Biblische Gewächse für den Garten
Biblische Gewächse für den Garten
(dpa) - „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ So heißt es in der Genesis, dem ersten Buch Mose. In den darauffolgenden Tagen muss er wohl auch den Feigenbaum erschaffen haben. Denn die Feige ist das erste Gewächs, das nach allgemeinen Bezeichnungen wie Gras, Kraut und Bäumen konkret in der Schöpfungsgeschichte benannt wird. Mit ihren Blättern verhüllen Adam und Eva ihre Nacktheit, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten.
Pflanzen der Bibel
Gehölze, Kräuter, Getreide und Hülsenfrüchte: Die Liste an Pflanzen, die in der Bibel genannt werden, ist lang. Mindestens 110 hebräische Wörter im Alten Testament und rund 50 Wörter auf Griechisch im Neuen Testament verweisen auf Pflanzen.
Weitere 17 Namen aus dem Koran konnte ein Team um Professor Wilhelm Barthlott vom Bonner Nees-Institut für Biodiversität einer bestimmten Gattung oder sogar einer konkreten Art zuordnen. Insgesamt kommen sie auf 105 Arten. „Die sehr wenigen Koran-Pflanzen, die nicht in der Bibel erwähnt sind, kommen von der Arabischen Halbinsel und sind nicht für die Gartenkultur bei uns geeignet“, sagt Prof. Barthlott.
Dass die Anzahl an Gewächsen grundsätzlich schwer zu ermitteln ist, hat einen einfachen Grund. Die Namen, die in der Bibel verwendet werden, sind keine botanisch exakten Namen. Es ist vielmehr so wie mit unserer Butterblume: Je nach Region bezeichnet sie verschiedene Pflanzen.
Die Pflanzen sind in den Schriften mehr als schmückendes Beiwerk. Sie werden konkret im Zusammenhang mit Riten, Geboten und Vorschriften genannt. Zahllose Anspielungen, Gleichnis- und Bildworte in der Bibel zeugen davon, welchen Rang die Pflanzen im Alltag des Volkes Israel einnahmen und wie eng die biblischen Völker mit der Natur verbunden waren.
Eines der rätselhaftesten Pflanzensymbole bleibt wohl jener Baum der Erkenntnis aus der Schöpfungsgeschichte. Häufig wird er als Apfel dargestellt. Es gibt zwar den Spruch „Omne malum ex malo“, alles Böse kommt vom Apfel. Aber einen Apfel, wie wir ihn kennen, hat es im damaligen Kulturraum nicht gegeben.
Unbekannte Frucht
Einige Fachleute gehen davon aus, dass die Feige oder der Granatapfel gemeint sein könnten, da diese damals zu den gängigen Früchten in den Gärten gehörten. Andere vermuten auch, dass es sich um eine Orange oder eine andere Zitrusfrucht handelt. Diese stammen jedoch aus Südostasien und seien erst später eingeführt worden. Es kann aber auch der Rebstock gemeint sein, der in der Antike als Baum klassifiziert wurde. Dafür spricht auch seine Ambivalenz: Auch im Alten Testament wird vor dem Wein gewarnt, und im Islam ist Alkohol sogar verboten - gleichzeitig fließen Flüsse aus Wein im Paradies der Bibel und des Koran.
Gemessen an den Erwähnungen nimmt Wein einen wichtigen Stellenwert in der Bibel ein. An über 300 Stellen im Alten wie im Neuen Testament wird Bezug auf den Weinstock genommen. Von den ersten Anfängen der Menschheit an wurden Reben angebaut und ihre Früchte verwertet.
Weinreben werden inzwischen hierzulande angebaut - genauso wie viele andere Pflanzen aus den heiligen Schriften. Sie lassen sich nicht nur in vielen Bibelgärten bewundern, die die biblischen Geschichten und die Lebenswelt der Menschen von damals veranschaulichen. Viele mediterrane Pflanzen wurden schon viele Jahrhunderte lang in Klostergärten angebaut und haben so nach und nach ihren Weg in den heimischen Küchengarten gefunden.
Kräuter wie Minze, Dill und Kümmel aus dem Matthäus-Evangelium gehören ebenso dazu wie Kürbisse, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch, die im vierten Buch Mose genannt werden. Im fünften Buch Mose werden dem Volk Israel die sieben Arten im Gelobten Land angepriesen: Weizen, Gerste, Wein, Feigen, Granatapfel, Oliven und Datteln. Auch sie wachsen hierzulande - wenn auch teilweise nur in frostgeschützter Umgebung.
Getreide und Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen spielen auch in den Geschichten von Esau, Jakob und David eine Rolle. Fast alle unsere Getreidearten stammen ursprünglich aus dem Zwei-Strom-Land und sind über den Mittelmeerraum zu uns gelangt.
Zu den symbolträchtigsten Pflanzen der Schriften gehört der Ölbaum oder die Olive. Seit Beginn der Menschheitsgeschichte symbolisiert der Ölbaumzweig Frieden und bedeutet neues Leben und Hoffnung, wie es in der Geschichte der Sintflut treffend zum Ausdruck kommt. Auch in der muslimischen Kultur nimmt der Ölbaum eine besondere Stellung ein, ergänzt Professor Barthlott. „Der Ölbaum gilt als gesegnet, da er vielerlei Nutzen in sich birgt. Die Vorstellung vom Olivenbaum, der Licht für die Diener Gottes bereitstellt, kommt in beiden heiligen Büchern zum Tragen.“
Als Abonnent wissen Sie mehr
In der heutigen schnelllebigen Zeit besteht ein großer Bedarf an zuverlässigen Informationen. Fakten, keine Gerüchte, zugänglich und klar formuliert. Unsere Journalisten halten Sie über die neuesten Nachrichten auf dem Laufenden, stellen politischen Entscheidern kritische Fragen und liefern Ihnen relevante Hintergrundgeschichten.
Als Abonnent haben Sie vollen Zugriff auf alle unsere Artikel, Analysen und Videos. Wählen Sie jetzt das Angebot, das zu Ihnen passt.
