Kindermode im Sommer 2017: Natürlich auch zum Spielen
Kindermode im Sommer 2017: Natürlich auch zum Spielen
von Nicole Werkmeister
Sie zählt zu den erfolgreichsten Mode-Bloggerinen für „Kids Fashion“: Auf ihrem Instagram-Account @hailsworld.com zählt Haileigh zur Zeit 138 000 Follower, die ihre Beiträge und inszenierten Posen in schicken Outfits offenbar gerne sehen. Heute nichts Ungewöhnliches, möchte man meinen. Aber: Haileigh ist erst sieben Jahre alt. Das zierliche Mädchen, das etwas an die junge Zoë Kravitz – Tochter von Lenny Kravitz und Lisa Bonet – erinnert, eifert ihren großen Vorbildern nach. Die Hüfte frech seitwärts ausgestellt, ein Knie locker nach innen geknickt, lächelt sie mal mit, mal ohne Sonnenbrille in die Kamera.
Ebenso erwachsen wie ihre Darstellung, sieht auch ihr Outfit aus: stark durchlöcherte Jeans, enge Shirts und lässig weite Fake-Fur-Jacken. Dazu jede Menge Accessoires. Im wahrsten Sinne verantwortlich für den medialen Erfolg von Haileigh ist deren Mutter. Sie macht die Fotos, schreibt Beiträge und sorgt dafür, dass ihre Tochter auch in TV-Shows oder auf dem Mini-Laufsteg unterwegs ist. Wo früher Eislauf-Muttis ihren weiblichen Nachwuchs auf die kalte Fläche schickten, sind heute Social-Media-Mütter unterwegs, die in Kardashian-Clan-Manier dafür sorgen, dass ihre Kinder möglichst frühzeitig die Rente ihrer Erzeuger sichern.
Bewegung im Freien ist wichtig
Aber auch von solchen Auswüchsen abgesehen macht der Trend zum digitalen Stubenhocker einigen Neurologen und Psychologen bereits Sorgen. Bestsellerautor und Neurowissenschaftler Manfred Spitzer hält mit seiner Kritik nicht hinterm Berg und warnt vor den Langzeitschäden, die sich in der Hirnentwicklung von Kindern niederschlagen, die zu früh und zu intensiv mit „Wischen“ auf iPhone und Pads beschäftigt sind: „Diese Kinder tun mir sehr leid. Sie werden später einmal große Defizite aufweisen. Und die Eltern sehen tatenlos dabei zu, sind stolz und erkennen beziehungsweise glauben auch gar nicht, welche negativen Konsequenzen dieses Handeln für ihr Kind haben wird. Dabei gibt es zahlreiche Studien, die das belegen“, so der Experte.
Zu den viel diskutierten Problemen der „Digital Natives“ zählen auch frühe Haltungsschäden und Gewichtsprobleme, die aus dem Mangel an Bewegung resultieren. Wer seinem Kind tatsächlich etwas Gutes tun will, achtet also auf ausreichend Bewegung im Freien – und Kleidung, die durchaus modisch sein darf, die Bewegung aber nicht einschränkt. Einige Marken haben sich das zur Prämisse gemacht und vereinen modische und praktische Ansprüche. Doch was zieht man den lieben Kleinen dann nun an, sofern sie sich das noch gefallen lassen – und womit könnte man auch bei modisch interessierten Youngstern punkten?
Denim geht immer
Ebenso wie in der Erwachsenenmode ist der Jeansstoff auch in der Kindermode einfach nicht wegzudenken. Von Saison zu Saison hält er sich tapfer – immer wieder in neuen Varianten – im Regal. Gut ist natürlich, dass der Baumwollstoff heute meist mit Elastan-Anteil versehen und dadurch dehnbar ist – und dabei seine Grundqualität an Robustheit behält. Also eine durchaus für Spiel und Bewegung im Freien geeignete Wahl. Die Schnitte sind weiterhin schmal, von hell- bis dunkelblau ist alles erlaubt – mit und ohne „Gebrauchsspuren“. Allein auffällige Nähte und viel Bling-Bling sind „out“.
Da die Herstellung von Jeans häufig mit dem Einsatz zahlreicher Chemikalien erfolgt, sollte man beim Kauf auch diesen Aspekt beachten. Eine Orientierungshilfe durch das Angebot der großen Marken bietet dabei die „Detox-Kampagne“ der Umweltorganisation Greenpeace, die bereits zahlreiche Textilgiganten dazu veranlasste, sich dem Entgiftungsplan für eine schadstofffreie Mode bis zum Jahr 2020 anzuschließen. Über den aktuellen Stand informiert die Website detoxcatwalk.de, wo die Unternehmensgruppe Inditex, zu der die Modekette Zara gehört, sowie Benetton und H&M überraschend gut abschneiden. Auf dem rechten Weg sind den Angaben zufolge etwa G-Star, Adidas, C&A, Mango, Levis, Puma – sowie Burberry und Valentino im höherpreisigen Segment. Mit Minuspunkten versehen wurden dagegen – unter anderem – Esprit und Nike. Eine weitere Orientierungshilfe bei der Suche nach nachhaltiger Mode bietet das Portal nachhaltigkeit.info, das auch kleinere Unternehmen auflistet. Ganz oben sind hier Hersteller genannt, die zu hundert Prozent „organic“ produzieren – wie etwa Bleed oder Armed Angels, die leider noch eine Kinderkollektion vermissen lassen. Hier wird man lediglich beim Primus Hessnatur fündig.
Flower Power
Was das Design betrifft, zählen Blüten und Blumen zu den Motiven, die in dieser Sommersaison auf den Spielplätzen und Schulhöfen des Landes am häufigsten zu sehen sein werden. Zumindest bei den Mädchen. Stilistisch gibt es dabei keine Einschränkungen. Gedruckt oder bestickt, romantisch verspielt oder eher grafisch schlicht – es ist alles erlaubt. Das französische Traditionsunternehmen Petit Bateau entschied sich mit der aktuellen Kollektion „Flower Therapy“ für eine markentreue Interpretation des Trends in Rot-Weiß-Blau. „Dabei folgen wir dem Rhythmus der Blumen“, erklärt Kreativdirektorin Carole Caufman. „Die Saison startet mit zarten Blüten, die im Laufe der Jahreszeit zu einer Explosion von Blumensträußen führen.“
