Es muss kein neues iPhone sein
Es muss kein neues iPhone sein
von Torsten Könekamp
Mit dem neuen iPhone 11 und seinen beiden Pro-Modellen hat Apple jüngst seine neuesten Spitzenmodelle aus dem Hut gezaubert und seit dem Verkaufsstart millionenfach unter die Kunden gebracht – trotz der für viele Menschen immer noch zu hohen Preise. Doch für wen lohnt sich der Kauf von iPhone 11, iPhone 11 Pro und iPhone 11 Pro Max überhaupt?
Im Vergleich zu den Vorjahres-Neuheiten ist der technische Sprung nicht gerade riesig. Die neuen iPhones sind schneller, haben mehr Laufzeit (eine Stunde beim iPhone 11, vier beim Pro und gar fünf beim Pro Max). Zudem ist jeweils eine Weitwinkelkamera hinzugekommen. Das iPhone 11 hat nun zwei, die beiden Pro-Varianten sogar drei Knipsen.
Zusätzlich gibt es Verbesserungen im Detail, wie das neue Display der Pro-Modelle, ein stärkerer Akku, schnelle Ladezeiten und die Unterstützung für den neuen WLAN-Standard WIFI 6. Das alles hat natürlich seinen Preis. So kostet das iPhone 11 rund 780 bis 950 Euro, die Pro-Modelle liegen im Bereich von etwa 1 120 bis 1 605 Euro.
Kein Must-Have für jedermann
Wer ein iPhone (XR, XS oder XS Max) aus dem Vorjahr besitzt und damit zufrieden ist, kann sich den Kauf daher in der Regel sparen. Nur wer dringend mehr Leistung, eine längere Laufzeit oder eine Weitwinkelkamera braucht, erhält einen echten Mehrwert. Alle anderen verpassen nichts, wenn sie noch ein Jahr warten.
Das iPhone X aus dem Jahr 2017 nimmt eine Sonderstellung ein: Der Abstand zum iPhone 11 in Sachen Displaygröße, Geschwindigkeit und Fotoqualität ist recht groß. Bereits das günstige iPhone 11 stellt eine merkliche Verbesserung in vielerlei Hinsicht dar. Ausnahmen sind das OLED-Display und der Zweifach-Zoom des iPhone X, die im günstigen iPhone 11 fehlen.
Im Vergleich zum iPhone 8 sind die Veränderungen gigantisch. Den Wechsel sollte daher nur der scheuen, der ein handlicheres Display oder den Homebutton bevorzugt. Das beste Gerät mit kleinerem Display und Homebutton ist das iPhone 8, beziehungsweise 8 Plus. Beide Modelle sind noch bei Apple erhältlich (ab etwa 460 Euro). Sparfüchse kommen so oder so nicht an den Vorgängermodellen vorbei: Das immer noch gute iPhone Xr bekommt man ab etwa 685 Euro.
Abschied vom iPhone 6
Wer ein iPhone 6 sein Eigen nennt, sollte sich dringend ein neueres Modell zulegen. Apple unterstützt das mittlerweile fünf Jahre alte iPhone 6 nicht mehr, die älteren Modelle wurden bereits vorher abgeknipst. Für die Nutzer bedeutet das nicht nur den Verzicht auf neue Features, sondern auch auf Sicherheit: Mit wenigen Ausnahmen repariert Apple keine Lücken, die in alten Systemen gefunden werden. Selbst ein Wechsel auf iPhone 7 oder 8 bringt also echte Vorteile – zumindest vorläufig.
Wer bei Ebay und Co. auf Schnäppchensuche geht, wird schnell fündig, doch auch hier ist Vorsicht geboten: Älter als ein iPhone 6s oder SE sollte das Gerät auf keinen Fall sein. Erst ab diesen Modellen unterstützt Apple das aktuelle iOS 13. Das SE ist das einzige iPhone mit einer Displaydiagonale von nur vier Zoll. Wer ein besonders kompaktes iPhone möchte, hat daher aktuell keine andere Option. Zuschlagen sollte man aber nur, wenn das Smartphone lediglich als Übergangsgerät dient – und nicht mehr als 100 Euro kostet.
iPhone 7 und 7 Plus werden wohl noch zumindest im nächsten Jahr das Update auf iOS 14 erhalten, der Prozessor und die Kamera gehen immer noch als ordentlich durch. Je nach Speichergröße sind sie ab etwa 220 Euro erhältlich. Das beste Angebot ist aktuell das iPhone 8. Da Apple selbst weniger als 500 Euro verlangt, sind auch die Preise bei Privatanbietern recht niedrig. Sie beginnen bei unter 300 Euro. Unter 350 macht man bei (sehr) gutem Zustand immer noch ein Schnäppchen. Die Updates dürfte es noch mindestens für zwei Jahre geben.
Das iPhone X ist erst seit zwei Jahren auf dem Markt. Die Technik stimmt größtenteils mit dem iPhone 8 überein, allerdings sind ein deutlich besseres Display und eine leicht überlegene Doppelkamera verbaut. Sie rechtfertigen den Aufpreis von rund 100 Euro. Ob sich der Kauf lohnt, hängt allerdings auch von den Preisen des iPhone XR ab.
Auch das erst im vergangenen Jahr vorgestellte Modell ist teilweise für etwa 400 Euro zu bekommen. Dank des neueren Prozessors ist es aber nicht nur schneller als das iPhone X, sondern dürfte auch ein Jahr länger von Apple unterstützt werden. Weitere Unterschiede sind das im Vergleich zum iPhone X größere Display (6,1 statt 5,7 Zoll) in etwas schlechterer Auflösung sowie der Wegfall der Doppelkamera, die allerdings nur beim Zoom einen Vorteil bietet.
Achtung bei XS und XS Max
Der Kauf eines gebrauchten XS oder XS Max lohnt sich nur in Ausnahmefällen. Die Spitzenmodelle aus dem letzten Jahr werden in der Regel immer noch zu Preisen von über 800 Euro gehandelt, für diesen Preis bekommt man aber auch ein neues iPhone 11. Selbst originalverpackte iPhone XS und XS Max sind bereits bei Händlern unter 900 Euro gelistet. Mehr als 850 Euro sollte man daher auf keinen Fall zahlen.
Neben dem Zustand des Gehäuses stecken beim Kauf vor allem in der verbauten Technik Fallstricke. So sollte man den Verkäufer unbedingt fragen, ob das Display getauscht wurde. Ist das bei nicht autorisierten Drittanbietern oder in Eigenregie passiert, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein deutlich schlechteres Display verbaut. Ein weiteres Risiko ist der in die Jahre gekommene Akku. Hier hilft es, sich ein Foto vom Batteriezustand schicken zu lassen.
Ein Zustand bis etwa 85 Prozent ist völlig in Ordnung, danach bemerkt man die gesunkene Laufzeit. Ältere Modelle werden zudem in der Leistung gedrosselt, das lässt sich aber abschalten. Unter 80 Prozent bieten Apple und autorisierte Anbieter einen Austausch an, der bei Apple je nach Modell zwischen 55 oder 75 Euro kostet.
Ist ein Gerät noch über Apple Care+ abgesichert, ist das in der Regel einen Aufpreis wert. Apple übernimmt in seiner erweiterten Garantie nicht nur kostenlos unverschuldete Probleme, sondern repariert auch zweimal selbst verschuldete Schäden wie durch Stürze beschädigte Displays deutlich günstiger. Zudem wird der Akku kostenlos getauscht, wenn sein Zustand unter 80 Prozent fällt.
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