"Rock am Ring" unterbrochen
"Rock am Ring" unterbrochen
(tom) - Das Rockfestival "Rock am Ring" in der Eifel ist am Freitagabend wegen einer Terrorwarnung unterbrochen worden. Alle Festivalgäste wurden angewiesen, das Gelände zu verlassen. Veranstalter Marek Lieberberg wandte sich selbst um 21 Uhr, mitten im Konzert der deutschen Punkband Broilers, von der Hauptbühne aus an die Konzertbesucher.
Ersten Auskünften am Rande einer einberufenen Pressekonferenz zufolge habe es Grund zu der Annahme gegeben, dass ein Festival-Mitarbeiter einen terroristischen Hintergrund habe.
Am Samstagmorgen meldetet die ARD, dass zwei Verdächtige festgenommen wurden, die Ausweise als Helfer für das Festival hatten. Wie es auf der ARD-Webseite heißt, soll einer der in Koblenz Festgenommenenverwandt mit einer Person sein, die wegen Terrorverdacht in Haft sitzt.
Räumung ist ruhig vonstatten gegangen
Man habe sich der Anordnung der Polizei beugen müssen, so Veranstalter Lieberberg gegenüber der Presse. Die umliegenden Straßen seien alle abgesperrt. Es verkehrten aber noch Shuttlebusse. Er hoffe, dass das Festival am Samstag fortgesetzt werden könne. Das Gelände werde geräumt, um Ermittlungen im Innenraum durchführen zu können. Die Räumung sei ruhig vonstatten gegangen. „Unser Publikum hat fantastisch reagiert“, lobte der erfahrene Veranstalter.
Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat die Terrorwarnung bestätigt. Es gebe Hinweise auf eine mögliche terroristische Bedrohungslage, sagte Ministeriumssprecher Joachim Winkler am Freitagabend. Dem werde nachgegangen.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz will am Samstag um 11 Uhr die Öffentlichkeit vor Ort am Nürburgring informieren.
Erst Aufregung, dann Ruhe
Nach dem Terroralarm beim Festival „Rock am Ring“ und der Unterbrechung des Programms haben Tausende Musikfans eine friedliche Nacht in ihrem Zelten verbracht. „Aus polizeilicher Sicht verlief die Nacht ohne besondere Vorkommnisse“, sagte ein Sprecher der Polizei in Koblenz am Samstagmorgen.
Was genau diese terroristische Bedrohungslage auslöste, bleibt zunächst unklar. Als Lieberberg, ein erfahrener Musikpromoter und seit Jahrzehnten ein Schwergewicht in der Branche, am Abend zuvor vor die Presse trat, war er sichtlich aufgebracht.
"Was wird als nächstes abgesagt?“
Er sprach von Vermutungen, dass Leute, die mit dem Aufstellen von Zäunen beschäftigt waren, verdächtig seien. Und dass diese Information in die Medien durchgesickert sei. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. „Ich fühle mich entsetzlich leer und ausgepowert“, sagte Lieberberg. „Ist das das Ergebnis unserer wehrhaften Demokratie? Was wird als nächstes abgesagt?“
Lieberbergs Wutrede
Die Polizei hält sich dagegen komplett bedeckt - sie will zunächst auch nichts dazu sagen, ob das Festival am Samstag fortgesetzt werden kann. „Es gibt kein zeitliches Gerüst, wann wir das Gelände wieder freigeben.“
Die Polizei Koblenz hat ein Infotelefon eingerichtet.
Das wohl bekannteste Rockfestival Deutschlands war - begleitet von strengen Sicherheitsvorkehrungen - am Freitag am Nürburgring eröffnet worden. Bis zu 90 000 Musikfans wurden zu der seit Wochen ausverkauften Veranstaltung in der Eifel erwartet. Als Höhepunkt am Eröffnungstag hatte der Auftritt der Band Rammstein gegolten, der am späten Abend (22.30 Uhr) beginnen sollte.
Zurzeit werde auch darüber verhandelt, ob und wie der Rammstein-Auftritt gegebenenfalls nachgeholt werden könnte, so Veranstalter Lieberberg.
Es ist nicht das erste Mal, dass „Rock am Ring“ unterbrochen werden musste, zuletzt wurde das Festival 2016 wegen Blitzschlägen und zahlreichen Verletzten nach dem zweiten Tag abgebrochen. Doch eine Unterbrechung wegen Terrorgefahr gab es noch nie - in dieser Größenordnung womöglich noch nie in Deutschland.
Rock im Park geht unverändert weiter
Bei "Rock im Park", dem Zwillingsfestival von „Rock am Ring“ in Nürnberg, gehen die Konzerte weiter. „Es gibt keine konkrete Gefährdungslage“, sagte ein Sprecher des Veranstalters am Freitagabend. Kurz nach der Unterbrechung von „Rock am Ring“ durch die Polizei startete in Nürnberg das nächste Konzert der Toten Hosen - die Fans ließen sich in ihrer Feierlaune nicht beirren. Bei „Rock im Park“ sind in diesem Jahr rund 85 000 Zuschauer auf dem Festivalgelände.
Die Zwillingsfestivals gehen mit denselben Bands, aber in anderer Reihenfolge über die Bühne. Auch bei „Rock im Park“ waren die Sicherheitsvorkehrungen schon vor dem Start wenige Tage nach dem Terroranschlag auf ein Konzert im englischen Manchester vorsorglich verstärkt worden. Die Zahl der Sicherheitskräfte war von rund 1000 auf etwa 1300 Mitarbeiter erhöht worden.
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