Musik, Gastronomie und ein Museum
Musik, Gastronomie und ein Museum
von Fern Morbach
Besitzer und Betreiber von Kreuzfahrtschiffen müssen sich laufend Neues einfallen lassen. Dass das immer noch möglich ist, stellte jetzt die Reederei „Holland America Line“ unter Beweis.
Bei einem zwölftägigen Aufenthalt in der Fincantieri-Werft in Palermo wurde das 2004 in Betrieb genommene Schiff MS Westerdam auf Vordermann gebracht: Es verfügt nun über das erste „Rijksmuseum auf See“. Bei einem Pressetermin in Barcelona wurde deutlich, wie stolz man auf das Bord-Museum ist.
Ein Stück Tradition
Heute ist die „Holland America Line“ ein amerikanisches Unternehmen. Ihre Wurzeln hat die Reederei allerdings in Holland, Tausende Niederländer wanderten an Bord von NCL-Schiffen nach Amerika aus. Bei der jüngsten Modernisierung der Westerdam erinnerten sich deren Besitzer an die frühe Unternehmensgeschichte und vereinbarten mit dem Amsterdamer „Rijksmuseum“ eine enge Zusammenarbeit. Das freut vor allem kulturell interessierte Passagiere. An Bord der Westerdam sind nicht nur Reproduktionen von Meisterwerken aus dem Museum zu besichtigen, es werden auch Videos über das Museum gezeigt.
Den Kontrast zu Bildern und Videos liefert einige Decks höher der sogenannte „Music Walk“. Abends und nachts spielen auf der Westerdam sehr gute Musikerinnen und Musiker auf drei Bühnen. Das Angebot reicht von Kammermusik über Hits aus den 1950er-Jahren bis zu Blues. Die Namen der Bühnen sind Programm: Lincoln Center Stage, Billboard Onboard und B.B. King's Blues Club.
Bei voller Auslastung aller Kabinen können auf der MS Westerdam rund 1 900 Menschen miteinander Urlaub machen. Sie werden von einer 800-köpfigen Crew betreut. Auf dem sehr amerikanisch daher kommenden Schiff wird neben der Kultur auch die Gastronomie groß geschrieben. Seit einigen Wochen können die Gäste unter anderem in dem Restaurant „Rudi's Sel de Mer“ speisen. Mit Restaurant und Name ehrt die Reederei ihren kulinarischen Berater Rudi Sodamin. Er kombiniert – in der Tat auf hervorragende Weise – Fisch- und Meeresfrüchtegerichte mit einer modernen Note.
Viele europäische Kreuzfahrttouristen gewöhnten sich in den vergangenen Jahren an immer größere Schiffe mit immer waghalsigeren Neuerungen. Im Vergleich zu einer „Mein Schiff“ oder zur Anfang Juni getauften „MSC Meraviglia“ bleibt die MS Westerdam auch nach dem jüngsten Werftaufenthalt ein sehr überschaubares und sehr klassisch-konservatives Schiff mit viel Plüsch, einigem Kitsch und einer insgesamt etwas zu dunkel gebliebenen Inneneinrichtung. Mit der Westerdam spricht die Reederei „Holland America Line“ auch im Jahr 2017 eher Liebhaber klassischer Kreuzfahrten als das schnell wachsende Heer der Spaßtouristen an. Eine gute Idee setzte man beim jüngsten Werftaufenthalt auf dem Oberdeck um: Dort entstanden sogenannte „Cabanas“, die Passagiere gegen Aufpreis mieten können. In diesen Hütten bekommt man besonders an Seetagen etwas weniger vom Trubel mit. Dazu muss man aber wissen, dass das Platzangebot pro Passagier auf der Westerdam sowieso schon hervorragend ist. Auf anderen Schiffen dieser Größenordnung werden schon mal 500 Passagiere mehr untergebracht.
Bis Mitte Oktober ist die Westerdam im Mittelmeer unterwegs, dann geht es über den Atlantik Richtung Amerika. Ende dieses, Anfang nächsten Jahres werden auch mehrere Panama-Kanal-Kreuzfahrten und Trips durch die Karibik angeboten. Ab Frühling 2018 stehen vor allem Kreuzfahrten rund um Kanada auf dem Programm.
Die Luxemburger Kreuzfahrtenveranstalter haben nur einzelne Reisen an Bord der Westerdam im Angebot. Neptun Cruises beispielsweise bietet zwei Mittelmeerkreuzfahrten an; beide beginnen in Barcelona. Von dort aus fährt die Westerdam unter anderem nach Cadiz, Gibraltar, Malaga, Palma, Toulon und Monte Carlo. Termine sind der 3. August und der 20. September.
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