Bad Kreuznach: Kuren und genießen
Bad Kreuznach: Kuren und genießen
Es muss nicht immer gleich der Schwarzwald sein. Für ein verlängertes Wellness-Wochenende mit Thermalbad, Saunalandschaft und kulinarischen Genüssen bietet das weitaus näher gelegene Nahetal mit seinen beiden Kurorten Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein-Ebernburg ebenfalls beste Voraussetzungen.
Sole und Radon
Beim Spaziergang durch das Salinental, das die beiden seit 2014 miteinander vereinten Kurorte verbindet, kann man tief durchatmen: Neun Meter hohe Gradierwerke, an denen in den Sommermonaten aus der Sole gewonnenes Salzwasser über fein geschichtete Schwarzdornzweige herabrieselt, bilden auf einer Gesamtlänge von gut einem Kilometer Europas größtes Freiluftinhalatorium. Zur Salzgewinnung, für die die Gradierwerke einst erfunden und errichtet wurden, dienen diese aus Kostengründen heute nicht mehr. Den schönen Nebeneffekt der Salzanreicherung in der Luft, die eine Reinigung der Atemwege fördert, nutzt man am Kurort aber weiterhin.
Die gesundheitlich positive Wirkung des solehaltigen Thermalwassers hatte 1817 der Arzt Johann Erhard Prieger, der aus Wiesbaden nach Bad Kreuznach gezogen war, entdeckt. Ihm ist letztlich die Entwicklung der Stadt zum angesagten Kurort zu verdanken, weshalb einem sein Name des Öfteren begegnet. Als weiterer wichtiger Förderer der Bad Kreuznacher Kur gilt der einheimische Apotheker Karl Aschoff, der den Radongehalt der Salzquellen entdeckte und daraufhin die Radontherapie entwickelte. Zunächst badete man im radonhaltigen Wasser der Quellen beider Heilbäder. 1912 wurde der Heilstollen nahe dem Kurzentrum eröffnet, dessen natürlich vorhandene Radonstrahlung noch heute für Schmerztherapien – insbesondere bei Rheuma, Arthritis, Arthrosen und Morbus Bechterew – im Rahmen von Kuren zum Einsatz kommt.
Von der Blütezeit des Kurbetriebs, die bis zum Ersten Weltkrieg andauerte, zeugen heute noch das – teilweise noch renovierungsbedürftige – Kurhotel und das schräg gegenüber, nahe dem Kurpark gelegene Bäderhaus, das 1912 als neues Behandlungszentrum für die Kur mit Solebädern und Inhalationsräumen erbaut wurde.
Die beiden Weltkriege zerstörten den Kurbetrieb, der erst nach der Besatzungszeit in Form von Sozialkuren in weniger elitärer Erscheinung wieder in Gang kam. Extreme Leistungskürzungen im Gesundheitswesen 1993 beendeten diese Phase jedoch abrupt, sodass sich die Verantwortlichen der Stadt ein neues Kur- und Erholungskonzept überlegen mussten.
Sauna, Therme und Therapie
Nach zwei Hochwassern in den 1990er-Jahren, die den historischen Bau des Bäderhauses mit seiner markanten Kolonnadenfront schwer trafen, investierte man in einen aufwendigen Hochwasserschutz am Rande der Altstadt und renovierte das Bäderhaus umfassend. Damit entschied man sich auch, die Nutzung der steigenden Frage nach Wellness anzupassen und wandelte das Gebäude in eine gigantische Saunalandschaft – mit allen denkbaren Saunavarianten – auf einer Fläche von 4 000 Quadratmetern um, in deren Zentrum ein großes Thermalbecken zum Schwimmen einlädt.
Öffnungszeiten bis in den späten Abend hinein und ein höchst gepflegter Zustand der Anlage machen den Besuch für Sauna-Liebhaber zu einem echten Erlebnis. Anwendungen wie Massagen, Shiatsu und Körperpeeling, die für Paare auch in Parallelanwendungen buchbar sind, runden das Angebot ab.
