Psychospiel auf Oscar-Niveau
Psychospiel auf Oscar-Niveau
Oscar-Preisträger Guillermo del Toro ist für seine fantastischen Kino-Welten berühmt. Mit dem Thriller „Nightmare Alley“ packt er nun das Film-Noir-Genre an – mit Stars wie Bradley Cooper, Cate Blanchett und Rooney Mara. Fabelwesen, Monster und skurrile Außenseiter haben es dem Regisseur („Hellboy“, „Pans Labyrinth“) besonders angetan – und das setzt sich auch fort.
Zuletzt begeisterte der 57-Jährige Mexikaner mit der bildgewaltigen Fabel „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“. Die Liebesgeschichte zwischen einer stummen Putzfrau und einem mysteriösen Wasserwesen, das in einem Regierungslabor gefangen ist, wurde 2018 mit vier Oscars gekrönt, darunter als bester Film und für Regie.
Mit seinem Nachfolgefilm, einem Noir-Thriller, packt Del Toro nun ein neues Genre an, aber mit seiner unverkennbaren Handschrift. „Nightmare Alley“ ist eine Neuverfilmung des gleichnamigen Romans von US-Autor William Lindsay Gresham (1909-1962), der erstmals 1947 mit Tyrone Power (dt. Titel „Der Scharlatan“) verfilmt wurde.
Bradley Cooper hart und kaltblütig
Del Toro wartet mit einer Star-Besetzung auf: Bradley Cooper, Cate Blanchett, Toni Collette, Willem Dafoe, Richard Jenkins, Rooney Mara, Ron Perlman und David Strathairn. Es ist die erste Hauptrolle für Cooper nach dem Musik-Liebesdrama „A Star Is Born“ (2018). Als durchtriebener Gauner in „Nightmare Alley“ spielt er nun die vielleicht kaltblütigste Figur seiner Filmkarriere. Cooper verwandelt sich in den ärmlichen Drifter Stan, der Ende der 1930er- Jahre als Schausteller auf einem Jahrmarkt anheuert.
Dort schaut er einem Hellseher-Paar (gespielt von Toni Collette und David Strathairn) Tricks ab, Zuschauer zu manipulieren und sich als Medium auszugeben, das scheinbar mit Verstorbenen in Kontakt treten kann. Stan verführt das Zirkusmädchen Molly (Rooney Mara), und mit der treu ergebenen Freundin macht sich der Schwindler in der reichen New Yorker Gesellschaft einen Namen als Seher und Medium.
Dort tritt eine gerissene Psychiaterin (Blanchett) in sein Leben, die ihm reiche Klienten vermittelt, doch am Ende zum Verhängnis wird. „Ich weiß, Sie sind nicht gut. Und ich bin es auch nicht“, sagt Stan zu seiner berechnenden Geliebten. Diese unheilvolle Prophezeiung ist ein Vorbote für das nachfolgende blutige Gemetzel und den tiefen Fall des Aufsteigers, den Del Toro kunstvoll inszeniert.
„Schwelgerisches Drama“ in historischer Manier
„Nightmare Alley“ von 1947 ist ein düsterer Schwarz-Weiß-Film, schlanke 110 Minuten, mit der kalten Brutalität eines Film Noir. Das Remake von Del Toro dagegen ist ein schwelgerisches Drama, eine halbe Stunde länger als das Original, mit einer bildgewaltigen Ausstattung. Der Regisseur taucht in der ersten Filmhälfte in die bunt-bizarre Welt des Jahrmarkts ab, mit Kleinwüchsigen, bärenstarken Riesen, Freaks und einem medizinischen Gruselkabinett, das Besucher anlockt und schockiert. Das ist die perfekte Kulisse für Del Toros Fantasiewelten, mit denen der Mexikaner auch diesmal wieder in den Bann zieht.
Zurecht wird „Nightmare Alley“ in Hollywood als Oscar-Kandidat gehandelt. Das renommierten American Film Institute (AFI) wählte den Psychothriller im Dezember zu den zehn besten Filmen des Jahres 2021. Gewöhnlich schaffen es mehrere Filme von der AFI-Liste unter die Oscar-Anwärter in der Top-Sparte „Bester Film“.
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