Ruhmeshalle des Rock'n'Roll vor 25 Jahren eröffnet
Ruhmeshalle des Rock'n'Roll vor 25 Jahren eröffnet
(KNA) - Zu höchsten Ehren gehören bewegende Szenen: Das gilt für Kultur- und Sport-Veranstaltungen, aber stärker noch in der Unterhaltungsbranche. Manche Dankesworte für einen Oscar bleiben deutlicher in der Erinnerung als der prämierte Film. Gewissermaßen ein musikalisches Pendant zu den Oscars ist die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame: Bisweilen ist rührend zu beobachten, wie aufgeregt und ehrerbietig die Laudatoren, meist selbst berühmte Musiker, die neu Aufgenommenen beglückwünschen.
Seit 25 Jahren gelten diese Momente als museumsreif: Am 2. September 1995 wurde die Ruhmeshalle in Cleveland physisch eröffnet. Ein Vierteljahrhundert „Hall of Fame“ konnten Musikliebhaber unterdessen schon 2011 feiern: Damals war es 25 Jahre her, dass die ersten Musiker aufgenommen worden waren, darunter Größen wie Chuck Berry, James Brown oder Ray Charles. In diesem Jahr kamen etwa Depeche Mode, Notorious B.I.G. oder Whitney Houston hinzu – was vor allem belegt, dass „Rock and Roll“ hier nicht mehr allzu eng definiert wird.
Eine halbe Million Besucher jährlich
An dieser Entwicklung gibt es freilich auch Kritik. 2006 lehnten die Sex Pistols ihre eigene Aufnahme ab. Zwei Jahre später wurde Madonna aufgenommen, die Kritiker zwar als Pop-Größe bezeichneten, die aber doch nichts mit Rockmusik zu tun habe. Und immer wieder wird beklagt, dass prägende Rock-Künstler fehlen, darunter Iron Maiden, Motörhead oder die Scorpions.
Die Musik-Genres werden durchlässiger – und auch das Museum will verschiedenste Zielgruppen anlocken, etwa mit speziellen Angeboten für Studenten und Familien, aber auch Kursen wie „Yoga at the Rock Hall“.
Das musikalische Pendant zu den Oscars ist die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame.
Dennoch gibt es Regeln, nach denen die Jury, bestehend aus Musik-Experten, über die Aufnahme entscheidet. Sie kann frühestens 25 Jahre nach Erscheinen der ersten Schallplatte oder CD des betreffenden Künstlers erfolgen. Und sie ist in vier Kategorien möglich: „Interpreten“, also Einzelmusiker oder Bands, „Non-Performer“, etwa Songschreiber, Produzenten oder DJs, „Früher Einfluss“, womit musikalische Vorläufer geehrt werden können, und seit dem Jahr 2000 „Studiomusiker“. Manche Künstler sind doppelt vertreten, Eric Clapton gar dreifach: als Solokünstler sowie mit seinen Bands The Yardbirds und Cream.
Dass das Museum in Cleveland eröffnet wurde – mit Auftritten von James Brown, Aretha Franklin oder Bob Dylan –, war nicht von Anfang an klar. Die Stadt bewarb sich als erste um die Ruhmeshalle, und zwar mit dem Argument, der aus Cleveland stammende Radiomoderator Alan Freed habe den Begriff „Rock'n Roll“ 1951 überhaupt erst geprägt. Angebote kamen auch von anderen Städten, und schließlich entschied das Publikum nach einer Unterschriften-Kampagne und einer Umfrage der Zeitung „USA Today“.
Geometrische Pyramide
Das Gebäude stammt vom chinesischen Architekten Ieoh Ming Pei, der auch das Mudam in Luxemburg und die Glaspyramide im Innenhof des Pariser Louvre entworfen hat. Die markanteste der geometrischen Formen, die das Rock-Museum bilden, ist ebenfalls eine Pyramide. Das Gebäude solle „die Energie des Rock’n Roll widerspiegeln“, erklärte der Schöpfer, der für dieses Werk zweimal ausgezeichnet wurde. Die Besucher – jährlich über eine halbe Million Menschen – empfängt der riesige rote Schriftzug: „Long Live Rock“. Insgesamt haben bereits 12,6 Millionen die Schau besucht.
Musik und Museum – noch ist diese Kombination eher ungewöhnlich. Bei Musikern dauere es bis zur Musealisierung länger als bei bildenden Künstlern, sagt der Kunsthistoriker Rein Wolfs. „Bildende Künstler werden heute oftmals bereits musealisiert, wenn sie 30 Jahre alt sind – anders als früher.“ Musiker würden zudem anders wahrgenommen als etwa Maler, sagt Wolfs. Ihre ganze Persönlichkeit stoße auf öffentliches Interesse: „die Biografie, mögliche Laster, Gerüchte“. Und die gehen in der Rockmusik bekanntermaßen niemals aus.
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