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Autoriesen ohne schlechtes Gewissen
Lifestyle 3 Min. 03.01.2020 Aus unserem online-Archiv

Autoriesen ohne schlechtes Gewissen

Mit dem SUV-Modell EQC hat Mercedes-Benz im vergangenen Jahr das erste Fahrzeug seiner Elektromarke EQ auf den Markt gebracht.

Autoriesen ohne schlechtes Gewissen

Mit dem SUV-Modell EQC hat Mercedes-Benz im vergangenen Jahr das erste Fahrzeug seiner Elektromarke EQ auf den Markt gebracht.
Foto: Daimler
Lifestyle 3 Min. 03.01.2020 Aus unserem online-Archiv

Autoriesen ohne schlechtes Gewissen

SUV-Modelle sind so beliebt wie nie zuvor. Die Giganten stehen aber gleichsam am Klimapranger. Aber es gibt Auswege ...

(dpa) - SUV-Modelle boomen nach wie vor – steuern wir deshalb mit Vollgas in die Klimakrise und den Weltuntergang? „Eher nein“, sagen Experten wie Arthur Kipferler von der Strategieberatung Berylls. „Mittlerweile sind sehr viele Fahrzeugmodelle auf dem Markt, die nur dem Namen nach SUV sind.“ Sie unterscheiden sich von ihren technisch ähnlichen Geschwistern lediglich durch eine robustere Aufmachung, mit umlaufenden Kunststoffplanken und etwas mehr Bodenfreiheit, haben aber vielfach gar keinen Allradantrieb.

Warum sie trotzdem gekauft werden? Weil sie die begehrte erhöhte Sitzposition und die damit verbundene bessere Rundumsicht bieten, die immer wieder als eines der Hauptkaufkriterien genannt wird, so Kipferler. Zudem sind sie in der Regel etwas geräumiger und variabler als konventionelle Autos und werden so zur Alternative für Kombi und Van. „Diese Modelle finden sich in den kleinen und kompakten Fahrzeugsegmenten und lassen sich entsprechend sparsam bewegen.“

Allerdings geht mit dem Platzbedarf oft ein größeres Format einher. „Und genau das wird von den Skeptikern als eines der zentralen Probleme angesehen“, sagt der Berylls-Experte. „Denn obwohl es nicht immer zutrifft, assoziieren sie mit größeren Autos mehr Verbrauch und damit mehr Emissionen.“ Ein Vorwurf, den man im Zusammenhang mit den ehemals beliebten, aber meist gleich großen Vans nie gehört habe.

Die Hersteller elektrifizieren ihre Modellpaletten

Das haben mittlerweile auch die Hersteller erkannt und suchen deshalb einen Ausweg aus der Zwickmühle. Im großen Stil haben sie begonnen, ihre SUVs zu elektrifizieren und bieten vom Mild-Hybrid bis zur reinen Elektroversion zahlreiche Modelle an, die zum Teil deutlich weniger verbrauchen als konventionelle Fahrzeuge gleichen Formats.

Schick und sauber: das vollelektrische SUV-Coupé Audi e-tron Sportback.
Schick und sauber: das vollelektrische SUV-Coupé Audi e-tron Sportback.
Foto: Audi

Größere SUV-Modelle wie der Audi Q5 und der Q7, der Mercedes-Benz GLE und der GLC, der BMW X3 und der X5 oder der Porsche Cayenne können alle zumindest ein gutes Stück weit lokal emissionsfrei fahren und kommen so auf Normverbrauchswerte unter zwei Litern. Toyota zum Beispiel bietet den C-HR mit gleich zwei Hybridversionen an und baut im RAV4 bald einen Pufferakku mit Steckdosenanschluss ein. Kia hat beim Niro gleich Hybrid, Plug-in und eine reine E-Version im Angebot. Und auch das Schwestermodell Hyundai Kona fährt mit Hybrid oder Batterieantrieb gegen die Klimakritik.

Die gleiche Strategie bedienen die PSA-Marken Peugeot und DS, die ihre kleinen Geländewagen DS 3 Crossback und 2008 jetzt mit Benziner, Diesel oder E-Antrieb auf den Markt bringen.

Mit dem Hyundai Nexo und dem Mercedes-Benz GLC F-CELL sind auch zwei der vier weltweit verfügbaren Brennstoffzellenfahrzeuge SUVs. Das gilt auch für die ersten Elektroautos, mit denen die etablierten Hersteller die Tesla-Verfolgung aufgenommen haben: Audi e-tron, Jaguar I-Pace, Mercedes-Benz EQC sind nicht umsonst hochbeinig und haben eine Crossover-Karosserie. „Wenn es um einen niedrigen CO2-Ausstoß geht, kommt man um ein elektrifiziertes SUV nicht herum“, sagt Kipferler: „Trotz aufwendiger Batterietechnik können sie, aufgeladen mit reinem Ökostrom, schon nach wenigen Jahren eine bessere Schadstoffbilanz aufweisen als vergleichbare Verbrenner.“


When the Mustang Mach-E launches in late 2020, a new all-wheel-drive system (eAWD) will be available that can apply torque independently to the front and rear axles to deliver impressive acceleration and improved handling. Ford tuned this eAWD system to provide excellent traction on the road, rigorously testing the vehicle in wet and snowy terrain to help control for slippery conditions.
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Aber egal ob Mild-, Voll- oder Plugin-Hybrid, ein voll elektrischer Antrieb oder gar die Brennstoffzelle – an der Stimmung gegenüber dem SUV ändert das wenig, hat der deutsche Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer beobachtet: „Es geht nicht um gute oder böse SUV, sondern um die soziale Akzeptanz“, sagt der Professor an der Universität Duisburg-Essen und sieht Parallelen zu den sogenannten Poser-Autos, die mit künstlichen Fehlzündungen Lärm machen, um Aufsehen zu erregen.

„Nicht Bewunderung, sondern Anstößigkeit ist die Folge“, sagt der Experte und geißelt das unabhängig vom Alter der Käufer als pubertäres Imponiergehabe. Das gilt nicht zuletzt auch für die Größe des Autos: „Geländewagen von mehr als fünf Metern Länge gehen fast automatisch auf Konfrontationskurs mit der öffentlichen Meinung“. Deshalb sollte man bei Autos wie einem BMW X7, Mercedes-Benz GLS, Cadillac Escalade oder Audi Q8 lieber zweimal überlegen, ob man diese Größe wirklich braucht.


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