Mit dem Range Rover will Land Rover es allen recht machen
Mit dem Range Rover will Land Rover es allen recht machen
Von Thomas Geiger
Als 1970 der erste Range Rover an den Start ging, hatte Land Rover noch leichtes Spiel. Denn von Luxus war im Gelände damals noch keine Rede und der feine Brite wurde ohne Konkurrenz zum ersten Adeligen unter all den Arbeitern und Abenteurern im Unterholz. Doch 51 Jahre und drei Generationen später steht Sir Range hart im Wind.
Nicht nur, dass die Klimaschützer an seinem Glanz kratzen. Sondern Autos wie der Mercedes GLS und der BMW X7 sind dem feinen Briten auf die Pelle gerückt und Bentley Bentayga und Rolls-Royce Cullinan sind ihm sogar davongefahren. Aber man wächst ja mit seinen Herausforderungen und die Briten haben sich entsprechend kräftig ins Zeug gelegt: Wenn sie zum Jahreswechsel für stolze Preise von 121.200 Euro aufwärts die fünfte Generation an den Start bringen, gibt es deshalb nicht nur noch mehr Glanz und Gloria und ein subtil aber substanziell modernisiertes Design für Karosserie und Cockpit. Sondern es gibt jede Menge neuer Technologie, die ihn im Gelände noch trittfester und auf der Straße noch komfortabler machen soll. Und mit einer Reihe neuer Motoren wollen sie es allen recht machen.
Zum ersten Mal Allradlenkung
Konstruiert auf einer völlig neuen Plattform startet der Range Rover dabei gleich im Doppelpack – als Standardmodell mit 3 Metern Radstand und 5,05 Metern Länge oder als XL-Version mit jeweils 20 Zentimetern Nachschlag. Zusammen mit den optionalen Lounge-Liegen wie in der Business-Class und einem Interieur in Lack und Leder schließen ihre Lordschaft so wieder auf zum Offroad-Adel, der zuletzt von Rolls-Royce und Bentley sowie dem süddeutschen Emporkömmling Maybach regiert wurde.
Weil die Fuhre damit aber ein bisschen unhandlich zu werden drohte und ein kleiner Wendekreis in der Wildnis genauso willkommen ist wie im Großstadtdschungel, baut Land Rover im neuen Range Rover zum ersten Mal eine Allradlenkung ein. Und damit es drinnen unter allen Umständen ruhig und gelassen zugeht wie auf Windsor Castle, gibt’s gleich auch noch eine Wankstabilisierung mit 48-Volt-Technik.
Konstruiert auf einer völlig neuen Plattform startet der Range Rover dabei gleich im Doppelpack – als Standardmodell oder als XL-Version.
Beim Vortrieb geht Land Rover ebenfalls neue Wege. Erstens, weil sie ihren seligen Kompressor-V8 mit seinen sündigen fünf Litern Hubraum ausmustern und stattdessen einen nur noch 4,4 Liter großen Turbo-Motor bei BMW einkaufen, der aber mit 530 PS nicht minder vielversprechend ist. Und zweitens, weil der Range Rover jetzt mit Siebenmeilenstiefeln auf die Electric Avenue marschiert. Zum Marktstart mit gleich zwei Sechszylinder-Plug-In-Hybriden mit Systemleistungen von 440 und 510 PS, einem fast 40 kWh großen Akku und konkurrenzlosen Reichweiten von rund 100 Kilometern, und ab 2024 dann mit einer voll elektrischen Version, die sich anders als bei der Konkurrenz allerdings nicht mit einem neuen Design tarnt. „Denn es kann nur einen geben“, sagt Stilführer Garry McGovern über den Range Rover – selbst wenn er es war, der den Sport und den Velar auf den Weg gebracht und den Evoque zum Range Rover geadelt hat.
Neben den Motoren für Sprinter und Sparer hat Land Rover auch noch ein paar weniger spitz positionierte Triebwerke im Angebot: So fährt der Range Rover mit drei Dieseln aus der Ingenium-Familie vor. Die aus ihren sechs in Reihe montierten Zylindern mit zusammen drei Litern Hubraum 250, 300 oder 350 PS schöpfen, und für die Otto-Fraktion ohne Allüren gibts im Basismodell einen ebenfalls drei Liter großen Sechsender mit 400 PS.
Geteilte Software
Während die Hardware komplett neu ist, teilt sich der Range Rover die Software mit dem neuen Defender. Das gilt für die Traktionselektronik rund um das über Jahre verfeinerte und längst über jeden Zweifel erhabene Terrain Response System genauso wie für das Infotainment, das im Range Rover fein orchestriert über ein digitales Cockpit und einen großen Touchscreen mit haptischem Feedback läuft, der frei, filigran und leicht gebogen vor dem ansonsten aufgeräumten Armaturenbrett läuft.
Mit Blick vor allem auf den US-Markt gibt es für die Langversion zum ersten Mal eine dritte Sitzreihe.
Zwar will der Range Rover mit deutlich mehr Prestige zurück an die Spitze. Nicht umsonst gibt es ihn vom Start weg auch in zwei sehr gegensätzlichen Versionen der Special Vehicle Operations mit betont sportlicher oder noch luxuriöserer Ausprägung und Preisschildern, die der zwei an erster Stelle vermutlich ziemlich nahekommen werden. Doch zugleich streichen die Briten auch die praktischen Tugenden heraus: Mit Blick vor allem auf den US-Markt gibt es für die Langversion zum ersten Mal eine dritte Sitzreihe und weil die Briten doch so gerne Picknick machen, lassen sich aus der wie immer quergeteilten Rückbank jetzt auf dem Parkplatz zwei Sessel heraus klappen – samt Rücklehne, Becherhalter und Beleuchtung. Von der Trittleiter für Hunde ganz zu schweigen.
Gerüstet für die Landpartie
Ein modernes und trotzdem unverkennbares Design, mehr Luxus und noch mehr Auswahl denn je, viel neue Technik für ein neues Fahrerlebnis, eine Motorenpalette, die Leistungsträger genauso befriedigen sollte wie Klimakümmerer und ein paar wunderbar englische Eigenheiten wie die Picknick-Bank auf der geteilten Heckklappe – im Grunde ist ihre Lordschaft damit bestens gerüstet für eine erfolgreiche Landpartie in Lack und Leder.
Dass der Weg zurück an die SUV-Spitze trotzdem kein leichter sein wird, ist Land Rover angesichts der starken Konkurrenz natürlich klar. Doch Bangemachen lassen sich die Briten deshalb noch lange nicht. Denn wenn sich einer auskennt mit schwerem Terrain, dann ist es schließlich der Range Rover.
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