Reisetrends: Wieder in die Ferne schweifen
Reisetrends: Wieder in die Ferne schweifen
Eines ist klar: Es wird weiterhin viel gereist. Die einen möchten dabei entspannen, andere gesunden, andere etwas erleben. Und das wieder möglichst weit weg. Peru, Kolumbien, Japan und sogar Gambia belegen obere Plätze bei den angestrebten Reisedestinationen für den großen Jahresurlaub. Sicherlich wird die Expo in Dubai ein Mittelstreckenziel sein, das auch hierzulande in diesem Jahr stark gefragt sein wird.
Die allseits bekannten lokalen Reiseunternehmen haben dazu einige Formate im Angebot – natürlich ist der Besuch des Luxemburg-Pavillons bei den Pauschalangeboten inklusive. Viele, so auch die ULT (Union Luxembourgeoise du Tourisme), haben neben dem bekanntesten der Vereinigten Arabischen Emirate gleich mehrere Länder im Mittleren Osten im Programm: das Königreich Jordanien als eines der neuen Ziele, ebenso der Wüstenstaat Saudi-Arabien, für die abwechslungsreiche Rundreisen angeboten werden, und auch Israel ist gefragt. Zu den Olympischen Spielen nach Tokio fliegt etwa Voyages Emile Weber seine Kunden und bietet komplette Reisepakete an.
Für Körper, Geist und Umwelt
Für größtmöglichen Service der besonderen Art offeriert die ULT in Zusammenarbeit mit Luxair Sonderflüge zu ausgewählten Destinationen, mittlerweile sind es 25. So erreichen Reisende auch Flughäfen, die seltener oder von Luxemburg in der Regel nicht angeflogen werden, sich gleichzeitig aber in beliebten Regionen befinden, wie etwa Bozen in Südtirol. Hier liegen Ayurveda-Reisen hoch im Kurs, bei denen es nicht nur um Wellness geht, sondern wo dank ärztlicher Begleitung die Gesundheit im Vordergrund steht.
Hotels wie die klimabewusste und (fast) plastikfreie Design-Herberge Saltus, die zum etablierten Tschögglberger Hof in den Bozener Bergen gehört, locken mit Waldbaden per verglaster Sauna zwischen Bäumen und Infinity Pool mit freiem Blick in die grüne Natur.
„Im Trend ist außerdem eine verantwortungsvolle Art und Weise des Reisens, bei der auf die Umwelt und Kultur des besuchten Landes geachtet wird. Der Fokus liegt dabei auf Nachhaltigkeit und der Unterstützung der lokalen Bevölkerung. Solche Reisen sind in unserem neuen Katalog unter dem Logo ‚Eco Reesen‘ zu finden“, sagt Lydia Heinisch, CEO der ULT. „Die Gäste wohnen in einem ökozertifizierten Hotel und entdecken Inseln wie Malta umweltbewusst und bequem per E-Bike und bei Wanderungen.“
Auch Marc Sales, Gesellschafter der familiengeführten Sales-Lentz Group bestätigt, dass bei Buchungen auf soziale und ökologische Häuser geachtet wird. „Wir erkennen außerdem einen klaren Trend zu maßgeschneiderten Reisen, welche von unseren ,Travel Lovers’ genau nach den Wünschen der Kunden ausgearbeitet werden“, so Sales.
Fern gewinnt, kurz verliert nicht
Die Luxemburger verreisen im europäischen Vergleich besonders häufig und am liebsten ins Ausland (der Anteil an Auslandsreisen liegt bei über 98 Prozent, das „Luxemburger Wort“ berichtete). Zwei Drittel der Reisen haben eine Dauer von bis zu drei Tagen, was Kurzreisen entspricht.
Da die restlichen Reisen oft länger als eine Woche dauern, liegt die durchschnittliche Reisedauer bei sieben Nächten. Luxair geht mit seinem Flugangebot auf die beliebten Kurzreiseaktivitäten ein, ergänzt seinen Flugplan jährlich um neue Ziele. Italien und Frankreich erweisen sich als Dauerbrenner und somit wurden etwa Florenz, Brindisi, Montpellier und Nantes als neue Destinationen aufgenommen.
Hinsichtlich Pauschalreisen, die in Luxemburg generell gerne gebucht werden und im Portfolio aller Reiseunternehmen zu finden sind, hat LuxairTours das Angebot an Reisen auf die Balearen ausgebaut. „Wir fliegen jetzt Menorca und Ibiza mit der Boeing an, nachdem die Destinationen im vergangenen Jahr stark nachgefragt wurden. Nach Palma bieten wir im Sommer 2020 13 wöchentliche Flüge“, sagt Alberto Kunkel, Direktor von LuxairTours. Es gibt zahlreiche Pauschalreisepakete bestehend aus Flug, Hotel und Transfer am Zielort. Den Rest der Reise können Kunden individuell gestalten. „50 Prozent unserer Kunden fliegen mit LuxairTours nach Spanien. Auch die Kanaren werden stark nachgefragt.“
Kurztrips mit Kulturthema – wie beispielsweise Konzertreisen und Musicalbesuche für die ganze Familie – sind beliebt, das stellen auch die ULT und andere Reiseunternehmen im Großherzogtum fest und erweitern regelmäßig das Angebot. „Ein besonderer Kurztrip erwartet die Kunden mit einer Reise nach Hamburg zur Theateraufführung von ‚Harry Potter und das verwunschene Kind‘“, so Lydia Heinisch.
