Showtime an der Seine
Showtime an der Seine
(tg) - Ja, die Stimmung war schon mal euphorischer und in die Reden der Vorstandsbosse mischt sich bisweilen eine vorsichtige Zurückhaltung. Doch von einer Messe in Moll kann keine Rede sein. Zu viele Neuheiten haben die Hersteller zur Show an die Seine gebracht, als dass sie sich vom Krisengeheul anstecken ließen. Vor allem, weil die allermeisten der PS-Premieren für richtig große Stückzahlen stehen. Denn es sind diesmal nicht die Luxuslimousinen und Supersportler, die in Paris den Ton angeben. Im Rampenlicht stehen vor allem Stadtflitzer, Mittelklasse-Autos für Familienväter und Vielfahrer und einmal mehr die Geländewagen.
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Großer Auftritt für die Kleinen
Ihren ganz großen Auftritt haben an der Seine die kleinen Autos: Der neue Skoda Fabia rückt als Fünftürer und Kombi gehörig dem VW
Polo auf die Pelle. Der Hyundai i20 nimmt die europäischen Konkurrenten ins Visier. Und bei Opel und smart drehen sich zwei Schicksalsmodelle im Rampenlicht: Der neue Corsa muss beweisen, dass der Erfolg des Adam nicht nur ein Strohfeuer ist und die Rüsselsheimer tatsächlich aus dem Tal der Tränen zurück sind. Und die überfällige Neuauflage des smart soll den Bonsai-Benz als Zwei- und Viertürer endlich aus der Verlustzone führen.
Noch populärer als die Cityflitzer sind in Paris dieses Jahr nur die Geländewagen. Auch wenn die Stadt im Stau versinkt, geht der SUV-Boom ungehindert weiter. Und jeder Hersteller will davon profitieren. Am unteren Ende der Preisskala sind das Neuheiten wie der
Fiat 500X als italienischer Klon des Jeep Renegade, der handliche Honda HR-V Prototyp oder der Suzuki Vitara. In der Mittelklasse reüssieren der von Grund auf neu entwickelte Kia Sorento und vor allem der Land Rover Discovery Sport und am oberen Ende der Preisskala locken der vor allem innen beeindruckende Volvo XC90 sowie der BMW X6, der lange nicht mehr so provozierend aussieht wie bisher.
Vans feiern ein Comeback
Die große Bühne für kleine Autos und SUV ohne Ende – das ist wenig überraschend. Doch dass plötzlich auch die Vans ein Comeback feiern, damit hat so keiner gerechnet. Angeführt von der immer wieder verschobenen Neuauflage des Renault Espace buhlen in Frankreich eine ganze Reihe frischer Raumfahrer um Aufmerksamkeit – von der zweiten Generation des Ford S-Max, in dessen Schlepp gleich auch noch der geliftete C-Max fährt, bis hin zur Mercedes-Benz B-Klasse, die sich mit einem Facelift gegen den 2er Active Tourer von BMW gerüstet hat.
Zwar geht der Run auf die Nischen damit munter weiter. Doch auch wer es gerne klassisch mag, kommt in Paris auf seine Kosten – vor allem am Stand von Jaguar. Denn dort dreht sich der lange angekündigte XE, der als sportlich geschnittene Limousine für die Business-Klasse gegen Audi A4, BMW 3er und Mercedes C-Klasse antritt. Letztere hat sich dafür bereits gerüstet – und geht als C 63 mit AMG-Power und bis zu 375 kW (510 PS) schon mal in die Pole-Position. Aber der Jaguar ist nicht der einzige, der dieses Trio stören will. Sondern auch bei Volkswagen probt man den Aufstieg und rückt mit der achten Generation des Passat immer weiter in Richtung Premium.
„Traumwagen“ mit Bodenhaftung
So bodenständig sich die Volumenmodelle der Hersteller geben, so sehr bewahrt auch die Fraktion „Lust und Laune“ ihre Bodenhaftung. Klar gibt es in Paris auch Traumwagen wie den neuen Mercedes-AMG GT oder den Ferrari 458 Speciale A zu sehen, doch die meisten „Traumwagen“ richten sich diesmal ans Bürgertum. Denn sowohl der offene Audi TT als auch das 2er Cabrio von BMW oder der neue Mazda MX-5 sind vergleichsweise bezahlbare Träume.
Ganz und gar unbezahlbar sind in Paris nur die Studien – egal ob es sich dabei um den Hybrid-Lamborghini Asterion LPI 910-4 mit 669 kW (910 PS) und nur 4,1 Liter Verbrauch, den VW XL Sport als Zwitter aus dem Ein-Liter-Auto XL1 und einem Superbike von Ducati, den ziemlich wilden Peugeot-Geländewagen Quartz, den von der Audi A3 Limousine abgekupferten TT Sportback concept, den Toyota-Crossover C-HR Concept, den riesigen Infiniti Q80 Inspiration oder den Citroën Divine DS handelt – als Einzelstücke kann man sie selbst für alles Geld der Welt nicht kaufen. Doch so ganz machen die Hersteller die Hoffnung nicht zunichte. Denn erstens steckt in fast jeder Studie zumindest ein Hauch von einem kommenden Serienmodell und zweitens muss es ja nicht beim Unikat bleiben. Bei VW jedenfalls war schon zu hören, dass man mit einer Kleinserie des XL Sport liebäugele. Schließlich sind die 250 Exemplare des braven XL1 schon alle verkauft.
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