Skype & Co.: Kontakt trotz Quarantäne
Skype & Co.: Kontakt trotz Quarantäne
von Torsten Könekamp
Lange wurde die Digitalisierung des Alltags und der Wirtschaft beschworen – die Corona-Krise dient nun als Katalysator: Immer mehr Menschen bleiben zu Hause und organisieren und treffen sich nur noch am Bildschirm. Doch wie gut das klappt, hängt auch davon ab, ob man den richtigen Videotelefoniedienst nutzt.
Der unkomplizierte Allrounder
Wenn es eine App gibt, die in Europa auf nahezu jedem Smartphone installiert ist, dann ist das Whatsapp. Und neben dem Versenden von Fotos, Sprachnachrichten und natürlich klassischen Textnachrichten beherrscht die Facebook-Tochter auch die Videotelefonie. Der große Vorteil: Whatsapp läuft sowohl auf iPhones wie auf Android-Smartphones. Doch leider eignet es sich nicht für jeden Einsatz.
Bei Videoanrufen gibt es maximal vier Teilnehmer, zudem läuft die kostenlose App nicht auf Tablet oder PC. Um eine Videokonferenz zu starten, müssen zunächst alle Teilnehmer zu einer Gruppe hinzugefügt werden. Anschließend kann man auf das Videosymbol oben rechts im Gruppenchat tippen, um den Anruf zu starten.
Für Apple-Jünger
Bei Apples Dienst Facetime wechselt man nahtlos zwischen Tablet, Smartphone und Mac. Mit 32 Personen ist zudem die Anzahl der Teilnehmer deutlich größer als bei Whatsapp. Doch dann ist da ein ziemlich großer Haken: Die auf jedem Apple-Gerät vorinstallierte, kostenlose App gibt es eben nur dort. Windows-Rechner und Android-Geräte werden nicht unterstützt.
Für Anrufe unter Apple-Nutzern gibt es aber keine auch nur in Ansätzen so einfach und gut funktionierende Lösung. Öffnet man beispielsweise auf seinem iPhone die „Facetime“-App, kann man anschließend die Kontakte anrufen, deren Apple-ID man besitzt. Einziges Manko: Der Dienst ist leider nur für die Videotelefonie gedacht. Chatten oder Daten austauschen geht nicht.
Meetings digital
Auch Internettelefonie via Skype ist immer noch eine starke Lösung. Der mittlerweile zu Microsoft gehörende Dienst läuft auf jedem Betriebssystem, erlaubt die Videotelefonie mit bis zu 50 Nutzern und bietet zudem die Möglichkeit, Dokumente, Bilder und Videos unkompliziert miteinander zu teilen. Für die Privatnutzung und für kleinere Unternehmen reicht die kostenlose Version völlig aus.
Ab 20 Nutzern empfiehlt Microsoft aber die Business-Version oder das mittlerweile kräftig ausgebaute Chat- und Organisationstool Teams. Letzteres ist mit seinen gigantischen Konferenzen, Chat- und Ankündigungsfeatures quasi ein digitales Großraumbüro. Das lässt sich Microsoft aber einiges kosten: Mindestens 4,20 Euro kostet Teams monatlich pro Nutzer. Verfügbar ist es zurzeit auf Windows, Mac, Android und iOS. Auch über die Web-App kann man den Dienst erreichen.
Alternative zu Skype
Wer auf der Suche nach einer vollwertigen Alternative zu Skype ist, dessen Wünsche wird Discord wohl am besten erfüllen. Im Vergleich zu Skype ist die Software noch recht jung. Bei Discord findet man nahezu alle Funktionen, die auch bei Skype geboten werden. Chats, Anrufe, Videotelefonie und Gruppenkonferenzen sind schnell und einfach eingerichtet.
Das Design ist übersichtlich und modern, sodass sich auch Anfänger schnell zurechtfinden. Am komfortabelsten nutzt man Discord am PC über die Software oder am Smartphone über die Discord-App für iOS und Android. Auch an fremden Computern kann man sich über die Web-App schnell einloggen und alle Funktionen nutzen.
