Neue Schiffe, der Norden und die Karibik
Neue Schiffe, der Norden und die Karibik
von Fernand Morbach
In den vergangenen zwei Jahrzehnten gehörte es für viele Luxemburger zum guten Ton, das eine oder andere Mal auf einem Hochsee- oder einem Flussschiff einzuchecken. In den vergangenen vier, fünf Jahren häuften sich jedoch Anzeichen, die auf ein schwieriger werdendes Geschäft schließen ließen. Davon will man derzeit aber nichts mehr wissen. Marc Barnich von Cruisopolis berichtet von einem "ganz guten Jahr 2018 mit einem deutlichen Plus", während Frank Linster von Neptun Cruises von einem "ähnlich guten Geschäft wie 2017" spricht.
Die Verkäufer von Kreuzfahrten segeln demnach weiterhin auf der Welle des Erfolgs. Das liegt zum Teil an den vielen neuen Schiffen, die in den vergangenen zwei Jahren in Betrieb genommen wurden und die der Branche eine fast pausenlose Präsenz in den Medien bescherten. Mehrere dieser neuen Schiffe fahren zum Beispiel in der Karibik; prompt wurden auch in Luxemburg mehr Karibik-Kreuzfahrten verkauft. Gut im Rennen liegen der Norden Europas, das westliche Mittelmeer, Mittelamerika und – etwas überraschend – sogar Japan.
Politische Unruhen und Krisen machten zuletzt auch den Reedereien und Kreuzfahrtveranstaltern zu schaffen. Im östlichen Mittelmeer beispielsweise sind schon seit Jahren so gut wie keine Schiffe mehr unterwegs, Häfen in Tunesien oder Ägypten werden kaum noch angelaufen, das Risiko war und ist zu hoch. Gelassener scheinen das mittlerweile aber wieder viele Kunden zu sehen; gerade Kreuzfahrten im östlichen Mittelmeer würden wieder häufiger nachgefragt, beobachtet Frank Linster. In diesem Fall ändert die Nachfrage schneller als das Angebot. Reedereien benötigen immer etwas länger, um neue Routen ins Programm zu nehmen und entsprechende Kreuzfahrten anzubieten, der Planungsaufwand ist nun mal hoch.
Scheu vor Riesenschiffen
Eher zurückhaltend scheinen Kreuzfahrtkunden aus Luxemburg auf die neuen Mega-Schiffe mit Platz für mehr als 5 000 Passagiere zu reagieren. Laut Marc Barnich werden Aufenthalte auf diesen Riesenschiffen weniger gefragt als Aufenthalte auf kleinen und mittelgroßen "Qualitätsschiffen". Und auch Frank Linster hat bei vielen Kunden neben wachem Interesse eine "gewisse Angst vor Neuem und Unbekanntem" bemerkt. Luxemburger mögen es lieber eine Nummer kleiner. Diese Erfahrung machte im vergangenen Jahr Neptun Cruises mit der "Päischtcroisière". Die Kreuzfahrt fand auf der nagelneuen Meraviglia von MSC statt – mit dem Riesenschiff mit Platz für 5 700 Passagiere freundeten sich aber selbst versierte Pfingstkreuzfahrtteilnehmer nicht wirklich an.
Und noch etwas ändert sich: Immer mehr Luxemburger Kreuzfahrt-Kunden emanzipieren sich. Sie verabschieden sich von klassischen Gruppen-Kreuzfahrten mit luxemburgischer Reiseleitung und verreisen stattdessen individuell: Sie lassen sich von ihrem Reisebüro "A la carte"-Kreuzfahrten zusammenstellen und bestimmen selbst, zu welchem Termin sie in welchem Hafen an Bord eines Schiffes gehen.
Spannend bleibt es dagegen auf dem Flusskreuzfahrten-Markt. Seit Jahren versuchen Reedereien und Reiseanbieter Flusskreuzfahrten auch einer jüngeren Kundschaft – in diesem Fall Menschen unter 60 – schmackhaft zu machen. Bislang lässt der Erfolg allerdings auf sich warten. Trotzdem werden auf Rhein, Douro, Elbe, Donau oder Rhône weitere neue Schiffe in Betrieb genommen. Und auch auf dem Luxemburger Abschnitt der Mosel werden noch mehr Kreuzfahrtschiffe erwartet als in der Vergangenheit.
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