Null, Null, Null
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Von Pol Schock
Das Genre des Spionagefilms blickt auf eine beachtliche Filmgeschichte: seit etwa Fritz Langs Filmen wie „Spione“ und Alfred Hitchcocks „The Man Who Knew Too Much“ hat sich die Filmsparte ausdifferenziert und erfreut sich großer Beliebtheit.
Es lässt sich wohl gar behaupten, dass sich am Spionagefilm der politische Zeitgeist ablesen lässt. Die „Bond“-Filme und -Bösewichte waren geprägt vom bipolaren Muster des Kalten Kriegs. Nach dem Zerfall des Ostblocks wurde die Welt ein Stück komplexer – und mit ihr auch die Bösewichte in Agentenfilmen: Undurchsichtige Vereinigungen wie in „Spectre“ oder terroristische Organisationen wie in „True Lies“, der Serie „24“ oder „Homeland“. Aber seit einiger Zeit steht der Feind auch öfters in den eigenen Reihen wie etwa in der „Bourne“-Trilogie.
Auch im Spionagethriller „Unlocked“ von Michael Apted, der gerade in Luxemburgs Kinos angelaufen ist, wird der politische Zeitgeist deutlich: Unterwanderte westliche Geheimdienste kämpfen mit allen Mitteln der digitalen Überwachung gegen islamistische Terrorvereinigungen.
15 Minuten Brechstange
Erzählt wird die Geschichte anhand von Alice Racine (Noomi Rapace). Und das in überaus rasantem Tempo. Wo neue Serien sich viel Zeit für narrative Formen lassen, wird hier mit der Brechstange die Handlung durchgedrückt: Eine Frau Mitte 30 konnte 2012 einen Anschlag in Paris trotz guter Geheimdienstarbeit nicht verhindern. Sie sieht sich mitverantwortlich für die vielen Toten und arbeitet seither zurückgezogen in London als Sozialarbeiterin.
Doch – man ahnt es – an dem Tag an dem der Zuschauer sie begegnet, wird sie wieder mit ihrem früheren Agentenleben konfrontiert. Und nach (sehr) kurzem abwägen, entscheidet sie sich erneut für den Kampf gegen den Terrorismus. Während eines Verhörs merkt sie jedoch rein zufällig, dass sie in einen Hinterhalt geraten ist und ergreift die Flucht.
Das alles passiert wohlgemerkt in den ersten 15 Minuten inklusive der typischen Stilelemente des modernen Agentenfilms: Lange, ruhige Dialogszenen, in denen kryptische Informationen und Namen ausgetauscht werden. Dann wieder hektisch gefilmte Verfolgungs- und Actionszenen, in denen Fäuste fliegen, Spiegel und Tische zerbrechen und es natürlich Kugeln hagelt und Blut fließt. Und schließlich der kurze Zusammenbruch der Heldin, die sich zwei Tränen abwischt – und dann weitermacht.
Denn auch hier flüchtet Alice zunächst nach Hause um dort – rein zufällig – Orlando Bloom als Jack Alcott im Schlafzimmer zu finden, der gerade dabei war, einen Fernseher (?!) zu stehlen. Die CIA-Agentin vertraut ihm irgendwie trotzdem, und sucht Schutz und Rat bei Eric Lasch (Michael Douglas) einem (scheinbar) alten Freund ...
Belangloser Agentenfilm
Die Intention des Filmes einen weiblichen Gegenhelden zu „Bourne“ und „Bond“ zu erfinden, mag durchaus ein legitimes Anliegen sein. Allein die Umsetzung ist mehr als dürftig: Denn neben allzu abgedroschenen Handlungselementen scheitert der Film eben gerade an seinem mörderischen Tempo und Mangel an Rhythmus. Man baut zu keinem Zeitpunkt eine Verbindung zu den Protagonisten, geschweige denn zum Plot auf. Die Szenen wirken schlichtweg aneinandergereiht wie eine Urlaubs-Fotocollage.
Dabei ist das eigentlich erstaunlich, da Michael Apted mit „The World Is Not Enough“ bereits erfolgreich einen „Bond“ gedreht hat. Und der Cast ist geradezu hochgradig besetzt. Doch allein John Malkovich mag als kühler, zynischer CIA-Chef ein belebendes Element im Film sein – selbst wenn auch dessen Figur einem allzu vertraut aus etlichen Spionagestreifen vorkommt.
So bleibt „Unlocked“ zwar ein Film, der das Zeitgeschehen festhält, jedoch ansonsten belanglos wirkt und das Genre des Spionagefilms nicht bereichern kann.
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