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Mazda MX-30: Erschwinglicher Stromer aus Fernost

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Mazda MX-30: Erschwinglicher Stromer aus Fernost

Mazda MX-30: Erschwinglicher Stromer aus Fernost

Mazda MX-30: Erschwinglicher Stromer aus Fernost


von Teddy JAANS/ 03.04.2021

Der anspruchsvoll gezeichnete Japaner zeigt, dass Zero Emission nicht unbedingt ein Riesenloch in den Geldbeutel reißen muss. Mit kleinen Einschränkungen.

Da steht er nun, der MX-30 und reckt seine markante Nase in den Wind. Rein optisch würde man ihm sein Elektroherz nicht ansehen, einmal von dezenten Schriftzügen abgesehen. Vorbei sind die Zeiten, als emissionsfreie Autos aussehen mussten, wie ein abgenutztes Stück Seife, auf Kühlergrills verzichteten und mit allerlei optischem Zierrat auf ihre „Weiße Weste“ verwiesen.

Der MX-30 ist designmäßig gesehen kein Langeweiler.
Der MX-30 ist designmäßig gesehen kein Langeweiler.
Foto: Gerry Huberty

Der Mazda punktet dennoch mit designerischen Eigenheiten. Die abfallende Dachlinie und die tunnelförmigen Rückleuchten machen ihn alles andere als zum Langweiler. 

Auch die schrägstehende Heckscheibe und das nach hinten abfallende Dach zeugen von designerischem Mut, auch wenn sie etwas zu Lasten des nutzbaren Raumes gehen. Der Clou sind die gegenläufig öffnenden Türen, die an den allzu früh „verstorbenen“ Sportwagen RX-8 erinnern, auch wenn der Zustieg in die zweite Reihe mit ihnen nicht wirklich bequemer wird. Aber zumindest hat man sich etwas getraut – wnen auch nur eine Spielerei.

Also: Platz nehmen und losfahren! Der Innenraum ist Mazda-typisch: Sauber verarbeitet und optisch ansprechend. Wie in den anderen Mazda-Modellen braucht die Anmutung sich nicht hinter der von deutschen Premium-Herstellern bekannten Optik zu verstecken. 

Der Innenraum gibt wenig Rätsel auf - die Verarbeitung kann sich sehen lassen.
Der Innenraum gibt wenig Rätsel auf - die Verarbeitung kann sich sehen lassen.
Foto: Gerry Huberty

Alles sitzt am rechten Platz und passt. Das Auto wirkt, als sei es aus einem Stück gefräst. Kork-ähnliche Verkleidungen und die filzartigen Bezüge der Türen erinnern an Leichtbau. Mit fast 1,7 Tonnen ist der MX-30 davon allerdings etwas entfernt. Dabei entfallen nur 300 Kilogramm auf den Stromspeicher im Unterboden. Diesen hat man bewusst nicht größer ausgelegt, der Hersteller spricht von „Rightsizing“. 


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Er sei auf die alltäglichen Bedürfnisse abgestimmt und mache den Wagen somit noch emissionsärmer, weil er nicht ständig übetriebenen Ballast mit sich herumschleppen muss. Ein wenig dürften die Ingenieure wohl auch die Herstellungskosten im Kopf gehabt haben. Ist der Stromspeicher voll geladen, gibt der MX-30 immerhin 165 Kilometer Reichweite an. Und hält sie.

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Realistische Reichweitenanzeige
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Foto: Gerry Huberty

Sogar bei winterlichen Temperaturen und mit eingeschalteter Heizung gibt es keine bösen Überraschungen, auch ein forscherer Fahrstyl oder Autobahnabschnitte saugen die Restkilometer nicht schamlos aus dem Boden. Der angegebene WLTP-Verbrauch von 19 kWh ist nicht geschönt, bei behutsamem Umgang mit dem Gasfuß fällt der Stromhunger auch mal auf Werte um15 kWh pro hundert Kilometer.

Kleine Paddel hinter dem Lenkrad dienen nicht etwa dazu, das (nicht vorhandene) Getriebe zu bedienen, sie steuern die Rekuperation auf Bergabfahrten und beim Ausrollen. Clever eingesetzt, erlauben sie, den Wagen fast komplett ohne Bremseingriffe zu verzögern. Simple aber gute Lösung!

Der MX-30 zieht seine Spur dank gut abgestimmter Lenkung präzise und angenehm straff. Ein Fahrverhalten, das mitunter auch das Verdienst der üppigen 18-Zoll-Bereifung sein dürfte. Dennoch schluckt er besonders kurze Unebenheiten ausreichend weg. Die Beschleunigung des Wagens ist im Vergleich zu aktuellen PS-Boliden eher Mittelmaß, die spontane Art und Weise der Kraftentfaltung überzeugt jedoch Meter um Meter. Tritt man das Gaspedal voll durch, regelt die Elektronik bei 140 km/h ab. Das reicht allemal, um auf der Autobahn ernst genommen zu werden. Eigentlich, so fühlt es sich an – will der Japaner auch eher seinen Insassen Komfort bieten, als sie mit sportlichen Allüren zu beeindrucken.

