Kreuzfahrtriese nimmt Kurs auf die Umwelt
Kreuzfahrtriese nimmt Kurs auf die Umwelt
Von Fern Morbach (Text und Fotos)
Für viele Hamburger war die Taufe der neuen MSC Grandiosa ein außergewöhnliches Ereignis, für Insider der Kreuzfahrten-Branche war die Inbetriebnahme des Riesenschiffes mit Platz für bis zu 6.300 Passagiere ein Déjà-vu. Zum einen stellte das Familienunternehmen MSC mit Sitz in Genf in nur zweieinhalb Jahren fünf neue Schiffe in Dienst, zum anderen hat man sich auch an die aufwändig inszenierten Feiern gewöhnt. In Hamburg taufte die italienische Filmdiva Sophia Loren bereits zum 15. Mal ein MSC-Schiff und Michelle Hunziker hatte bereits im Juni 2018 bei der Taufe der MSC Seaview in Genua durch die Tauf-Show geführt.
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Die Taufe in Hamburg unterschied sich dennoch in einem Punkt wesentlich von früheren Feiern: Die Chefetage von MSC scheint man das Thema Umwelt und Klima nun definitiv entdeckt zu haben und auch ernst zu nehmen.
Ziel: Klimaneutralität – Mittel: Ausgleichszahlungen
Fast 60 Minuten lang dauerte eine Art Grundsatzerklärung von MSC-Chef Pierfrancesco Vago im Theater auf der neuen Grandiosa, dem – Zitat – „umweltfreundlichsten Schiff unserer Flotte. Vago reagierte damit auch auf die in den vergangenen Monaten immer lauter gewordenen Kritiken an der Kreuzfahrt im Allgemeinen und er reagierte, ohne es zu sagen, auf das anhaltend schlechte Abschneiden von MSC-Schiffen in Umwelt-Rankings.
Nun soll alles ganz schnell gehen. MSC beschränkt sich laut Vago nicht auf den Bau von mit Flüssiggas angetriebenen Schiffen, nicht auf leistungsstarke Katalysatoren, nicht auf das Weglassen von Plastik und Einweggeschirr, nicht auf moderne Wasseraufbereitungsanlagen und nicht auf die geplante CO2-Reduktion von 29 Prozent bis ins Jahr 2024.
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In Hamburg sagte Pierfrancesco Vago, MSC werde bereits ab dem kommenden Jahr die durch die Kreuzfahrtschiffe des Unternehmens verursachten CO2-Emissionen kompensieren. „Wir wollen klimaneutral werden.“ Auf dem Weg zu diesem Ziel will die Reederei mit Anbietern von CO2-Zertifikaten zusammenarbeiten. Die von MSC zu leistenden Ausgleichszahlungen sollen unter anderem an Küstengemeinden gehen und in Projekte zum Schutz der Meere investiert werden.
MSC baut Flotte weiter aus
Die in Hamburg getaufte Grandiosa gehört der MSC-eigenen Meraviglia-Klasse an, ebenso wie die 2017 getaufte Meraviglia und die Anfang März dieses Jahres in Southampton getaufte Bellissima. Herzstück der drei Schiffe ist eine rund 100 Meter lange Promenade im Bauch des Schiffes, an der sich Geschäfte, Restaurants, Bars und Lounges befinden.
Im Gegensatz zur Meraviglia (5.700 Passagiere) und zur Bellissima (ebenfalls 5.700 Passagiere) ist die Grandiosa noch ein Stück größer ausgefallen: Auf dem 331 Meter langen neuen Schiff können bei absolut voller Auslastung bis zu 6300 Menschen miteinander Urlaub machen. Diese Zahl wird in der Praxis allerdings so gut wie nie erreicht.
Auch in den kommenden Jahren will MSC massiv investieren. Bis 2027 wird das Unternehmen ein Dutzend weitere Schiffe in Betrieb nehmen. Fünf der Neubauten werden mit umweltfreundlicheren Flüssiggas-Antrieben bestückt werden.
Von Hamburg aus brach die Grandiosa zu ihrer Jungfernfahrt nach Genua auf. In den kommenden Monaten stehen Kreuzfahrten durchs westliche Mittelmeer auf dem Programm. Luxemburger Partner von MSC ist der Kreuzfahrtenveranstalter Neptun Cruises aus Esch/Alzette.
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