Die neue Generation des Audi RS3 im Test
Die neue Generation des Audi RS3 im Test
Von Marc Willière
Für was die Buchstaben-Kombination genau steht, hat Audi seit der Vorstellung des ersten RS vor nunmehr 27 Jahren nie mitgeteilt. Aber egal, ob sie sich nun von Renn-, Rallye- oder Racing-Sport ableitet, stets bieten die Ingolstädter unter dieser Typenbezeichnung High-Performance-Autos an. Immer geht es ihnen dabei um Schnelligkeit und um Leidenschaft. Und um Emotion und Fahrspaß. Die neueste Generation des RS 3 bildet da keine Ausnahme.
Wo RS draufsteht, ist auch RS drin. Beim Audi RS 3 sogar sehr viel. Für die neueste Generation des Top-Sportlers mit den vier Ringen auf der Basis der bürgerlichen Brüder A3 Sportback und A3 Limousine hat die Motorsport-Abteilung nochmals am erfolgreichen Fünfzylinder-Hochleistungsmotor geschraubt und ihm noch mehr Durchzugskraft eingeflößt.
Waren es im ersten RS 3 aus dem Jahr 2011 „nur“ 250 kW (340 PS), 450 Nm und 4,6 Sekunden für den Sprint von null auf 100, so wartet das Aggregat mit 2,5 Liter Hubraum jetzt mit einer Leistung von 294 kW (400 PS) und einem Drehmoment von 500 Newtonmeter auf. Im Vergleich zum Vorgängermodell sind das nochmals 20 Nm mehr. Und 100 Stundenkilometer werden nunmehr bereits nach 3,8 Sekunden erreicht. Die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h kann mit RS-Dynamikpaket inklusive Keramikbremsen sogar bis auf Top-Speed 290 „geöffnet“ werden.
Die Power des Fünfzylinders bringt ein Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Straße – mit kurzen Schaltzeiten und sportlicherer Spreizung der Gänge. Die einzigartige Zündfolge 1-2-4-5-3 des Motors und der damit verbundene unnachahmliche Sound machen das Fahrerlebnis noch emotionaler.
Eingriff in den Quattro-Antrieb
Aber nicht allein an Leistung und Drehmoment hat der RS 3 zugelegt. Faszinierender ist eine technische Neuheit, die mit der Fahrdynamik zu tun hat. Audi nennt sie „Torque Splitter“. Und greift damit tief in den Quattro-Antrieb ein. An der Hinterachse verzichteten die Konstrukteure auf das bisher übliche Differenzial samt konventionellem Lamellenkupplungspaket. Stattdessen hat sich an jeder Antriebswelle je eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung eingenistet. So kann das optimal passende Moment für jede erdenkliche Situation an die beiden Hinterräder verteilt werden.
Die einzigartige Zündfolge 1-2-4-5-3 und der damit verbundene Sound machen das Fahrerlebnis noch emotionaler.
Bei sportlicher Fahrweise erhöht Torque Splitter das Antriebsmoment gezielt am kurvenäußeren Rad der Hinterachse. So wird die Neigung zum Untersteuern reduziert und folgt das Fahrzeug williger dem Lenkeinschlag. Das macht den Kurvenradius auf der Straße deutlich präziser und berechenbarer.
Soll der RS 3 auf abgesperrter Strecke den Fahrspaß auf ein neues Niveau hieven, dann nehmen spezielle Fahrmodi auf den Torque Splitter Einfluss und laden zum Tanz auf dem Asphalt. Indem der gesamte Vortriebsdrang auf eines der Hinterräder gelenkt wird, sind abenteuerliche, kontrollierbare Driftwinkel möglich. Für ein sportliches Fahren mit möglichst wenig Unter- und Übersteuern auf der Rundstrecke sorgt der neue RS Performance Mode. Er ist zudem auf die erstmals ab Werk optional erhältlichen Semi-Slick-Reifen abgestimmt.
Doch damit nicht genug: Seiner sportlichen Speerspitze in der Kompaktklasse hat Audi zudem neu entwickelte Stoßdämpfer verpasst. Sie sollen für sensiblere Reaktionen auf die Rückmeldungen der Fahrbahnoberfläche sorgen. Um eine genauere Lenkansprache und eine erhöhte Seitenführungskraft zu erreichen, haben die Ingenieure die Räder stärker zur Fahrbahn geneigt. Für ein präzises Zusammenspiel aller Komponenten und damit mehr Agilität besonders auf kurvenreichen Straßen ist schließlich der neue modulare Fahrdynamikregler zuständig. Serienmäßig halten größer dimensionierte und neu entwickelte Sechskolben-Stahlbremsen die Kraft des Fünfzylinders im Zaum.
Motorsport-Feeling pur
Seinen gesteigerten sportlichen Ansprüchen genügt auch das dynamischere Design des neuen Audi RS 3. Breite Stoßfänger, der neu gestaltete Singleframe mit markantem Wabengitter, große Lufteinlässe und flache, keilförmige LED-Scheinwerfer prägen die Front des kompakten Kraftprotzes. Ein digitales Gimmick ist die dynamische Leaving- und Coming-Home-Inszenierung: Im linken Scheinwerfer erscheint eine Zielflagge, auf der Fahrerseite der RS 3-Schriftzug. Hinter den vorderen Radhäusern gibt es als neues Designelement einen zusätzlichen Luftauslass. Den sportlichen Abschluss markieren der neu gestaltete Heckstoßfänger mit dem integrierten Diffusor und die Abgasanlage mit zwei großen ovalen Endrohren.
Schon nach dem Einsteigen und spätestens beim Aktivieren der Zündung umgibt den Fahrer pure Rennwagenatmosphäre: Denn die 12-Uhr-Markierung oben am Lenkrad, die optisch die Lenkradstellung signalisiert, und die Bildschirm-Darstellung von Motor- und Fahrdaten orientieren sich vorbildgetreu an dieser Fahrzeugkategorie. Die Schaltblitz-Anzeige im manuellen Getriebemodus fehlt natürlich auch nicht. Für Motorsport-Feeling sorgen außerdem das Multifunktionslederlenkrad, Carbon-Einleger in der Instrumententafel sowie Sportsitze. Allgegenwärtig ist dabei das RS-Logo, das in unterschiedlichsten Ausführungen daran zu erinnern scheint, dass der Name bei Audi Programm ist.
Der neue Audi RS 3 begeistert als Sportback und als Limousine nicht nur auf der Rennstrecke, wo er sich so richtig in seinem Element spürt. Auch auf öffentlichen Straßen kann er ein souverän-braver Alltagsbegleiter sein. Und als solcher wird er wohl den meisten seine Dienste anbieten – bei einem Startpreis von rund 60.000 Euro.
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