Klassiker treffen zu Hause auf Newcomer
Klassiker treffen zu Hause auf Newcomer
(NW) - Auffällig gut gekleidete Damen und Herren, perfekt inszenierte Food-Zones und in Stoffe gehüllte Geschäftigkeit: Die internationale Möbelmesse hatte wieder Fachpublikum von nah und fern nach Köln gelockt. Ein wertvolles Gut hatten die stilsicheren Gäste offenbar im Gepäck: Zeit. Denn neben bekannten Klassikern waren Tausende neue Produkte zu sehen. Darunter viel Einzigartiges – aber doch auch immer wiederkehrende, verschieden umgesetzte, Trends. Und da die IMM als Leitmesse gilt, erhofften sich einige Aussteller eine Auszeichnung mit dem begehrten „Innovation Design Award 2015“, der von einer Jury während der Messezeit in verschiedenen Kategorien vergeben wurde. Das Bild, das sich nach der Wahl der „Winner“ und der „Best of Best“ ergab, zeigt einige grundlegende Trends:
Schlichte Formen
Die Formensprache von Stühlen und Sesseln wird zunehmend schlicht und orientiert sich dabei an Bauhaus-Designklassikern und deren Nachfolgern. Auch die 50er- und frühen 60er lassen grüßen: Stühle und Couchtische à la Nierentischchen erhalten schlanke, leicht ausgestellte Beine. Zeitgemäß wirken die Neuauflagen der Stilikonen durch innovative, teils farbenfrohe Polsterstoffe und helles Holz.
Massiv und ethisch
Eine Rückkehr zu guten alten Werten langlebiger Möbel zeigt sich in der zunehmenden Anzahl an Massivholz-Möbeln, die häufig mit metallischen Elementen arbeiten, um für moderne Optik zu sorgen. Einige Hersteller gehen über den Anspruch „Massivholz“ noch hinaus und verwenden FSC-zertifiziertes Holz – teils auch in Kombination mit Recycling Materialien – wie etwa Mater Design.
Generell scheint ethisches Handeln und Kooperativen mit Zulieferern im Kommen zu sein. So präsentierte die Schweizer Qualitätsteppichfabrik Ruckstuhl einen handgestrickten Teppich, der aus der robusten kolumbianischen Nationalfaser Fique hergestellt wird. Die Faser wurde früher vor allem zur Fertigung von Kaffeesäcken verwendet. Nun wird das Naturmaterial in Kolumbien von Hand gesponnen und dann auf großen Stricknadeln zu äußerst schönen Teppichen verstrickt. Damit sich die Messebesucher davon überzeugen konnten, waren zwei kolumbianische Damen angereist, die in kaum fassbarer Geschwindigkeit „live“ strickten. Mit einem ähnlichen Ansatz unterstützt auch der Teppichhersteller miinu unter dem Motto „Soul works“ traditionelle Handwerksbetriebe der Zunft weltweit.
Puristisch beleuchtet
Minimalimus ist wohl das Schlagwort schlechthin in Sachen Beleuchtung. Formschöne Glühbirnen werden selbst zum Designobjekt und nur leicht beschirmt – oder in der puristischen Kombination mit attraktiven Fassungen als formvoll-endetes Gespann präsentiert. Und wenn es etwas mehr sein soll, werden die einzelnen Lichtkörper zu Leuchtgrüppchen in verschiedenen Größen zu einem flexiblen Ganzen arrangiert.
Schwarz statt Weiß
Der Hang zur Leichtigkeit und Flexibilität zeigt sich auch bei vielen Möbeln. Hochwertig, aber zum Mitnehmen, so müssen sie neuerdings sein, damit sie Umzüge unbeschadet mitmachen und zu Hause immer wieder neu arrangiert werden können. Ein Trend, der auch vor der guten Einbauküche nicht halt macht. Module setzten sich immer mehr durch. Und noch etwas ändert sich gerade: Die Farbe der Küchengeräte. Nicht Weiß, nicht Silbern, sondern Schwarz ist die neue „Farbe“ in der Küche. Angesichts der Tatsache, dass der Preis einer so manchen Küche durchaus mit einem Kleinwagen vergleichbar ist – ist „schwarz-metallic“ hier doch auch irgendwie gerechtfertigt.
Natürlich inspiriert
Auch wer sein Haustier lieber zu Hause verewigt sieht, hat derzeit gute Chancen: Tierfiguren sind nicht mehr nur Dekoration, sondern auch Möbel: Kare hat seine lebensgroße Pferdefigur zum Regal umgewandelt – und Riva 1920 zeigt eine Massivholz-Bank in Form eines Dackels. Vielfach werden organische Strukturen wieder entdeckt und mit schlichten, geometrische Formen kombiniert, wie das unter anderem Team7 seit einiger Zeit der Branche vormacht.
Was sich langsam durchzusetzen scheint, ist der Materialtrend Kupfer: War das Material bislang Accessoires oder Leuchten vorbehalten, findet es nun auch Einsatz bei Möbeln. An die Wand kommt übrigens wieder Tapete: Nur an einzelnen Flächen, dafür aber als visuelles Highlight mit viel Effekt.
Bei aller Leichtigkeit darf es also zu Hause wieder wohnlich werden.
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