Die gegenläufig öfnenden Türen erinnern an den "verstorbenen" RX-8.
Die gegenläufig öfnenden Türen erinnern an den "verstorbenen" RX-8.
Foto: Gerry Huberty

Das kann er dafür sehr gut. Fahrer und Beifahrer räkeln sich in bequemem Gestühl. Der Steuermann kann sich in der von uns gefahrenen Skycruise-Version auf allerlei elektronische Helfer und Assistenzsysteme verlassen, wobei der mit leichten Eingriffen korrigierende Lenkassistent, das Head-up-Display, Totwinkelradar und ein Birdview-Kamerasystem, das das Auto aus der virtuellen Vogelperspektive zeigt, nur die wichtigsten sind. Letzteres ist wegen der nach nur mäßigen Übersicht nach hinten auch kein überflüssiger Schnickschnack. Dafür liefert es auch Bilder in einer selten erlebten Qualität.

In der Ruhe liegt die Kraft, möhte man sagen, wenn man mit dem MX-30 dahinrollt. Die Abwesenheit von Motor- und Windgeräuschen beindruckt immer wieder. Vor Jahren wären dafür noch mindestens sechs Brennkammern unter der Haube notwendig gewesen. Ob man wirklich ein künstliches Motorgeräusch beim Beschleunigen braucht, wie es der Mazda beim Beschleunigen über Lautsprecher generiert, sei dahingestellt, immerhin stört es nicht wirklich. Und mehr als einmal stellten wir bewusst das Bose-Soundsystem ab, um die Ruhe zu genießen.

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In der Ruhe liegt die Kraft
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Foto: Gerry Huberty

Nicht so ganz komfortabel geht es in der zweiten Reihe zu. Der Einstieg über die hinten angeschlagenen Hecktüren ist zumindest gewöhnungsbedürftig, einmal auf der Rücksitzbank angekommen, werden sich Mitreisende über 1,80 Meter Körpergröße der eingeschränkten Kniefreiheit genauso bewusst, wie der Nähe des Dachhimmels. Zudem ist im Fondabteil die Sicht durch die zwei kleinen Scheiben nach draußen auch nicht wirklich gut. Es gibt im Elektromazda ganz klar Klassenunterschiede, man sollte sich einen der vorderen Plätze reservieren.

Der Kofferraum ist mit 341 Litern Fassungsvermögen kein Raumwunder, ist aber durch Vorklappen der Rücksitzlehnen auf 1.171 Liter erweiterbar und taugt somit auch für den IKEA-Besuch.

Etwaige Bedenken, dass man unterwegs wegen fehlender Abwärme des Antriebs frösteln könnte, fegt der MX-30 weg. Sofort nach Einschalten der Zündung wird geheizt, dezent zwar, aber effektiv. Sparfüchse werden die Klimatisierungsautomatik wohl eher nicht auf 30 Grad einstellen, aber der vorgegebene Wert wird eingehalten. Und wem es dennoch kalt ist, dem sei gesagt, dass der E-Mazda über eine Sitzheizung verfügt, die das Gesäss binnen Sekunden nachdrücklich erwärmt. Selbst eine Lenkradheizung hat er an Bord. Um wieviele Kilometer die Reichweite steigt, wenn nicht geheizt werden muss, entzieht sich unserer Kenntnis, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt betrug die Autonomie 160 Kilometer. 

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Eher als Zweitwagen ...
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Foto: Gerry Huberty

Damit wären wir beim eigentlichen Wermutstropfen. Die Reichweite macht den Japaner an und für sich zum Zweitwagen. Für Langstrecken taugt er weniger. Daran ändert auch die Tatsache wenig, dass er per Gleichstrom innerhalb von 40 Minuten wieder zu 80 Prozent wieder aufgeladen werden kann. A propos Laden: Der MX-30 kann an einer Ladestation wie auch an der heimischen 220-Volt-Steckdose problemlos angestöpselt werden. Hängt man ihn ans Netz, gibt der Tacho die verbleibende Zeit bis zum Erreichen des maximalen Ladestands an. So soll es sein.

Mazda zeigt, dass die Elektromobilität ausgereift – und erschwinglich – ist. Mit einem Preis von knapp über 37.000 Euro war der Testwagen zwar kein Schnäppchen, allerdings kam er mit einer regelrechten Vollausstattung daher, die das Ganze relativiert. Rechnet man die staatliche Beihilfe von 8.000 Euro heraus, bewegt man sich auf dem Niveau eines Verbrenners. Die günstigste Variante kostet nach Abzug der Prämien um die 24.000 Euro. Allerdings richtet er sich an Menschen, die Langstrecken nicht auf der Agenda haben. Seine Klientel überzeugt er – abgesehen von etwas beengten Platzverhältnissen im Fond – mit einem entspannt-komfortablen Fahrerlebnis.

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