Kabellos unterwegs
Kabellos unterwegs
Ja, sie wollen es alle: Nachhaltig soll der Verkehr werden. CO2-neutral soll sich die Menschheit in Zukunft von Ort zu Ort bewegen. Auch bei Honda ist man sich der Fragilität des Planeten bewusst und will bis 2040 komplett auf E-Antriebe umstellen. Anders als die Konkurrenz setzt man sich noch nicht das Jahr 2030 zum Ziel. Die komplette Abkehr von Verbrennern oder Hybrid-Fahrzeugen braucht noch etwas Zeit. Ein weiteres Datum, auf das man in Japan setzt, ist das Jahr 2050. Dann sollen nicht nur alle Produkte und Aktivitäten des Unternehmens CO2-neutral sein, wie CEO Goshihiro Mibe vorgibt. Nein: Dann soll es auch keine Unfälle mehr mit zwei- oder vierrädrigen Fahrzeugen des Unternehmens geben.
Mit Strom, aber ohne Kabel
Wie das passieren soll, dazu äußerte man sich bei der Vorstellung des neuen HR-V noch nicht. Das Fahrzeug – ein Hybrid – stellt aber zumindest den nächsten Schritt in Richtung Elektrifizierung der Flotte dar, der den e:HEV-Stempel (hybrid electric vehicle) trägt. Der HR-V, die mittlerweile dritte Generation, hat mit seinem Urvater, der Ende der 1990er-Jahre auf den Markt kam, nur noch wenig gemein. Statt einem eckigen Kasten mit vier Rädern stehen Fahrerinnen und Fahrer nun einem stattlichen SUV gegenüber, der mit seiner breiten und kräftigen Frontpartie weitaus dynamischer wirkt als die abgerundete zweite Generation. Laut Honda ist er dem B-Segment der SUV-Fahrzeuge zugehörig – und gehört damit der Klasse an, die im Benelux-Markt auf den größten Zuspruch stößt.
Der HR-V der dritten Generation hat mit seinem Urvater nur wenig gemein.
Gewachsen ist der HR-V aber offensichtlich nur im Innenraum, wie die Abmessungen verraten: Er ist einige Zentimeter kleiner als sein Vorgänger (1.582 statt 1.605 mm), die Heckpartie wirkt ein wenig sportlicher, fällt steiler ab als zuvor. Dafür ist der Abstand zur Straße ein wenig gewachsen (um 10 auf 195 mm). Die Länge bleibt mit 4.340 mm beinahe gleich. Ko Yamamoto, der technische Berater des Autobauers, spricht bei der Vorstellung des Fahrzeugs in der Honda Academy in Erlensee, in der Nähe von Frankfurt am Main, von einer „premium appearance“, also einem Premium-Aussehen. Zu diesem gehört – je nach Ausstattung – auch ein Grill in Wagenfarbe, was zumindest den positiven optischen Eindruck erhöht.
Unter der Motorhaube arbeiten gleich mehrere Motoren: Der e:HEV-Antrieb kombiniert einen 1,5-Liter-Benziner und zwei E–Maschinen (eine für den Antrieb, eine als Generator für die Akkuspeisung). Gemeinsam bringen sie es auf 96 kW (131 PS) – bei einem maximalen Drehmoment von 253 Nm. Besser als ein Plug-in-Hybrid, so Yamamoto, sei der gewöhnliche Hybrid nicht. Einen Vorteil bringe aber zumindest die kleinere Batterie, die wohl auch dazu beiträgt, dass auf der Rückbank ein wenig mehr Beinfreiheit auf die Passagiere wartet. Dafür ist der Kofferraum recht klein geraten: 335 beziehungsweise 320 (Advance Style) Liter – aber rund 1.300 Liter bei Einbeziehung der Rückbank.
Konkurrenzfähiges Interieur
Das Innere des Wagens hält das, was das schicke Äußere verspricht: Die Ausstattung wirkt – mit Ausnahme des Lenkrads in der Elegance-Version – hochwertig und gut verarbeitet, das Cockpit übersichtlich und keinesfalls überladen. In jedem Modell ist ein Touch-Display zu finden, das – was äußerst seltsam anmutet – sich leicht zum Beifahrer und nicht zum Fahrer neigt. Wer will, kann dem System aber auch mit Worten sagen, was er oder sie möchte.
Bei der Testfahrt durch das hessische Hinterland zeigt sich der HR-V von seiner gemütlichen Seite. Sicher in den Kurven und leise gleitend durch Dörfer bringt er die Passagiere bequem ans Ziel. Auch leichte Beschleunigungen meistert das Hybrid-Fahrzeug ohne Probleme. Diese treten erst auf, wenn es auf der Autobahn darum geht, einen schnellen Überholvorgang einzuleiten. Dann heult der Motor auf, denn die Beschleunigung gelingt dann doch nicht so reibungslos wie gewünscht. „Aus den Pötten“ kommt man so schnell, wie man möchte, dann nicht – es sei denn, man ist schlau genug und setzt sofort auf den Sport-Modus.
Der Hersteller gibt für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h eine eher mittelmäßige Zeit von 10,6 Sekunden an. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 170 km/h – wobei er schon weit vorher auffällig laut brummt. Der angepriesene Verbrauchswert von rund 5,4 Litern pro 100 Kilometern (WLTP) kann eingehalten werden: Bei der Überlandfahrt pendelte sich der Verbrauch des Testfahrzeugs bei rund 5,5 Litern ein. Wer häufig auf Autobahnen unterwegs ist, sollte jedoch noch ein wenig mehr Benzingeld einplanen: Dann steigt der Verbrauch auf rund 7 Liter. Nach 500 Kilometern heißt es dann aber schon wieder: Ab an die Zapfsäule – denn das Tankvolumen beträgt 40 Liter. Als CO2-Emission gibt Honda 122 g/km (WLTP) an. Die rein elektrische Reichweite ist nicht nennenswert – doch dank Rekuperation kann man in der Stadt doch einige Kilometer ganz ohne fossile Brennstoffe zurücklegen.
Passable Basisversion
Angeboten wird der Wagen in drei Ausstattungsvarianten: angefangen beim durchaus erschwinglichen Modell Elegance (29 470 Euro) über Advance (31 890 Euro) bis hin zu Advance Style (34 310 Euro). Honda betont, dass bereits das Elegance-Modell einer mittleren Ausstattung von Konkurrenz-Fahrzeugen entspricht – mit LED-Scheinwerfern, beheizbaren Sitzen, Keyless-Start-System, Navigation, Android Auto beziehungsweise Apple CarPlay, Rückfahrkamera und Parksensoren.
Auch diverse Assistenzsystem, vom Spurhalteassistent über die Geschwindigkeitsregelung bis hin zum Stauassistent sind inklusive. Nur wer noch mehr Komfort will – etwa ein beheizbares Lederlenkrad, elektrisch anklappbare Außenspiegel, eine kabellose Ladestation, den Toter-Winkel-Assistent oder den Auspark-Assistenten –, der muss noch etwas drauf legen.
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