Porta Nigra und mehr
Porta Nigra und mehr
"Zu Fuß" lautet der Titel einer Reihe des Frankfurter Societäts-Verlags, der Reisende auf lehrreichen Touren durch die schönsten Städte Deutschlands führt. Vor Kurzem erschien ein neuer Band mit dem Titel "Trier zu Fuß entdecken". Das "Luxemburger Wort" sprach mit dem Autor des Reiseführers, dem 41-jährigen Journalisten Christian Jöricke, über die Entstehung des Buches und das touristische Potenzial Triers.
Herr Jöricke, warum haben Sie sich dazu entschieden, einen Reiseführer über Ihre Heimatstadt zu schreiben?
Ein Grund ist auf jeden Fall die große Verbundenheit zu meinem Geburtsort. Zudem zählt Trier für mich zu den schönsten Städten dieser Größenordnung in Deutschland. Und nicht zuletzt gibt es unwahrscheinlich viel Mist auf dem Markt. Da habe ich mir gesagt: Das kannst du besser machen. Außerdem ist der Frankfurter Societäts-Verlag direkt an mich herangetreten, da man weiß, was ich in Trier mache. Und nur ein Dreivierteljahr später war das Buch schon fertig.
Wie sind Sie vorgegangen?
Da ich einen Vollzeitjob habe, habe ich meist am Wochenende daran gearbeitet. Also an einem Tag bin ich die Touren gegangen und habe Notizen gemacht und am nächsten Tag habe ich recherchiert und geschrieben. Thematisch macht man sich natürlich schon vorher seine Gedanken: Was würde mich selbst reizen, wenn ich die Stadt besuchen würde? Wie soll die Tour aussehen? Wo ist es am attraktivsten für den Leser? Mir war es vor allem wichtig, dass alle Interessengebiete abgedeckt werden und man trotzdem nicht von der Thematik erschlagen wird. Im Buch findet man Touren für Fans von Römerbauten und Kirchen, aber auch eine Tour für Kinder. Zwei führen auch aus der Innenstadt heraus, eine davon hat den Schwerpunkt Wein. Sie führt an tollen Weinlokalen vorbei und endet in Olewig, wo man eine riesige gastronomische Bandbreite vorfindet, von gutbürgerlicher Küche bis zum Zwei-Sterne-Restaurant.
Sind bei der Recherche Probleme aufgetreten?
Ich musste natürlich darauf achten, dass ich Sachen vorstelle, etwa Geschäfte oder Gastronomiebetriebe, bei denen gewährleistet ist, dass sie zum Zeitpunkt der Erscheinung auch noch existieren. Ärgerlich ist, dass das Karl-Marx-Museum immer noch geschlossen ist und die Ausstellung zum 200. Geburtstag des Philosophen auch noch bevorsteht. Ich musste das Buch also so schreiben, dass das Ganze auch im Herbst noch aktuell ist.
Ist das Buch auch für eingefleischte Trierer empfehlenswert?
Ich schätze, dass 50 Prozent der Trierer noch nie auf der Porta Nigra gewesen sind. Das lässt sich auch auf die meisten anderen Bauwerke übertragen. Als Einwohner schaut man nicht immer nach links oder rechts, ob irgendwo gerade ein prächtiger Renaissance-Bau herumsteht. Bei der Recherche habe ich selbst so einiges entdeckt – und das, obwohl ich seit jeher an der Stadt sehr interessiert bin.
Und was bietet das Buch einem Besucher aus dem Großherzogtum?
Auch wenn die Stadt für sie nicht weit entfernt liegt, haben die meisten Luxemburger bisher wenig rein touristische Ausflüge nach Trier gemacht. Oft geht es nur ums Shopping. Im Buch findet man daher Touren, bei denen man beides verbinden kann. Spaziergänge, die an den Weltkulturerbe-Stätten vorbeiführen oder an Sakralbauten. Eine Tour verbindet sogar Shopping und Kultur. Man muss sich auch keine Gedanken darüber machen, dass man danach einen Bus zurück in die Stadt nehmen muss, denn die meisten sind als Rundgänge angelegt.
Sollte man als Luxemburger vielleicht auch einmal eine Übernachtung in Trier in Erwägung ziehen?
Die Touren führen fast alle durch die Innenstadt und sind auch im Dunkeln äußerst interessant. Inzwischen werden viele Bauwerke und Kirchen, etwa die Basilika oder Sankt Gangolf, auch toll angestrahlt. Die Wirkung ist dann nochmals ganz anders.
Das Jahr 2018 steht in Trier ganz im Zeichen von Karl Marx. Ist das eine Chance für die Stadt?
Das Ganze wird wohl nicht die Ausmaße der Konstantin-Ausstellung annehmen (Ausstellung über Kaiser Konstantin I. im Jahr 2007 in den drei großen Trierer Museen, Anm. d. Red.), aber es wird auf jeden Fall ein erfolgreiches Jahr für die Stadt werden. Die Ausstellung ist nicht nur für Chinesen oder für Besucher gedacht, die politisch interessiert sind. Sie wird sicher viele Leute nach Trier bringen.
Hat die Stadt alles, was das Touristen-Herz begehrt? Oder lässt die Infrastruktur immer noch zu wünschen übrig?
Trier hat sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren enorm verbessert, vor allem, was das gastronomische Angebot betrifft. Für mich als Vegetarier bestehen natürlich noch Steigerungsmöglichkeiten, da es kein rein vegetarisches oder veganes Restaurant gibt. Kulturell wird auch immer mehr geboten, oftmals auch in Verbindung mit der Geschichte. Und mittlerweile tut sich auch etwas an der Mosel. Das Einzige, bei dem Trier Rückschritte macht, ist der Bereich Sport. (lacht)
Und wie schneidet das Großherzogtum Ihrer Meinung ab?
An Luxemburg mag ich vor allem das kulturelle Angebot. Egal ob Theater oder Konzerte, da können selbst Köln und Saarbrücken in der Region nicht mithalten. Bands, die sonst nur in Berlin oder Paris spielen, die sieht man auch in Luxemburg. Und nicht zu vergessen: das gute Essen. Das schätze ich sehr. (lacht)
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
