Noch ein paar Unangepasste
Noch ein paar Unangepasste
Von Daniel Conrad
Ganz nach Stichwort: Ist das, was das Berliner Duo Milliarden mit seinem Debütalbum „Betrüger“ abliefert, nicht eine Mogelpackung und zu viel Anbiederung an ein Massenpublikum? Zumindest stoßen die Newcomer aus der deutschen Hauptstadt bei nicht jedem Kritiker auf Gegenliebe. Gar der Vorwurf der sich selbst inszenierenden, platten Sound-Kopierer steht im Raum.
U2 im Anfangsstadium, eine kräftige Deutsch-Rock-Attitüde in Memoriam an Selig, Reiser und Co. und viel Berliner Hinterhof-Snobismus prallen hier aufeinander – das macht es tatsächlich für ein breiteres Publikum leichter, sie zu mögen.
Wie sieht sich das Duo, namentlich Ben Hartmann und Johannes Aue, eigentlich selbst? Zumindest in der Darstellung ihres Vertriebs Universal Music heißt es: „Sie nehmen sich den Luxus der Unangepasstheit in einer allzu angepassten Zeit. Wollen sich nicht zwischen Rock, Punk und Pop entscheiden, sondern singen stattdessen von Freiheit.“
Da schwingt schon ordentlich Pathos mit – ähnlich wie in den Texten. Die sind vom Spiel mit Kontrasten durchzogen, schwanken zwischen banaler Punkrocklyrik und geradezu radikaler Einfachheit; gewürzt mit einer Mischung – für manche sehr erfrischend – aus etwas Verstörendem und Selbstzerstörerischem. Kostproben davon finden sich schon in den Refrainzeilen: „Oh, Chérie, du blutest wunderschön“; oder auch: „Ich will mit dir im Bett verhungern“ – was für Komplimente!
Und der Nachhall? Gerade das Eingängige und das Unangepasste (ob inszeniert oder nicht) macht das Album zur idealen Partymucke für die Alternativeszene, die schon zu den Beatsteaks neigte, die einfach nur abrocken und die Refrains mitgrölen will. Intensiv-Musikhörern ist das vielleicht einfach zu wenig. Aber es wundert auch wirklich nicht, wenn die breiten Bewertungen bei den Streaming- und Downloadplattformen deutlich nach oben zeigen. Wem's gefällt: Die Jungs machen am 18. November auf ihrer Tour im Trierer Exhaus Station.
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