Die unkomplizierte Version
Setzen Firmen auf Google statt Microsoft, sind sie mit Google Hangouts Meet besser bedient. Das Programm ist Teil der G-Suite und lässt sich einfach mit dem Google-Account benutzen. Hangouts sind Gruppenchats, in die man beliebig viele Leute oder auch nur einzelne Personen einladen kann. Innerhalb dieser kann man auf Wunsch auch einen Gruppenvideochat starten. Und: Über eine Schnittstelle lassen sich sogar Skype-Nutzer einladen.
Die Teilnehmerzahl variiert je nach G-Suite-Version, zum Basispreis von 4,68 Euro monatlich dürfen etwa 100 Nutzer teilnehmen. Der Dienst funktioniert im Browser über ein kleines, schnell installiertes Plug-in. Man kann diesen jedoch auch mobil unter Android und iOS nutzen.
Videotelefonie auf Facebook
Der Dienst bietet einen ähnlichen Dienst wie Google an. Ist man selbst und sind die Freunde hier aktiv, bietet sich Facebook durchaus an. Rechts in der Chat-Leiste kann man einen beliebigen Kontakt auswählen, der gerade online ist. Klickt man auf das kleine Kamerasymbol, muss man bei der ersten Nutzung noch ein kleines Tool für den Browser installieren. Anschließend kann man eine Videotelefonie mit dem Kontakt führen.
Mittlerweile ist die Videofunktion auch auf dem Smartphone verfügbar. Dazu lädt man sich einfach den Facebook Messenger für iOS und Android herunter. Um Facebook-Freunde schnell zu erreichen, ist dies eine geeignete Lösung. Jedoch ist das Angebot von Google dem von Facebook aktuell weit voraus.
Meetingraum und Schule
Ein weiterer Gewinner der Krise ist die Meeting-App Zoom. Erstaunlich ist dabei, wie Zoom anderen Videokonferenzanbietern, aber auch den Chatdiensten von Apple, Google und Microsoft – immerhin Besitzer des Branchenpioniers Skype – die Show stiehlt. Der für Smartphones als auch für Computer mit MacOS und Windows erhältliche Dienst erlaubt es unkompliziert, auch externe Nutzer einzuladen und mit großen Gruppen Meetings abzuhalten. Das macht die App beliebt für Geschäftstreffen oder Online-Unterricht.
Neben einer Chat-Funktion kann man über Video- und Audio-Anrufe kommunizieren. Dabei sind Videokonferenzen mit bis zu 1 000 Teilnehmern möglich. Weiterer Vorteil: Man hat die Möglichkeit, die Meetings aufzuzeichnen. Diese werden automatisch gespeichert und können im Nachhinein angesehen werden. Die Basisversion mit bis zu 100 Teilnehmern ist kostenlos, für größere Meetings kann man sich mehrere Premium-Versionen buchen (zwischen 14 und 19 Euro monatlich).
Zoom ist allerdings nicht unumstritten. Die App schickt ungefragt Daten an Facebook, warnen Datenschützer. Zudem gab es Beschwerden, dass sich auch Wildfremde in die Gespräche einloggen konnten und diese mit rassistischen Kommentaren oder Pornografie störten. Außerdem gelang es Sicherheitsexperten schnell, Lücken in der App aufzudecken. Zoom reagierte und weitete die Einrichtung von Passwörtern und Warteräumen als Standardeinstellung aus. Wie sehr das hilft, bleibt noch abzuwarten.
Party zu Hause
Wer echtes Partyfeeling will, sollte sich die digitale Houseparty ansehen. Das Besondere der aktuell stark gehypten App: Wie auf einer klassischen Party tummeln sich dort auch jede Menge Personen, die man nicht kennt. Unterhält sich ein Freund mit einem Unbekannten, kann man sich einfach „dazustellen“ – und sich für einige wenige Sätze mit bis zu acht Personen in ein abgetrenntes Gespräch einklinken.
Die App ist aktuell gerade bei jüngeren Nutzern beliebt. Weil es wegen der offenen Struktur aber oft Ärger und unerwünschtes Ansprechen gab, ist sie bei Eltern durchaus umstritten. Behauptungen in sozialen Netzwerken, die App hätte andere Accounts oder den Rechner gehackt, scheinen aber aus der Luft gegriffen. Die Sicherheitsexperten von Sophos konnten zumindest keine Anzeichen dafür entdecken.
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