Neue Kameras im Test: Wer darf mit in den Urlaub?
Neue Kameras im Test: Wer darf mit in den Urlaub?
von Torsten Könekamp
Die ersten Schritte vom eigenen Nachwuchs, der Panoramablick von den Alpengipfeln oder die Stadtrundfahrt mit dem Bus: Es gibt Tausende Szenen, die im Film viel eindrucksvoller wirken als auf Fotos. Früher brauchte es dazu eine klassische Videokamera. Heute aber nicht mehr, denn Smartphones, Actioncams und Digitalkameras liefern mittlerweile eine überzeugende Bildqualität.
Den kompakten Maßen der allgegenwärtigen Smartphones fallen Zoom und viele weiter Optionen zum Opfer. Actioncams sind robuster und leichter als Smartphones. Mit dem passenden Zubehör lassen sie sich außerdem an jedem Sportgerät befestigen. Ambitionierte Filmer greifen besser zur Spiegelreflex- oder Systemkamera, denn die Videoqualität ist hier eine Klasse besser. Außerdem erlauben sie weitaus mehr Gestaltungsmöglichkeiten.
Neun Zehntel aller Touristen haben dank ihres Smartphones immer eine Kamera in Griffweite. In zweierlei Hinsicht erscheinen speziell fürs Reisen entworfene, kompakte Systemkameras dennoch sinnvoll: Manche Handys sind für wirklich raue Bedingungen – Seewasser, Sand, Matsch, Eis, Schnee oder Stürze aus dem Wanderrucksack – nicht geeignet. Und nicht zuletzt möchte mancher Tourist einfach deutlich bessere Bilder mit nach Hause bringen als die besten Smartphonekameras bislang liefern können.
Größerer Sensor, bessere Bilder
Dass eine Kamera aufgrund hervorragender Ausstattung nicht gleich riesengroß sein muss, beweisen beispielsweise die Olympus PENE-PL8 und die Panasonic Lumix GX800. Beide Systemkameras passen locker in eine Jackentasche – trotzdem steckt alles drin, was der Fotograf braucht, einschließlich Blitz. Einziges Manko bei beiden Systemkameras: Sie benötigen recht lange bis zum ersten Schnappschuss. Die Olympus nach dem Einschalten 1,4 Sekunden, die Panasonic etwas mehr. Wenn sie allerdings einmal angeschaltet sind, reagieren beide ziemlich fix. Fürs Scharfstellen und Auslösen brauchen sie eine Viertelsekunde.
Der schnellere und ausdauernde Mini ist die Olympus. Sie schießt Serien mit siebeneinhalb Bildern pro Sekunde. Zudem hält der Akku recht lange: Erst nach knapp 600 Bildern war der Akku leer. Die Aufnahmen der Mini-Systemkameras sehen richtig gut aus – egal ob Fotos oder Videos. Während die Olympus Videos nur in Full-HD Qualität (1 920 x 1 080 Pixel) aufnimmt, filmt die Panasonic Videos sogar in 4K-Qualität (3 840 x 2 160 Pixel).
Spiegelreflexkameras gelten noch immer als die Königsklasse unter den Digitalkameras. Aktuelle Modelle wie die Nikon D500 oder die Canon EOS 5D IV sind zwar nicht wirklich winzig, aber immerhin leicht genug, um den ganzen Tag an der Schulter zu baumeln. Wichtige Vorteile einer Spiegelreflex oder großen Systemkamera wie der Panasonic Lumix G81: Die großen Bildsensoren liefern Topbilder, die Kameras sind einfach zu bedienen und reagieren blitzschnell. So verpasst der Fotograf keinen Schnappschuss.
... und Action
Wenn es rasant zugeht, haben Action-Cams ihren großen Auftritt. Die kleinen, robusten und leichten Spezialisten finden problemlos Halt an Fahrrädern, Helmen und Sportgeräten. Erschütterungen stecken sie locker weg. Auf YouTube finden sich Hunderte faszinierende und atemberaubende Videos, die mit kompakten Videokameras entstanden sind. Dabei erstaunt oft die brillante Qualität in HD-Auflösung. Und wenn es um Action-Cams geht, fällt immer auch der Name GoPro. Kein anderer Hersteller ist so erfolgreich wie die Amerikaner um ihren Gründer Nick Woodman. Doch inzwischen gibt’s viele weitere Modelle am Markt, etwa von Sony oder Garmin.
Die kleinen Videokameras sind vor allem herrlich unkompliziert. Sie wiegen um die 100 Gramm, sind leicht zu verstauen und verfügen über lediglich zwei oder drei Tasten zur Bedienung. Die Technik ist ohne bewegte Mechanik sehr robust, ein Zoom-Objektiv gibt es daher aber nicht. Oft sind immerhin zwei oder mehr Bildwinkel umschaltbar – zwischen sehr weit und noch etwas weiter. Die großen Blickwinkel lassen Bewegungen in Blickrichtung schneller wirken und erleichtern die Ausrichtung der Kamera. Es genügt, sie grob in Fahrtrichtung zu halten, trotzdem ist alles drauf. So gesehen, ist ein Farbdisplay zur Motivvorschau verzichtbar. Die Filmaufnahme starten und stoppen – das ist es auch fast schon, was Action-Filmer an den Kameras einstellen müssen.
Wer mit seinen Bildern schnell Beifall finden will und weniger auf nachhaltige Wirkung aus ist, nutzt eine Rundumkamera wie etwa die Insta 360 Nano oder die Samsung Gear 360. Rundumkameras, die mit zwei Optiken arbeiten, sind seit einigen Monaten der Hit. Der Betrachter kann selbst entscheiden, in welche Richtung er sehen möchte, mit Maus oder Finger steuert man die Blickrichtung. Besonders gut lassen sich solche Panoramen auf Facebook oder YouTube wiedergeben. Hier funktioniert die Steuerung am besten. Die kompakten Kameras bieten im Rundumblick indes keine gute Bildqualität, es geht allein um den 3D-Effekt und das Staunen.
Mit WLAN ausgestattete Action-Cams lassen sich über das Funknetzwerk mit einem Smartphone verbinden. So ist das Videobild auf dem Handydisplay zu sehen – praktisch zur Justierung der Kamera. Die Kameras lassen sich dann auch per App fernsteuern. Je nach Modell ist es sogar möglich, die Filme aufs Smartphone zu laden, um sie dort zu bearbeiten oder auf Videoplattformen hochzuladen.
