Koreanische E-Offensive
Koreanische E-Offensive
Von Alain Rousseau
Die Verantwortlichen von Hyundai machen keinen Hehl aus ihren Ambitionen: Sie wollen ihre Marke „zu einem der europäischen Hauptakteure im Bereich Mobilität“ machen. Dies gilt insbesondere für den Markt der Null-Emissions-Fahrzeuge – für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge und für solche mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle an Bord.
Der Ioniq 5 ist das erste Modell der neuen Modellreihe, weitere sollen folgen. Anfang 2023 wird die Ioniq-6-Limousine auf den Markt kommen, etwas später folgt ein SUV, so der Plan. Ob Hyundai die neue Modellreihe nach unten ausweitet und an einem kleinen Elektrofahrzeug arbeitet, steht noch in den Sternen. Eines ist jedoch sicher: Die Koreaner sparen nicht an der Qualität. Der Ioniq 5, den wir auf den schönen Straßen an der luxemburgischen Mosel gefahren sind, weiß in allen Punkten zu überzeugen.
„Elektrisierendes“ Design
Zunächst einmal fällt es schwer, die Linienführung des Designers Luc Donckerwolke nicht zu loben. Der Belgier wurde von Hyundai mit dem Entwurf des neuen Modells beauftragt. Davor war er auch für andere Hersteller tätig. Das ikonische Design der Lamborghini-Modelle Gallardo und Murcièlago trägt seine Handschrift.
Der Ioniq 5 zieht die Blicke an wie ein Magnet – ein für ein Serienauto eher seltenes Phänomen. Das gilt vor allem bei Nacht, wenn die LED-Beleuchtung dem Fahrzeug eine ganz besondere optische Signatur verleiht.
Mit über 4,6 Metern Länge ist der koreanische Crossover recht imposant. Verstärkt wird dieser Eindruck durch einen drei Meter langen Radstand, flankiert von sehr kurzen Überhängen. Der Ioniq 5 basiert auf der neu entwickelten modularen Plattform (E-GMP) für batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs). Das Akkupaket befindet sich unter der Fahrgastzelle. Das spart nicht nur Platz im Innenraum, sondern kommt auch dem Fahrverhalten zugute: Der Schwerpunkt liegt sehr tief.
Reichlich Platz
Die großen Glasflächen lassen viel Licht in den Innenraum des Crossovers. Die Materialien, die Hyundai verwendet, machen einen sehr langlebigen Eindruck. Die digitalen Displays für die Bordinformationen und die Navigationsanzeige sind jeweils waagerecht angeordnet. Alles in allem sieht die Verarbeitung recht ordentlich aus. Mit zwei Ausnahmen: Der untere Teil des Armaturenbretts und der Türschweller bestehen aus schnödem Hartplastik.
Das Platzangebot für die Passagiere ist so großzügig, dass es selbst einem Fahrzeug einer gehobeneren Fahrzeugklasse gut stehen würde. Der Ioniq 5 weiß besonders bei der Schulter- und Beinfreiheit zu überzeugen. Der Fahrer fühlt sich im Auto sofort wohl. Dank der zahlreichen Verstellmöglichkeiten von Sitz und Lenksäule findet er schnell die für ihn optimale Position. Mehrere Stauräume mit integrierten USB-Steckdosen machen das Auto gleichzeitig praktisch und familienfreundlich.
Der Kofferraum am Heck hat ein Volumen von 527 Litern. Zusätzlich gibt es ein kleines Fach im vorderen Teil des Fahrzeugs, das 57 Liter fasst. Die Ladekante ist relativ hoch und die Heckklappe fällt steil ab. Das schränkt den Transport von schweren oder sperrigen Gegenständen etwas ein. Hier hatte das Design Vorrang vor der Praktikabilität.
Das Testfahrzeug war mit dem 160 kWh (218 PS) starken Motor ausgestattet. Dieser „Mittelklasse“-Motor erfüllt seine Aufgabe perfekt und verhilft dem Ioniq 5 zu ordentlichen Fahrleistungen. Die Abstimmung des Motors ermutigt jedoch eher zu einem entspannten, fließenden Fahrstil. So wird es auch möglich, die Komfortqualitäten des Fahrzeugs voll auszuschöpfen. Die Qualität der Federung muss besonders hervorgehoben werden: Sie schirmt die Passagiere komplett von unerwarteten Stößen ab.
um weitere Bilder zu sehen.
Eine weitere Besonderheit des Ioniq 5 ist, dass er nur mit dem Gaspedal gefahren werden kann. Sobald der Gasfuß angehoben wird, schaltet sich das Energierückgewinnungssystem ein – das Fahrzeug wird langsamer. In Stellung 4 – der höchsten – ist die Bremskraft so groß, dass sie das Fahrzeug bis zum kompletten Stillstand bringen kann. Am Anfang mag dies ungewohnt sein – wenn man sich daran gewöhnt hat, möchte man es fast nicht mehr missen.
Ein oder zwei Motoren
Der Käufer kann zwischen zwei Motorkonfigurationen wählen: Eine mit einem reinen Heckmotor (125 oder 160 kW), die andere mit Front- (70 kW) und Heckmotor (155 kW). So wird aus dem Ioniq 5 ein Fahrzeug mit Allradantrieb (AWD) und einer Gesamtleistung von 225 kW (oder 305 PS). Das kombinierte Drehmoment der beiden Antriebseinheiten beträgt 605 Nm. Die Fahrleistungen sind dementsprechend: Von 0 auf 100 km/h vergehen nur 5,2 Sekunden. Bei den Modellen mit nur einem Motor liegt das Drehmoment bei 350 Nm. Der Standardsprint dauert dann 8,5 beziehungsweise 7,4 Sekunden.
Wie bei E-Autos üblich, ist die Höchstgeschwindigkeit begrenzt. Beim Ioniq liegt sie bei 185 km/h, egal welche Motorkonfiguration gewählt wurde. Dauerhaft hohe Geschwindigkeiten mag kein E-Auto. Der Verbrauch würde überproportional ansteigen und die Restreichweite schrumpfen. Im WLTP-Zyklus liegt der Verbrauch des Ioniq 5 bei 16,7 bis 17,7 kWh/100 km, die Reichweite wird mit 384 km bis 481 km angegeben.
Fehlt nur noch der Preis: Wer sich einen Ioniq 5 in die Garage stellen will, muss mindestens 44.478 Euro ausgeben. Das Topmodell mit über 300 PS und Allradantrieb kostet 51.489 Euro.
Folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Instagram und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
