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Unsere Alben des Jahres
Kultur 4 3 Min. 25.12.2016 Aus unserem online-Archiv
Wiessel mol d'Scheif

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Pol SCHOCK
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2016 hieß es Abschied nehmen von musikalischen Legenden: Lemmy, David Bowie, Prince, Leonard Cohen. Aber war es dafür auch musikalisch ein Jahr zum Abwinken? Wir glauben nicht und blicken zurück auf vier Alben, die 2016 prägten.

Von Vicky Stoll, Diego Velazquez, Jeff Schinker und Pol Schock

2016 hieß es, Abschied nehmen von musikalischen Legenden: Lemmy, David Bowie, Prince, Leonard Cohen. Aber war es dafür auch musikalisch ein Jahr zum Abwinken? Wir glauben nicht und blicken zurück auf vier Alben, die 2016 prägten.

Leonard Cohen – You Want It Darker

„Hineni, hineni – I'm ready my Lord“, singt Leonard Cohen im Titelsong seines letzten Albums. „Hineni“ ist Hebräisch und bedeutet „Hier bin ich“, es ist das Wort, das Abraham zu Gott in der Bibel sagte, als dieser ihn zu sich zitierte und von ihm verlangte, seinen Sohn Isaak zu opfern. Und „You Want It Darker“ klingt genau so, als würde Cohen mit Gott in einen letzten Dialog treten. Nur wenige Wochen nach Erscheinen des Albums mussten Nachrufe Cohens geschrieben werden. Das Album ist ein düsteres Requiem für ein dunkles Jahr. Was bleibt von 2016 in Erinnerung? „You Want It Darker“. Doch auch abseits aller Symbolik ist Cohens Album ein würdiges Werk – die Mischung aus Blues, Soul und Klassik mit schaurig-schönen Streichermelodien wie z. B. in „Traveling Light“ zeugen von musikalischer Größe und sind Balsam für die Seele. ps

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Parquet Courts – Human Performance

Mit Ausnahme einiger Blitzlichter, wie z. B. dem ungestümen „Teens of Denial“ von Car Seat Headrest und dem unheimlichen – und unheimlich prophetischen – „Blackstar“ von David Bowie hatte 2016 in der Kategorie Rockmusik mit Anspruch wenig zu bieten. Parquet Courts aus New York gehören mit ihrem fünften Studioalbum zu diesen wenigen Ausnahmen. Auf „Human Performance“ verbinden die Amerikaner traditionellen College Rock („Human Performance“ – ein fantastischer Ohrwurm), lustige Artpunk-Einlagen à la Devo („Dust“) mit ebenso schrägen wie eingängigen Malkmus’schen Indierock-Melodien („Captive of the Sun“). Zudem lassen sie es sich nicht nehmen, hier und da Congas oder Marimbas einzuflicken. Das Ergebnis ist eine absolut runde und elegante Sache – Musik, die in jeder Situation den passenden Ton trifft, nie stört, aber auch nie belanglos dahinplänkelt. Ob sich das Album auch über die Zeit etablieren kann, wird sich noch zeigen müssen. Denn: Hat man nicht für jede Situation ein anderes Lieblingsalbum? vs

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Andrew Bird – Are You Serious

2016 war in vielerlei Hinsicht ein beschissenes Jahr. Politisch haben wir erlebt, wie das Vereinigte Königreich aus sehr fragwürdigen Gründen entschied, die Europäische Union zu verlassen, während in den Vereinigten Staaten ein rassistischer und frauenfeindlicher Immobilienmogul zur Stimme des kleinen Mannes wurde und ins Weiße Haus gelangte. 2016 starben unter anderem David Bowie, Johan Cruyff, Dario Fo und Jo Cox. Trösten kann man sich dabei, indem man daran denkt, dass 2016 auch jenes Jahr war, in dem Andrew Bird und Fiona Apple betrunken ein Liebeslied aufnahmen – zwei der talentiertesten und charmantesten Liedermacher ihrer Generation. Auf dem Album „Are You Serious“ von Andrew Bird. Das war schön. dv

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Russian Circles – Guidance

„Good News for People Who Love Bad News“ hieß damals ein Album von Modest Mouse. Mit Trump, Brexit, dem zerbombten Aleppo und noch mehr Attentaten waren wir 2016 in dieser Hinsicht mehr als bedient. „Guidance“ von Russian Circles ist vielleicht nicht das schönste Album des Jahres. Nett und hoffnungsspendend ist diese Platte nicht, und Wohlklang geht sowieso anders. Aber mit seinen Momenten von schillerndem Aufbäumen („Overboard“) und strukturiertem Krach („Calla“) vertont „Guidance“ wohl am besten, was 2016 dargestellt hat – und bietet mit seinem reichhaltigen Klanggewand zwischen Rebellion und Resignation, Trauer und Wut eine ganze Palette an möglichen Reaktionen zu den Geschehnissen. Hier sind die ruhigen, zerbrechlichen Passagen entweder immer schon von einer brodelnden Spannung umgeben oder münden in ein brachiales Riffgewitter. Fast jeder der komplex strukturierten Tracks bietet Momente von wunderbarer Verspieltheit, technischer Versatilität und grandiosen Melodien. JSch

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