Wer das Baden mit Schwimmkleidung bevorzugt, kann in unmittelbarer Nähe das Angebot der Crucenia Thermen von Bad Kreuznach nutzen. Das 30°C warme Schwimmbecken des modernen, pavillonartigen Bads wird mit herkömmlichem Wasser gespeist. Für einen kürzeren Aufenthalt zu gesundheitsfördernden Zwecken geeignet sind zwei weitere Innenbecken und ein Außenbecken mit 33°C warmem Thermalwasser. Über einen sogenannten Bademantelgang mit dem Thermalbad verbunden ist das Crucenia Gesundheitszentrum, in dem heute Kuranwendungen wie Heilschlammpackungen, Sole-Bäder sowie Physiotherapie und Massagen nach modernen Maßstäben erfolgen. Zur medizinischen Betreuung von Kurpatienten aus dem In- und Ausland ist eine Badearztpraxis in das Zentrum integriert.
Auf einen Stadtrundgang
Wer neben dem Kur-Arreal noch mehr vom historischen Bad Kreuznach entdecken möchte, kann eine der zahlreichen Stadtführungen buchen. In kundiger Begleitung lassen sich innerhalb von 90 Minuten etwa der mittelalterliche Stadtkern oder das Kurviertel mit seiner 200-jährigen Geschichte näher erkunden. Weitere Rundgänge führen auf die Ebernburg, ins Amalienschloss oder die Überreste einer herrschaftlichen römischen Villa mit ihren imposanten Mosaikböden. Sogar Ausflüge mit dem E-Bike, Wanderungen und Bootstouren stehen auf dem umfangreichen Programm der Tourismus-Information der beiden Kurorte.
Für Kunstinteressierte lohnt sich ein Besuch des Cauerhauses, in dem das Atelier von Hannah Cauer, der letzten Bad Kreuznacher Künstlerin der gleichnamigen Künstlerdynastie zu sehen ist. Sechs Generationen ihrer Familie arbeiteten in Bad Kreuznach, wo auch heute noch Skulpturen zu sehen sind, und wirkten von dort aus auf internationaler Ebene. Wer sich selbst kreativ versuchen möchte, kann hier auch einen der Zeichen- und Modellierkurse für kleine Gruppen belegen.
Eine weitere, sehenswerte Anlaufstelle in Sachen Kunst ist der in Bad Münster am Stein-Ebernburg gelegene Steinskulpturenpark, an den ein Museum angeschlossen ist, das der japanische Stararchitekt Tadao Ando in seinem unverwechselbaren schlichten Stil gestaltete. Mit Blick auf die Ebernburg und die Steilwand Rotenfels ist der Künstlerfamilie Kubach-Wilmsen ein eindrucksvolles Land-Art-Erlebnis gelungen.
Absacker mit höchster Qualität
Ausklingen lassen kann man den Tag in den Restaurants und Vinotheken des historischen Stadtteils von Bad Kreuznach. In der Nahe-Wein-Vinothek in der Mannheimer Straße etwa warten Weine von mehr als 50 Winzern der Region darauf, probiert zu werden – wobei sich der Kenner davon überzeugen kann, dass viele Weißweine des fruchtbaren Nahelands zur internationalen Spitzenklasse zählen. Exemplarisch genannt seien hier das Weingut Sinß aus Windesheim mit seinen Riesling- und Burgundersorten, die zuletzt im Gault Millau Weinguide 2018 positive Erwähnung fanden – und das bio-zertifizierte Weingut Forster, das 2017 unter anderem mit Großem Gold beim Internationalen Bioweinpreis ausgezeichnet wurde.
Mit den Winzern der Region rund um den Wein gefeiert wird im Kurpark von Bad Münster am Stein-Ebernburg bei "Wein im Park" vom 27. bis zum 29. Juli. Ebendort kann man am Sonntag, dem 5. August, mehr als 600 Oldtimer bei einem Jazzfrühshoppen in Augenschein nehmen.
