"The Lion King": Einfach atemberaubend
"The Lion King": Einfach atemberaubend
Es ist doch schon irgendwie komisch, dass das voll im Zeitgeist liegende „Live-action“-Genre zwar meist reichlich Action beinhaltet, aber oftmals nichts, das wirklich lebt. Doch genau das macht „The Lion King“ letztlich noch atemberaubender als er es auf den ersten Blick ohnehin schon ist. Vor allem aber tröstet dies dann auch ein wenig darüber hinweg, dass dem Disney-Imperium scheinbar so dramatisch die Ideen ausgehen, dass es sich erzählerisch nun selbst kannibalisieren muss.
Denn nach „The Jungle Book“ 2016 ist dies der zweite Film bei dem Regisseur Jon Favreau einen Disney-Klassiker, hier nun den Animationsfilm „The Lion King“ aus dem Jahre 1994, in ein Werk – „à la mode du jour“, sprich den Wünschen, Erwartungen und Möglichkeiten des Digitalzeitalters angepasst – verwandelt. Konkret bedeutet dies, dass der Film durchweg echter als die Realität anmutet. Dabei diente das Original zuweilen geradezu als Story-Board. Genau wie bei der Rudyard-Kipling-Adaptierung – nur eben mit drei Jahren mehr technischem Fortschritt im Werkzeugkoffer – kommen alle lebenden Kreaturen, die der Zuschauer auf der Leinwand entdeckt aus dem Computer.
Im Gegensatz zu „The Jungle Book“ wirkt „The Lion King“ aber, wohl weil er nur (meist) sprechende Tiere zeigt, noch glaubhafter als die Geschichte des jungen Mowgli. So folgt das Publikum dem Löwenjungen Simba (Donald Glover), der seinen Vater, König Mufasa (James Earl Jones), in dieser Rolle beerben soll. Doch dann kommt Mufasas Bruder Scar (Chiwetel Ejiofor) dazwischen, der die Macht an sich reißt. Von Schuldgefühlen getrieben, flieht der kleine Simba, der im urkomischen Freundesduo Timon (Billy Eichner) und Pumbaa (Seth Rogen) ein sympathisches Ziehelternpaar findet.
Da Scars Gewaltherrschaft mit Hilfe einer Hyänen-Armee das natürliche Gleichgewicht der Tiergemeinschaft bedroht, bricht Simbas Jugendfreundin Nala Jahre später auf, Hilfe zu suchen. Und Simba muss sich entscheiden, ob er nun das Zeug zum Herrscher hat oder nicht. Der Weg aus dem Exil wird so zu einer Reise zu seinem wahren Selbst. In der Thematik bleibt Disney sich treu: Große Gefühle werden – wie gewohnt – mit großen (Lebens-) Lektionen gepaart. Liebe, Verantwortung, der Respekt der Regeln des sozialen Zusammenlebens und der vor der Umwelt sind ebenso vertreten wie negative Aspekte – Neid, Hinterhältigkeit, Schuldgefühle oder Selbstzweifel.
Digitale Arbeit, reale Wirkkraft
Derweil kommt der Zuschauer – technisch gesehen – aus dem Staunen nicht heraus, wenn er hier Löwen und andere Savannentiere aus nächster Nähe beobachten kann, so als ob dies das Natürlichste auf der Welt wäre. Jedes Härchen der Mähne, das sich im Winde der Savanne bewegt, wirkt so täuschend echt, dass es nicht lange braucht, um das digitale Märchen – trotz sprechender Tiere! – als real zu empfinden. Dass jedoch auch eine gewisse Tradition gewahrt – und zugleich gefeiert – werden soll, zeigt sich unter anderem daran, dass der Komponist des ursprünglichen Films, Hans Zimmer, nach 1994 nun erneut für den Soundtrack verantwortlich zeichnet. So wundert es wenig, dass dieser ebenso ausladend wie die auf der Leinwand gezeigten Gefühle ausfällt.
Denn Schauspielern, die der Figuren ihr stimmliches Können leihen, ist die Spielfreude anzuhören. Und mit Beyoncé wurde nicht nur für „Spirit“, den Titelsong des Films, ein weiteres schweres Geschütz mit an Bord geholt, der US-Superstar spricht auch noch die (zukünftige) Königin der Löwen, Nala. Ein Disney, der – wie erwartet – die Kleinen verzücken und die Großen sicherlich faszinieren wird; und beides durchaus zurecht!
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