Minou und Bello sind out
Minou und Bello sind out
Sam, Luna, Mila und Néo – nein, das sind nicht die Namen neuer Erdenbürger, deren Geburt von ihren Eltern mit großer Freude im „Luxemburger Wort“ verkündet wird. Sam und alle anderen Träger typischer Kindernamen sind Vierbeiner, Hunde und Katzen aus Tierheimen, die täglich auf den „Service & Termine“-Seiten vorgestellt werden – in der Hoffnung, schnellstmöglich ein neues Herrchen oder Frauchen zu finden.
Dass Haustiere häufig mit Namen bedacht werden, die auch Kinder tragen können, ist gar nicht so ungewöhnlich, schließlich bauen die Halter eine enge Beziehung zu den Vierbeinern auf. Laut einer Studie der Kleintierklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Tiho) halten mehr als 90 Prozent der Befragten Hund und Katze für ein vollwertiges Familienmitglied. Für rund 50 Prozent ist das flauschige Familienmitglied sogar eine Art Ersatzkind.
Von ihren Funktionen entbunden
„Die ursprünglichen Hauptfunktionen der Haustiere fallen weg“, erklärt Peter Kunzmann, Professor für Ethik in der Tiermedizin an der Tiho der Deutschen Presse-Agentur. Die Aufgabe der Katze sei es nicht mehr, Nager zu fangen. Und auch Hunde müssten nur noch selten Haus und Hof ihrer Besitzer bewachen.
Dass sich die Hitliste der Namen für Haustiere teilweise mit der Hitlisten der Kindernamen deckt, kann auch das deutsche Haustierregister Tasso bestätigen, in dem mehr als 9,3 Millionen Tiere registriert sind. Bei den Katzen finden sich auffällig viele Lillis, Lunas und Lucys wieder; Hündinnen werden häufig Bella, Emma und Luna genannt, gefolgt von Lilly, Amy und Maya. Bei den neugeborenen Menschen belegte Emma im vergangenen Jahr übrigens nicht nur in Deutschland den ersten Platz der Hitliste: Auch in Luxemburg-Stadt wurden die meisten Mädchen so genannt. Bei männlichen Tieren ist der Trend offenbar nicht so deutlich ausgeprägt: Hunde tragen laut Tasso häufig die Namen Balu, Buddy, Charly, Milow oder Rocky, Kater dagegen Leo, Simba oder Felix.
Trend auch in Luxemburg spürbar
„Diese Human-Benennung für Hunde und Katzen hat so langsam auch bei uns Hochkonjunktur“, erklärt Tierärztin Romi Roth, wenn auch die Vereinsamung – und damit die Rolle als Familienersatz – wie in den großen Ballungsgebieten im Ausland noch nicht so weit fortgeschritten sei. „Katzen hießen früher häufig Minou, Bijou oder Poussy, Hunde Struppi, Bello, Pitti oder Butzi, in Anlehnung an die deutschen Nachbarn auch gerne mal Waldi oder Hasso.“
Wer sich von seinen Nachbarn abheben will, der greift natürlich auch mal zu außergewöhnlichen Namen. Im „Luxemburger Wort“ suchten in den vergangenen Tagen unter anderem Carpaccio, Narcos und Tayson nach einem Zuhause.
In Romi Roths Tierarztpraxis seien auch schon Patienten namens Krypto, Chronos, Marley und Viper behandelt worden. „Mir fallen ansonsten keine außergewöhnlichen Namen mehr ein“, so die erfahrene Veterinärin. „Aber zwischenzeitlich hat man sich auch ein wenig daran gewöhnt.“
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