Überraschende Wende: Claude Conter neuer Direktor der Nationalbibliothek
Überraschende Wende: Claude Conter neuer Direktor der Nationalbibliothek
(mt) - Wie die Regierung am Montag nach der Sitzung des Ministerrates mitteilte, wird Claude Conter neuer Direktor der Nationalbibliothek. Er leitete bislang das Centre National de Littérature in Mersch.
Zunächst war Joanne Goebbels, die beigeordnete Direktorin des hauptstädtischen Athenäums, für den Posten nominiert worden. Sie ist politisch gefärbt, war Kandidation der LSAP bei Kommunal- und Europawahlen, sie ist auch die Tochter des früheren Ministers Robert Goebbels. Dies alles hatte bei ihrer Ernennung am vergangenen 24. April für reichlich Unmut gesorgt - vor allem von Seiten der Oppositionsparteien - und die Nominierungsprozedur in Frage gestellt.
Zumal auch die „Associatioun vun de Lëtzebuerger Bibliothekären, Archivisten & Dokumentalisten asbl“, kurz Albad, in einer Pressemitteilung kritisiert hatte, dass der Posten von einer Person besetzt werde, die nicht die Ausbildung als Bibliothekar aufzuweisen habe.
Einer der drei Kandidaten in der Endrunde des Auswahlverfahrens, Thierry Hirsch, ein anerkannter Philologe, Musiker, Autor, Herausgeber und Übersetzer, der zurzeit bei der ADEM arbeitet und dort die Abteilung der Arbeitsvermittlung für Flüchtlinge leitet, hatte zudem angedroht, vor das Verwaltungsgericht zu ziehen, da seiner Meinung nach er ein besseres Profil für den Posten aufzuweisen habe als Joanne Goebbels.
Langwieriger Findungsprozess
Joanne Goebbels hat hierauf die Entscheidung getroffen, den Posten - trotz ihrer ursprünglichen Nominierung durch den Ministerrat - nicht anzunehmen, worauf der Ministerrat nun in einem dritten Anlauf Claude Conter genannt hat. Im Herbst 2019 hatte die ersten Kandidaten bei der Ausschreibung die Jury nicht dermaßen überzeugt, worauf im Januar die Stelle ein zweites Mal ausgeschrieben worden war.
Der öffentliche Druck war am Ende aber für Jaoanne Goebbels wohl zu groß: „Die Nationalbibliothek habe Gelassenheit und Ruhe verdient, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bewältigen“, wird Goebbels indirekt in der Mitteilung der Regierung zitiert.
Conter ist aktuell Leiter des Centre national de littérature in Mersch, das sich um die Archivierung und Aufarbeitung des schriftstellerischen Nachlasses und das Literaturgeschehen bemüht.
Auf LW-Nachfrage wollte der neue Direktor die Entscheidung zu seinen Gunsten nicht kommentieren. Er verwies auf eine offenbar für Mittwoch geplante Pressekonferenz.
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