Parfum: So duftet der Herbst
Parfum: So duftet der Herbst
In jeder Saison warten die Parfumhäuser mit neuen Kreationen auf. Die Lifestyle-Redaktion hat fünf davon etwas näher unter die Lupe genommen.
„Attrape-Rêves“ von Louis Vuitton
(nr) - Fasziniert von ebenso flüchtigen wie unvergesslichen Momenten – man denke etwa an einen „Sternschnuppenschauer über dem offenen Meer“ – will Louis-Vuitton-Hausparfümeur Jacques Cavallier Belletrud eine „bezaubernde Komposition“ kreiert haben. Ein „festliches Parfum“, das die Fähigkeit eines jeden Menschen zelebriert, zu staunen. Allerdings erweist sich der florientale Gourmand-Duft aus Pfingstrose, Kakao und Patschuli als etwas widerspenstig. Es dauert eine Weile bis das Blumig-Stechende, das beim Auftakt die Harmonie des Gesamteindrucks stört, ein wenig verflogen ist und sich eine weichere Seite offenbart. Wobei die einzelnen Komponenten nicht so recht zusammenpassen wollen. Vor allem Blumen- und Kakao-noten scheinen es aufeinander abgesehen zu haben. Statt zu verschmelzen, ringen sie – wenn auch recht damenhaft – miteinander. Nach der ersten halben Stunde, lässt der Kampf dann sachte nach. Definitiv kein Duft zum blind Verschenken!
100 ml um 210 Euro
„Girls can do anything“ von Zadig & Voltaire
(NW) - Die Duftneuheit des Modelabels Zadig & Voltaire kommt – in Zeiten von #MeToo und ähnlichen Kampagnen – mit einem Statement daher: „Girls can do any-thing.“ Also alles erlaubt für Mädchen und junge Frauen: Befreiung von Konventionen und Normen, eigene Regeln aufstellen – und so weiter. Das soll in Sachen Duft mit „kühnen“ Farnakkorden nebst Birne, Tonkabohne, Moschus, Vanille und üppig Ambroxan gelingen. Nun, eine kleine Revolution ist schon mit dem Design des Flakons gelungen, der anders als seine Vorgänger in einer handlich runden, transparenten Glasflasche präsentiert wird. Sein leicht rosa schimmernder Inhalt dürfte die Zielgruppe ebenfalls ansprechen. Das Parfum selbst verströmt zunächst ein intensiv süßliches, aber auch beerig frisches Aroma, dessen Intensität sich langsam legt, bis auf der Haut weichere Noten mit Vanille-Akzent zurückbleiben. Weniger revolutionär, aber durchaus gelungen. Gut für Girls!
50 ml um 75 Euro
„Carat“ von Cartier
(mk) - „,Carat‘ ist eine geruchliche Ode an das Licht“, fasst Mathilde Laurent, die Nase hinter dem Parfum aus dem Juwelierhaus Cartier, das Konzept ihrer neuen Kreation zusammen. Wie bei einem Diamanten auf dessen geschliffenen Flächen sich das Licht bricht und in allen Regenbogenfarben reflektiert wird, setzen Blumen – Veilchen, Lilie, Hyazinthe, Narzisse, Tulpe, Geißblatt und Ylang-Ylang – dieses Farbspektrum in der Duftkomposition um. Nach einem beschwingten Opener mit grünen Noten aus dem fruchtige Birne hervorsticht, verschmelzen die floralen Akkorde zu einem strahlenden Bouquet, das von einer Moschusbasis getragen wird. Der sanfte Abklang lässt – leider – den originellen Charakter nur noch ansatzweise durchschimmern. Der Flakon, dessen Glasfacetten bunte Lichtreflexe aufblitzen lassen, ist Teil dieses unkonventionellen Werks, dessen Name sich auf das in Karat gemessene Gewicht von Diamanten bezieht.
50 ml um 73 Euro
„L'Interdit“ von Givenchy
(mk) - Als Modeschöpfer Hubert de Givenchy seiner Muse, der Schauspielerin Audrey Hepburn, 1957 vorschlug, einen exklusiv für sie kreierten Duft zu lancieren, soll sie gesagt haben „Je vous l'interdis“ (Ich verbiete es Ihnen) – es war die Geburtsstunde von „L'Interdit“. Die Originalformel auf Basis von cleanen Aldehyden, Iris, Nelke, Gewürzen und Tonka-Bohne wird nunmehr wiederbelebt als Rezeptur, in der weiße Blüten wie Jasmin, Orangenblüte, Tuberose und kecke Kirsche in einen spannenden Dialog mit den holzigeren Noten von Patschuli und Vetiver treten. Besonders der pudrige Charakter der Tuberose prägt den lange anhaltenden Duft, der schließlich mit einem Hauch von Karamell auf der Haut verklingt. Obwohl er mit dem Original kaum mehr etwas gemein hat als den hübschen Glasflakon aus den 1950er-Jahren, der ein Revival erfährt, ist dies kein süßer Knaller, sondern ein eher eleganter Duft, der die Nase auf angenehme Weise zu betören weiß.
50 ml um 90 Euro
„Joy“ von Dior
(mij) - Die Lancierung eines neuen Dufts aus dem Hause Dior – das ist ein echtes Ereignis. Kein Wunder also, dass sich das Designhaus für Jennifer Lawrence, eine der bekanntesten Aktricen der Gegenwart, als Werbegesicht entschied. Doch so ganz sind Testimonial und Eau de Parfum nicht in Einklang zu bringen. Während die Oscar-prämierte US-Schauspielerin in der Öffentlichkeit für ihre Stärke und ihren Witz gefeiert wird, bleibt das Produkt, das eine „olfaktorische Interpretation des Lichts“ darstellen soll, ein wenig blass. Dior-Parfümeur François Demachy vermischte fruchtige Noten und dominante florale Essenzen zu einem Cocktail, der zwar durchaus harmonisch wirkt, aber keinen bemerkenswerten Eindruck hinterlässt – ganz anders als Jennifer Lawrence. Bereits nach 30 Minuten lässt der leichte Duft, der besser an die Côte d'Azur als auf den Weihnachtsmarkt passt, deutlich nach. Erneutes Auflegen ist, zumindest, wenn man auffallen will, ein Muss.
50 ml um 99 Euro
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