Klassiker für heute und morgen
Klassiker für heute und morgen
Von Michael Ziehenberger
Old- und Youngtimer haben zweifelsohne Anziehungskraft. Ob groß oder klein – altes Blech begeistert über Generationen hinweg. Für die einen ergibt sich jetzt die Möglichkeit, den Traumwagen ihrer Jugend zu kaufen. Jüngeres Publikum kann heute hingegen in eine Zeit eintauchen, die sie selbst nicht erleben konnten. Wieder andere haben das Investment-Potenzial von Raritäten auf vier Rädern erkannt. Doch all den positiven Emotionen und der Begeisterung rund um die Welt der Klassiker stehen auch kritische Stimmen gegenüber.
Der motorisierte Individualverkehr sowie das Verbrennen von fossilem Treibstoff sind in Verruf geraten. Wie sehen nun die Zukunftsperspektiven für Old- und Youngtimer aus? Die beiden Ausdrücke Oldtimer und Youngtimer sind in aller Munde. Dennoch lohnt es sich, nochmal die Definitionen zu wieder-holen, denn die Luxemburger Gesetzgebung kennt diese Begriffe nicht. Bei Oldtimern sprechen Autoliebhaber von Fahrzeugen, die mindestens 30 Jahre alt sind, nicht mehr hergestellt werden und sich im Originalzustand befinden. Der Gesetzgeber verwendet hierfür ausschließlich den Begriff „Historisches Fahrzeug“.
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Offizielle Klassifizierung durch Experten
Darüber hinaus sollte das konkrete Modell einen Platz in der Geschichte des Automobils einnehmen, denn dieser verhilft ihm zum Status „Kulturgut“. Falls am Fahrzeug Modifikationen vorgenommen wurden (beispielsweise am Motor oder am Fahrwerk), müssen diese als zeitgenössisch gelten. Das bedeutet in diesem Fall einen Zeitraum von zwölf Jahren nach der ersten Inbetriebnahme. Zudem dürfen sie das Erscheinungsbild nicht verändern. Diese Eigenschaften werden von den örtlichen Behörden bestätigt, in Luxemburg ist das die Société Nationale de Circulation Automobile (SNCA). Die offizielle Klassifizierung als Historisches Fahrzeug, die von einem Experten validiert werden muss, ist insofern relevant, da das Intervall für die technische Kontrolle auf zwei Jahre steigt. Alle anderen Autos über 30 müssen zur jährlichen Überprüfung.
In die Kategorie der als Youngtimer bezeichneten Fahrzeuge fallen Autos, die zwischen 20 und 29 Jahre alt und vergleichsweise alltagstauglich sind. Ist bei Oldtimern oftmals klar, welche Fahrzeuge als solche definiert werden können, ist die Auswahl bei Youngtimern vergleichsweise bunt. Die „Fédération internationale des véhicules anciens“ (FIVA ) stellt jedoch bereits eine spezielle Youngtimer-Card aus und registriert somit erhaltenswürdige Fahrzeuge schon vor. Für alle Personenfahrzeuge über 25 Jahre ist übrigens lediglich ein jährlicher steuerlicher Pauschalbetrag von 25 Euro zu entrichten.
Auf dem Sprung zum Oldtimer
Alle Jahre wieder stellen sich Enthusiasten also die gleiche Frage: Welche Modelle werden heuer zu begehrenswerten Oldtimern? Ganz oben auf der Liste könnte hier der ab 1992 verfügbare Bugatti EB110 stehen. Der Supersportwagen leistet dank zwölf Zylindern und vier Turboladern 560 PS und ist laut Werk 351 Stundenkilometer schnell. Aktueller Marktwert: nördlich von zwei Millionen Euro.
Aus den USA kam vor genau 30 Jahren die Dodge Viper zu uns – mit Zehnzylinder-Motor, dem man in diesem offenen Roadster gut lauschen konnte. Preislich rangiert der amerikanische Dampfhammer aktuell in deutlich erschwinglicheren Gefilden. Aktuell ist ein gutes Exemplar bereist für unter 100.000 Euro zu haben. Legt man auf etwas mehr Alltagstauglichkeit wert, könnte man mit einem BMW M3 der Generation E36 glücklich werden. Sein 286 PS starker Reihensechszylindermotor bietet genügend Kraft in allen Lebenslagen, das Sportfahrwerk ist auch auf längeren Fahrten nicht ungemütlich. Nur wenige Fahrzeuge dieses Typs wurden bereits 1992 zugelassen, die meisten (auch als Limousine und Cabrio) in den Jahren darauf. Ebendiese Fahrzeuge werden also erst in den nächsten Jahren vom Young- zum Oldtimer geadelt.
Die Zukunft für Old- und Youngtimer
Historische Fahrzeuge, die in erster Linie als Hobby bewegt werden, steuern nur minimal zum Klimawandel bei. Dennoch gibt es auch in der Klassik-Szene Bemühungen, den CO₂-Abdruck zu verringern. So gibt es bereits Oldtimer-Rallyes, die bilanziell klimaneutral durchgeführt werden. Als große Zukunftshoffnung gelten synthetische Kraftstoffe, die mit verschiedenen Methoden ebenso klimaneutral hergestellt werden können. Darüber hinaus haben sie den großen Vorteil, dass sie wie herkömmliches Benzin verwendet werden können, es bedarf also im Gegensatz zur Elektromobilität keiner zusätzlichen Infrastruktur.
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Etwas schwieriger könnte sich in Zukunft die Wartung von alten Autos gestalten. Immer weniger Werkstätten haben das entsprechende Know-how, um die oft aufwendige Technik instand zu halten, erfahrene Mitarbeiter gehen in Rente. Nachwuchs steht zwar in den Startlöchern, in Zukunft wird es aber dennoch weniger fachkundiges Personal geben. Deswegen lohnt es sich schon jetzt, sich über längerfristige Service-Möglichkeiten Gedanken zu machen.
Kleinwagen im Trend
Dass begehrte Klassiker als Wertanlage hervorragende Rendite bringen können, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Allerdings kühlte der Markt allgemein in den letzten Jahren etwas ab. Bei genauerer Betrachtung ist allerdings zu erkennen, dass es Unterschiede zwischen der großen Masse an historischen Fahrzeugen und besonders exklusiver und hochpreisiger Edel-Ware gibt. Jüngstes Beispiel ist hier der Verkauf des Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé für die Rekord-Summe von 135 Millionen Euro. Dieser Verkaufspreis macht den Renn-Stern aus dem Jahr 1955 zum teuersten Auto der Welt.
Er löst somit den Ferrari 250 GTO ab, der meist für weniger als die Hälfte gehandelt wird. Auch der Italiener hat Renngeschichte vorzuweisen, wo wir schon bei einem der relevantesten Kriterien in Sachen Investment wären. Denn in letzter Zeit zeichnet es sicher immer mehr ab, dass vor allem exklusive Autos mit einer einzigartigen Geschichte im Motorsport besonders gefragt sind. Hier sind weiterhin stark steigende Preise zu verzeichnen. Im Trend liegen nicht nur legendäre Oldtimer, sondern Autos der 1980er- und 1990er-Jahre, mittlerweile auch Youngtimer. Zuletzt wurden die Kleinwagen Peugeot 205 GTi und Renault Clio Williams für 82.960 respektive 73.904 Euro versteigert. Beide Flitzer repräsentieren die jeweils spannendsten Fahrzeuge ihrer Klasse sowie Epoche und bekommen dadurch immer mehr Wertschätzung von Sammlern.
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