Reisen mit dem gewissen Extra
Der Trend des „dark tourism“ klingt exotisch und ist sicherlich noch nicht kommerziell (vielleicht auch, weil ähnliche Reisen in der Vergangenheit „historische Bildungsreise“ hießen). Seit dem Jahr 2012 forscht, lehrt und spricht die Universität im nordenglischen Lancashire über die (positiven) Entwicklungen dieser eher ungewöhnlichen Sparte. Reisen, bei denen weniger Salz und Sonne auf die Haut treffen als vielmehr Tod und Tragödie unter die Haut gehen, bringen es auf Instagram immerhin auf 30 000 Treffer, spielen aber in Pauschalreiseangeboten in Luxemburg noch keine Rolle.
Ein Top-Reiseziel ist für Fans der makaberen Freizeitgestaltung Tschernobyl, wo verlassene und zerstörte Häuser zu Fotoobjekten in Grautönen werden. Auch die „Killing Fields“ in Kambodscha, ehemalige Konzentrationslager im heutigen Polen oder ein „Selbstmord-Wald“ in Japan ziehen geschichtsinteressierte respektive eher düster gestimmte Seelen an.
Wesentlich idyllischer geht es im Glacier Express zu, der Gäste von Zermatt nach St. Moritz bringt. Demy Schandeler haben den Panoramazug durch die Winterlandschaft im Portfolio, ebenso wie den Bernina Express.
Seit geraumer Zeit Geheimtipp und deshalb schon fast keiner mehr ist Georgien. Dennoch, Roadtrips im asiatischen Land zwischen Hochgebirge und Schwarzem Meer werden zurecht als exotisch beworben und finden sich auch in den Programmen der hiesigen Veranstalter wieder.
Für die einen wenig überraschend, für andere nicht, wird auch Luxemburg selbst für die Kurzreise immer interessanter. Passend zum anhaltenden „slow travel“-Trend, also dem entschleunigten Reisen abseits der überlaufenen Regionen und Städte, positioniert das deutsche Magazin „Madame“ Land und Stadt mit „Moseltal und mittelalterlichen Burgen“ sowie dem Unesco-Weltkulturerbe, das aktuell 25. Jubiläum feiert, ganz oben auf der Liste der Reisetipps für 2020. Sicherlich empfehlenswert für Gäste des Großherzogtums: die virtuelle Zeitreise durch das Pfaffenthal. Virtual und Augmented Reality im Tourismus nehmen insgesamt zu und Luxemburg spielt mit seiner „Time Travel“-Tour dank Geotracking-Methode und hoher grafischer Qualität international vorne mit.
Und ewig lockt die See
Umstritten, aber unumstritten beliebt sind Kreuzfahrten – und das nicht nur bei den „Älteren“. Die Cruise Lines International Association (CLIA) als weltweit größte Handelsorganisation prognostiziert für ihre 2020 erscheinende Statistik, dass die Kreuzfahrtbranche im Jahr 2019 weiter gewachsen ist. Schätzungsweise 30 Millionen Reisende haben voraussichtlich Kreuzfahrten unternommen, das wäre ein Plus von sechs Prozent gegenüber 28,2 Millionen im Jahr 2018.
Auch „digital Nomads“ – also Freiberufler oder Angestellte ohne festen Arbeitsplatz, die mit Laptop und Smartphone von überall aus arbeiten können – schippern über die Ozeane, urlauben und arbeiten von der Hohen See aus. Organisierte Reisen wie mit dem „Nomad Cruise“ werden von Unternehmern und „digital Nomads“ gebucht, die einer Mischung aus Konferenz- und Networking-Aktivitäten nachgehen möchten. Expeditionsreisen begeistern selbst erfahrene Kunden, die Nischenangebote suchen.
Das Geschäft läuft auch bei hiesigen Veranstaltern wie Cruisopolis oder Neptun Cruises gut. „Unsere Kunden machen sich Gedanken über den ökologischen Fußabdruck, den sie bei ihrer Reise hinterlassen“, sagt David Lentz von Neptun Cruises. „Umso wichtiger ist es, dass die Reedereien immer mehr in neue Technologien investieren. So kann die neue AIDAnova als erstes Kreuzfahrtschiff vollständig mit Flüssiggas navigieren. Die Expeditionsschiffe von Hurtigruten der neuen Generation fahren mit einem Hybridmotor, welcher wesentlich umweltschonender und nachhaltiger ist als die seiner Vorgänger.“
Ebenfalls beliebt sind Flusskreuzfahrten. Die kürzere Reisedauer lockt auch Jüngere und wird als Alternative zum Städtetrip gesehen. Vorerst einmalig in Luxemburg sei, so Lentz, eine geplante Gourmetreise per Schiff für 2020: „Wir haben den kompletten Yacht Club Bereich an Bord der MSC Fantasia gechartert, dem ,Schiff im Schiff‘. Hier werden die Gäste von Sterneköchen aus der Großregion verwöhnt: Daniel Rameau, Peter Körner und Wolfgang Becker.“
In Luxemburg spielen nicht zuletzt auch Busreisen eine wichtige Rolle, das bestätigen etwa Sales-Lentz und Voyages Emile Weber. „Unter anderem bedingt durch die hervorragenden Umwelt- und Klimabilanzen des Reisebusses können Busreisen punkten“, sagt Marc Sales.
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