Platte, die mit einer dicken Schicht durchsichtigem Lack überzogen ist. Dies spiegelt die Oberflächenspannung und die Tiefe einer echten Autolackierung wieder. Wir haben Monate damit verbracht, die Komponenten zu verfeinern.
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