Nischenmusiker im Mittelpunkt
Nischenmusiker im Mittelpunkt
Von Michael Merten
Es war ein Wagnis, auf das sich die Kulturschaffenden der vier QuattroPole-Städte Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier eingelassen haben. Mehr als ein Jahr bereiteten die Kulturämter der Kommunen und die Geschäftsstelle des Städtenetzwerks einen Wettbewerb vor, von dem niemand so genau wusste, ob er angenommen werden würde.
Denn der neu geschaffene QuattroPole-Musikpreis 2019 richtet sich explizit nicht an populäre Rock- und Popbands oder klassische Künstler, sondern an eine musikalische Nische: Musiker und Komponisten, die elektronische, experimentelle, zeitgenössische Musik mit innovativen Techniken im digitalen Bereich verbinden. Dennoch bewarben sich 54 Künstler – eine davon die 1976 in Luxemburg geborene Komponistin Catherine Kontz.
Auf Musikpreise bewerbe sie sich eigentlich sehr selten, verrät die seit 21 Jahren in London lebende Künstlerin: „Ich passe nicht so ins Schema von sehr traditioneller Konzertmusik.“ Weil es aber hier um innovative Musik ging, wagte sie die Teilnahme – und schaffte es bis ins Finale, das am Wochenende in der Trierer Kulturstätte Tufa ausgerichtet wurde.
Kontz bewarb sich mit „Fleet Flooting – Sonic Walk“, einer Komposition, für die sie 2018 akustische und visuelle Eindrücke von Londons unterirdisch fließendem Fluss Fleet verarbeitete. „Ich habe mich entschieden, einen kleinen Filmausschnitt zu zeigen, denn die Fleet konnte ich ja nicht mitbringen“, sagte die sichtlich gut gelaunte Künstlerin.
„Musik für die Augen“
Kontz schaffte es sowohl in die Vorauswahl von 16 Teilnehmern als auch in die Runde der letzten vier Finalisten, die in Trier auftreten durften, weil die Stadt derzeit die QuattroPole-Präsidentschaft innehat. Zuvor gehörte die Bühne jedoch den Politikern. In Vertretung von Luxemburgs Bürgermeisterin Lydie Polfer würdigte Sylvia Camarda die neue Auszeichnung: „Dieser Preis ist eine große Ehre“, sagte die Tänzerin, für die der Auftritt nichts Ungewohntes war. „Ich bin schon vor zehn Jahren in der TUFA aufgetreten, ich fühle mich hier wie zu Hause“, verriet die Choreografin.
Das sei aber eine Ausnahme, so die Moderatorin der Arte-Sendung „Move“, die schön öfter etwa in Leipzig oder in Düsseldorf aufgetreten ist, aber selten im Grenzgebiet: „Man hat manchmal das Glück, auf einer Bühne in der Großregion aufzutreten, aber das kommt nicht oft vor, das finde ich schade“, sagte sie am Rande der Veranstaltung dem „Luxemburger Wort“. Kontz stimmte dem zu: „Ich mache ja auch viele Projekte in Luxemburg, aber noch nie in der Großregion. Ich hoffe, dass sich das ändert.“
Die Konkurrenten von Kontz waren Alexander Reiff aus Trier, der seine 30-Sekunden-Oper „Pictures at an Instabition“ spielte, der Saarbrücker Florian Schwamborn mit seinem musikalischen Projekt „Spiegelung“ – und der Sieger aus Metz, Hervé Birolini.
Die Auftritte waren eindrucksvolle Inszenierungen aus Musik, Lichteffekten, Videos, elektronischen Klängen. Das Siegerstück „Exartikulations“ sei ein Werk, das „in seinem Genre einzigartig ist, das sehr viel mehr bietet als nur Musik für die Ohren, nämlich auch Musik ohne Klang, Musik für die Augen“, sagte der gastgebende Trierer Kulturdezernent Thomas Schmitt.
Zunächst ein Testballon
Der Musikpreis, das machten die Veranstalter deutlich, war erst einmal eine Art Testballon. Ob es eine weitere Edition geben wird, ob gar ein fester, jährlicher Wechselrhythmus der Ausrichterstätte oder eine Tournee der Finalisten zustande kommt, kann noch niemand sagen. Das hinge immer wieder davon ab, wie viele Mittel bewilligt werden, machte der Vertreter der Stadt Metz deutlich.
Schmitt sagte: „Es war ein guter Einstieg. Aber ich würde mir für die Zukunft wünschen, dass der Preis sich noch mehr Genres öffnet, ohne Innovation und Digitalisierung aus dem Auge zu verlieren.“ Und Sylvia Camarda regte an, mit diesen „tollen Finalisten“ bereits in diesem Jahr eine Tournee zu organisieren: „Man müsste diese vier Künstler in den vier Städten haben. Punkt.“
